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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lotze; Louvet de Couvrai; Löwe; Lowell; Löwenstein; Löwig; Lubbock; Lübeck; Lucius; Lücke; Ludwig; Luftgewebe

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Lotze - Luftgewebe.

landes abgelagert wurde, hält ihn Nehring für eine subaërische Bildung, indem er annimmt, daß der L. unter wesentlicher Mitbildung von Staub und Flugsand entstanden sei. Sauer hat nun den typischen L. zwischen Elbe und Mulde, wo er das hügelige Terrain in einer mit den Unebenheiten des Untergrundes wechselnden Mächtigkeit bis zu 20 m überkleidet, untersucht und gefunden, daß die Mineralbestandteile desselben mit denen des echten glazialen Geschiebemergels völlig übereinstimmen. Die Verteilung der Konchylien im L. ist außerordentlich unregelmäßig, niemals schichtweise, und scheint anzudeuten, daß dieselben nicht durch Hochfluten von fernher eingeschwemmt wurden, sondern daß sie dort, wo sie jetzt sich finden, oder doch ganz in der Nähe lebten und ihre günstigsten Lebensbedingungen fanden. Nach dem Erzgebirge hin geht der normale L. ganz allmählich in den Lößlehm über, der sich durch staubartige Feinheit der Gemengteile auszeichnet, nach Art und Gestalt seiner Mineralgemengteile dem normalen L. durchaus ähnlich, vom Verwitterungslehm der anstehenden Gesteine aber vollkommen verschieden ist. Anderseits geht der L. nach dem Tiefland hin allmählich in ein durch zunehmende Korngröße charakterisiertes lößartiges Gestein, schließlich in Lößsand und reinen Sand über. Diese Aufeinanderfolge der Glieder einer offenbar einheitlichen Organisation entspricht der Richthofenschen äolischen Theorie; die durch den Wind aufgearbeiteten, unter Mitwirkung von Frost gelockerten Bestandteile der Geschiebelehmoberfläche wurden nach Maßgabe ihrer Korngröße abgelagert, die gröbern und gröbsten am Rande des Berglandes, während der feinste Staub weit hinauf (bis 400 m Meereshöhe) in das Gebirge getragen wurde. Für diese Auffassung der Lößbildung spricht nach Heim und Sauer auch das Auftreten der Dreikantner oder Kantengeschiebe in Sachsen. Diese Geschiebe sind immer nur auf die oberste Deckschicht des ältern Diluviums beschränkt, mag dasselbe aus unterm oder oberm Geschiebemergel, aus Sand oder Kies bestehen, und in der Regel zeigen sie die meist dreiseitige, flachpyramidale Gestalt nur auf der einen Seite, auf welcher sie anscheinend aus dieser Deckschicht hervorragten. Sauer erklärt nun die Bildung der Dreikantner aus der abschleifenden Wirkung des Sandes, welcher durch den Wind gegen die Geschiebe geworfen wurde, und stützt sich hierbei wesentlich auf die von Walter in der Galalawüste gemachte Entdeckung, daß einzelne aus Gerölllagen hervorragende Geschiebe durch die dort herrschenden Sandstürme Glättung und Abschleifung zu stumpf pyramidalen Formen erhielten. In der That sind die norddeutschen Kantengerölle den Geschieben der Galalawüste zum Verwechseln ähnlich.

Lotze, Rudolf Hermann, Philosoph. Zur Litteratur: E. v. Hartmann, Lotzes Philosophie (Leipz. 1888); L. Stählin, Kant, L., Albr. Ritschl (Bas. 1888).

Louvet de Couvrai, Jean Baptiste, franz. Schriftsteller. Die »Mémoires de L. sur la Révolution française« wurden vollständig von Aulard herausgegeben (Par. 1889).

Löwe, 1) Feodor, Schauspieler, starb 21. Juni 1890 in Stuttgart.

Lowell, James Russell, amerikan. Dichter. Seine Biographie schrieb E. E. Brown (Boston 1887).

Löwenstein, Rudolf, Dichter u. Journalist, starb 5. Jan. 1891 in Berlin, nachdem er schon 1886 von der Redaktion des »Kladderadatsch« zurückgetreten war.

