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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Luftmesser mit rotierenden Kolben; Luftpumpe

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Luftmesser - Luftpumpe.

Stengelteile der ebengenannten Sumpfpflanzen im Wasser oder an der Luft wachsen, entwickeln sie in ihrer Korkbildungsschicht (Phellogen) entweder zartwandiges, unverkorktes L. oder den gewöhnlichen Peridermmantel, indem im erstern Falle der eingetretene Sauerstoffmangel des innern Stengelgewebes das Plasma der Phellogenzellen zur Bildung von L. zu veranlassen scheint. Die in diesem Gewebe vorhandene Luft erwies sich dem entsprechend sauerstoffreicher als die Atmosphäre. Das L. hat demnach die Aufgabe, dem Atmungsbedürfnis unter Wasser oder im Schlamme wachsender Pflanzenteile zu genügen. Die mit dieser Gewebeform ausgestatteten Pflanzenteile, wie z. B. die untergetauchten ältern Stengelteile und Nebenwurzeln von Jussiaea peruviana zeichnen sich äußerlich durch schwammige, weiche Beschaffenheit und schneeweißes Aussehen aus. Beides wird durch einen dicken Luftgewebemantel hervorgerufen, der ganz so wie der Kork aus einer besondern Bildungsschicht (Phellogen) der primären Rinde hervorgeht und daher von braunen, abgestorbenen und zersetzten Resten derselben bedeckt erscheint. Bei der genannten Art kommt das L. dadurch zu stande, daß von den Zellen der Phellogenschicht etwa die Hälfte in radialer Richtung lange, rundum freie, cylindrische Zellbalken ausstreckt, zwischen denen ungestreckte Zellen stehen bleiben. Hierdurch kommt ein ganz regelmäßiger, schon mit bloßem Auge sichtbarer, konzentrischer Aufbau des Luftgewebemantels zu stande, dessen Intercellularräume allein die Luft führen, während die Zellen mit klarem Safte gefüllt sind. An Exemplaren von Epilobium hirsutum, die aus trocknem Standort in Wasser versetzt wurden, entstand an allen untergetauchten Teilen schon nach vier Wochen eine ansehnliche Aërenchymschicht, die in diesem Falle nicht aus regelmäßigen Zonen, sondern aus locker gefügtem Gewebe besteht. An untergetauchten Stengeln und Wurzeln von Lythrum Salicaria tritt dagegen eine der von Jussiaea sehr ähnliche Aërenchymschicht auf; dieselbe schrumpft zu einer braunen Haut ein, wenn die Pflanze auf trocknen Boden gebracht wird, und wird durch Korkschichten abgeschieden. Mit dem L. verwandte Bildungen treten an Sumpfstauden oder im Wasser wachsenden Holzgewächsen (Salix viminalis, Eupatorium cannabinum, Bidens tripartita u. a.) in Form von Wasserlenticellen (Rindenporen) auf, deren Füllzellen als weiße, zarte Masse aus der Öffnung der Poren hervorquellen und eine dem Aërenchym gleiche Gewebeform aufweisen; nur ist hier dasselbe auf einzelne kleine Stellen beschränkt. Ebenso gehören die sogen. aërotropischen (d. h. luftwendigen) Wurzeln hierher, d. h. senkrecht aufwärts wachsende Wurzelgebilde schlammbewohnender Pflanzen, wie besonders bei Arten von Jussiaea und bei Mangrovebäumen (Sonneratia, Avicennia, Laguncularia), welche ebenfalls aus Aërenchym bestehen; bei Jussiaea peruviana sind außer ihnen noch Schlammwurzeln vorhanden, welche büschelartig mit haardünnen Seitenwürzelchen besetzt sind und die Aufnahme von Nährsalzen vermitteln. Bei Neptunia oleracea, Sesbania aculeata und den schwammigen Wurzeln von Jussiaea natans bedingt das L. auch die Schwimmfähigkeit dieser Pflanzen. Aërotropische Luftwurzeln werden von Palmen bei Kultur auf nassem Boden erzeugt, und zwar entwickeln sich dann eigentümliche, den Lenticellen entsprechende Atmungsorgane (Pneumathoden), die äußerlich als Stellen von mehliger Beschaffenheit auf den Luftwurzeln auffallen und anatomisch aus einer von engen Spalten durchsetzten äußern Hartschicht (Sklerenchymschicht) mit darunter liegendem, Luft führenden Schwammgewebe bestehen. Vgl. Jost, Beitrag zur Kenntnis der Atmungsorgane der Pflanzen (»Botan. Zeitung« 1887); Schenck, Über das Aërenchym etc. (Pringsheims Jahrbücher, Bd. 20, 1889).

Luftmesser mit rotierenden Kolben, s. Transmission.

Luftpumpe. Die Quecksilberluftpumpen haben in neuerer Zeit mannigfache Verbesserungen erfahren, durch welche eine viel weiter gehende Luftverdünnung als früher ermöglicht wird. Die Geißlersche Quecksilberluftpumpe (Fig. 1) wurde dadurch vervollkommt, daß in die Röhre hr, welche sich über der Erweiterung A der Torricellischen Röhre C erhebt, außer dem Hahn h noch zwei Hähne h' und h'' eingeschaltet wurden. Vom Hahn h aus geht ein Seitenrohr, mit welchem das Manometer M und der Trockenapparat T in Verbindung stehen, nach dem Rezipienten R, resp. nach den Schliffstücken, an welche die zu entleerenden Glasgefäße angeschmolzen werden. Das Gefäß T wird mit konzentrierter Schwefelsäure oder wasserfreier Phosphorsäure gefüllt, die von ihm aufsteigenden Röhren enthalten mit Schwefelsäure befeuchtete Bimssteinstücke; durch die Hähne t und t' kann der Trockenapparat von dem Pumpenkörper und dem Rezipienten abgesperrt werden. Durch das gekrümmte Glasrohr r, welches in das trichterförmige Ende des Rohres h h'' eingeschliffen ist und daselbst durch etwas in den Trichter gegossenes Quecksilber vollkommen gedichtet wird, können die aus dem Rezipienten ausgepumpten Gase in die pneumatische Wanne W übergeführt und daselbst über Quecksilber aufgefangen werden. Das Auspumpen des Rezipienten geschieht nun auf folgende Weise. Während die Hähne h', h'', t, t' offen, h geschlossen ist, wird mittels der Kurbel K das von dem starken Gurte G getragene Quecksilberreservoir B so weit gehoben, daß etwas Quecksilber durch den Schlauch D über den Hahn h' steigt. Jetzt wird h' geschlossen, B gesenkt, h geöffnet; nun strömt die Luft aus R in das sich entleerende Gefäß A. Hat man durch Wiederholung dieser Operation die Verdünnung so weit getrieben, daß die Barometerprobe nahezu auf Null steht, so kann man sie noch vervollkommnen durch Benutzung des bisher offenen Hahnes h''. Man läßt nämlich bei dem nächsten Hube das

^[Abb.: Fig. 1. Geißlersche Quecksilberluftpumpe.]