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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Holstein-Ledreborg; Holzbearbeitung

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Holstein-Ledreborg - Holzbearbeitung.

Holstein-Ledreborg, Graf, dän. Politiker, legte im Juni 1890 sein Mandat als Mitglied des Folkethings nieder, teils weil die Opposition der Linken, der er angehört hatte, bisher erfolglos geblieben war, teils weil er sich unter den Demokraten gesellschaftlich nicht heimisch fühlte.

Holzbearbeitung. Die Erzeugung von dünnen Brettchen zur Herstellung kleiner Kistchen für Zigarren, Schokolade, Stärke, Früchte und zahlreiche kleine Postsendungen hat sich infolge des außerordentlich großen Bedarfs an solchen Schnitthölzern als besonderer Erwerbszweig ausgebildet, dem folgendes Verfahren zu Grunde liegt. Das wenn möglich noch vollkommen grün erhaltene Holz der Erle, Zeder, Buche, Tanne, Fichte, Kiefer, Espe etc. wird als Rundholz in Längen von etwa 1 m geschnitten und sodann einem Dämpfprozeß unterworfen, weil nur gedämpftes Holz zusammenhängende Bretter liefert, während trocknes Holz stets zerbricht. Die Dämpfung findet entweder in verschlossenen hölzernen Kasten oder in kurzen eisernen Dampfkesseln mit frischem oder sogen. Abdampf statt und dauert je nach der Beschaffenheit und Art des Holzes verschieden lange, doch immer mehrere Stunden. Die Dampfspannung soll jedoch 1 Atmosphäre Überdruck nicht überschreiten. Derart vorbereitetes Holz gelangt in völlig nassem Zustand auf die Bretterschneidmaschine, welche aus zwei wesentlichen Teilen, dem Schneidzeug und dem Stellzeug, besteht. Das Schneidzeug ist ein scharf geschliffenes Messer, das an einem besondern Schieber befestigt ist, welcher mittels zweier von Kurbeln angetriebener Zugstangen ab- und aufwärts bewegt wird und bei der Abwärtsbewegung das Messer zum Schneiden bringt. Wichtig ist, daß der Schnitt ruhig und vorteilhaft, d. h. ohne Verletzung der Holzplatten erfolgt, was dadurch erreicht wird, daß man den Schieber in einer schrägen Bahn bewegt und infolgedessen ziehend zur Wirkung bringt. Das Stellzeug dient dazu, das Werkstück nach jedem Schnitte um die jedesmalige Brettstärke dem Messer entgegenzuführen. Zu dieser Bewegung befindet sich auf einem starken Brett ein Tisch mit Einspannvorrichtungen und mittels zweier starker, horizontaler Schrauben verschiebbar, welche, durch Kegelräder angetrieben, nach jedem Schnitte sich entsprechend drehen und den Tisch vorschieben. Diese Maschine macht in der Minute 60 Schnitte, also auch 60 Brettchen in einer Länge bis 1 m, einer Breite bis 300 mm und einer Stärke von 1-8 mm. Die von der Schneidmaschine kommenden nassen Bretter müssen sodann mit der Vorsicht getrocknet werden, daß sie ihre ebene Gestalt beibehalten. Zu diesem Zwecke gelangen sie zuerst in eine Vortrockenpresse, welche eine Batterie von eisernen Platten bildet, die mit Dampf geheizt werden, und zwischen welche man die Bretter legt. Zum vollständigen Trocknen der letztern dient eine hydraulische Dampftrockenpresse, welche der Hauptsache nach aus zehn schweren eisernen Hohlplatten von 1 qm Fläche besteht, die, mit Dampf geheizt und mit Kupferblechen bedeckt, die zwischengelegten Bretter unter einem von einer hydraulischen Presse ausgeübten Drucke von 70 Atmosphären in wenigen Minuten vollständig austrocknen und dabei genau eben pressen. Nach dieser Behandlung unterwirft man Brettchen für gewisse Bestimmungen, z. B. solche zu Zigarrenkistchen, oft noch einer Arbeit, welche den Zweck hat, Imitationen hervorzubringen, z. B. Erlenholz dem Zedernholz ähnlich zu machen, und darin besteht, daß man dieselben erst färbt oder beizt und dann durch entsprechend ziselierte Walzen mit den gewünschten Mustern versieht. Die vorstehend beschriebenen Maschinen und das damit durchgeführte Verfahren stammen aus der deutsch-amerikanischen Maschinenfabrik von E. Kirchner u. Komp., Leipzig-Sellerhausen, welche schon eine Reihe solcher Anlagen ausgeführt hat. Auch eignet sich dieses Verfahren zur Erzeugung von Furnieren, in welchem Falle übrigens von Arbey in Paris das Messer horizontal angewendet wird.

Drehbank mit Fräsapparat. Es gibt bekanntlich eine große Menge von Holzdrechslerarbeiten, welche ihre Vollendung erst durch die Hand des Bildhauers oder Schnitzers oder durch Fräsmaschinen erhalten, indem sie mit erhöhten oder vertieften Kannelierungen, Perlen, Rosetten, Windungen, profilierten Wülsten u. dgl. versehen werden. Um diese Arbeiten auf der Drehbank vornehmen, also die gedrehten Gegenstände von dem Drechsler selbst vollenden lassen zu können, hat die Werkzeugmaschinenfabrik Geiger u. Hessenmüller in Ludwigshafen a. Rh. einen Apparat konstruiert, der, mit der Drehbank verbunden, die sämtlichen genannten Verzierungen anzubringen gestattet. Derselbe ist dem Wesen nach, von oben gesehen, in obiger Figur dargestellt. Auf den Drehbankwangen WW, welche von dem Gestell G G getragen werden, befindet sich bei S die Spindel mit Schnurscheibe, bei R der Reitstock, zwischen beiden fest eingeklemmt das Arbeitsstück A. Für gewöhnliche Dreharbeit erhält die Spindel ihre Umdrehung von einem Fußtritt aus oder von der Riemenscheibe l_{1}, welche auf der Achse des großen Schnurrades neben der Leerscheibe l befestigt ist. Für die Anbringung der genannten Verzierungen tritt folgender Apparat in Thätigkeit. Auf dem in der Längs-^[folgende Seite]

^[Abb.: Drehbank mit Fräsapparat von Geiger und Hessenmüller.]