Löwig, Karl Jakob, Chemiker, starb 27. März 1890 in Breslau.

Lubbock, Sir John, Baronet, wurde im Juli 1890 als Nachfolger Lord Roseberrys zum Präsidenten des Londoner Grafschaftsrats gewählt, dessen Vizepräsident er seit der Errichtung der Behörde gewesen war. Er veröffentlichte noch: »Senses, instincts and intelligence of animals« (1888; deutsch: »Die Sinne und das geistige Leben der Tiere, besonders der Insekten«, Leipz. 1889).

Lübeck. Das Budget für 1890 beziffert sich in Einnahmen und Ausgaben auf 3,459,816 Mk. Die ordentlichen Einnahmen betragen in Mark:

^[Liste]

Domänen 552751

Von Schulen 197042

Zinsen und Dividenden 730069

Verschiedenes 48517

Reichszölle u. -Steuern 431510

Steuern und Abgaben 1333508

Zusammen: 3293397

Als außerordentliche Einnahmen (aus der Reservekasse) sind 48,517 Mk. aufgeführt. Die Ausgaben sind wie folgt festgesetzt:

^[Liste]

Senat und Bürgerschaft 153568 Mark

Reichs- und auswärtige Angelegenheiten 386325 "

Gerichte und Polizei 448893 "

Verwaltung 285869 "

Bauten und Lotsenwesen 504107 "

Kirche und Schule 631715 "

Armen- und Krankenpflege 77238 "

Pensionen 103924 "

Verschiedenes 59760 "

Staatsschuld 808415 "

Zusammen: 3459816 Mark.

Lucius, Robert, Freiherr von Ballhausen, nahm 1. Dez. 1890 seine Entlassung als preußischer Minister der landwirtschaftlichen Angelegenheiten, weil er mit der veränderten Richtung der Regierung hinsichtlich der Getreidezölle und der Viehsperre nicht einverstanden war.

Lücke, Friedrich, Theolog. Seine Biographie schrieb F. Sander (Hannov. 1890).

Ludwig, 8) L. Wilhelm I., Markgraf von Baden-Baden, österreich. Generalleutnant und Reichsfeldmarschall. Ihm zu Ehren erhielt 1888 das Infanterieregiment Nr. 23 seinen Namen.

30) L. XII., König von Frankreich. Vgl. de Maulde, Anne de France, duchesse de Bourbonnais, et Louis XII (Par. 1886).

34) L. XVI. August, König von Frankreich. Vgl. v. Stockmar, L. XVI. und Marie Antoinette auf der Flucht nach Montmédy (Berl. 1890).

43) L., Graf von Nassau-Dillenburg. Vgl. Blok, Lodewijk van Nassau (Haag 1889).

Luftgewebe (Aërenchym), eine dem Kork entwickelungsgeschichtlich gleichwertige Gewebeform, die sich vorzugsweise an untergetauchten Stengeln und Wurzeln von Wasser- und Sumpfpflanzen entwickelt und aus zartwandigen, unverkorkten Zellen mit großen, dazwischenliegenden Luftkanälen besteht. Nicht zu verwechseln ist dasselbe mit dem lakunösen Parenchym von Sumpf- und Wasserpflanzen, welches nicht nur einen ungleichen Ursprung, sondern auch eine andre biologische Aufgabe hat. Das neuerdings von Schenck bei einer Reihe brasilischer Wassergewächse, wie Jussiaea-Arten, Lythraceen (Cuphea, Heimia), Melastomaceen (Rhynchanthera, Acisanthera), Euphorbiaceen (Caperonia), Mimoseen (Mimosa, Neptunia) und Papilionaceen (Sesbania), aber auch bei einzelnen in Deutschland einheimischen Sumpfbewohnern (wie Lythrum Salicaria, Epilobium hirsutum, Lycopus europaeus) aufgefundene Gewebe liefert ein ausgezeichnetes Beispiel für den Einfluß der äußern Lebensbedingungen auf den innern Bau der Pflanzen. Je nachdem z. B. die untern