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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Österreich

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Österreich (Kaisertum: Handel und Schiffahrt).

Gesetzen ist des neuen Markenschutzgesetzes vom 6. Jan. 1890 zu gedenken, welches sich im wesentlichen an die bestehenden Verhältnisse anlehnt. Als Neuerungen dieses Gesetzes erscheinen namentlich die Anordnung des Markenzwanges für die Erzeugung von Sensen und Sicheln, die Einführung des sogen. avis préalable, die Überweisung der Untersuchung und Bestrafung der Markenrechtseingriffe an die ordentlichen Gerichte (bisher waren die politischen Behörden kompetent), endlich die Verschärfung der für Markendelikte vorgeschriebenen Strafen. Zu erwähnen ist auch die Errichtung zweier gemeinnütziger Institutionen auf dem Gebiete der Industrie im J. 1890, nämlich des gewerbehygienischen Museums und des Museums für Geschichte der österreichischen Arbeit; letzteres wurde vom niederösterreichischen Gewerbeverein anläßlich des Jubiläums seines 50jährigen Bestandes gegründet.

[Handel und Schiffahrt, äußere Handelspolitik.] Der auswärtige Handel der österreichisch-ungarischen Monarchie hat nach den definitiven Abrechnungen für das Jahr 1888 in der Einfuhr einen Handelswert von 533,068,134, in der Ausfuhr einen solchen von 728,795,340 Guld. ergeben. Die Handelsbilanz stellte sich sonach mit 195,727,206 Guld. aktiv, ein Resultat, wie es gleich günstig im ganzen letzten Dezennium nicht erreicht wurde. Auch in Edelmetallen resultierte bei einer Einfuhr von 27,148,831 Guld. und einer Ausfuhr von 12,200,924 Guld. eine Mehreinfuhr von 14,947,907 Guld. Für das Jahr 1889 wird in den provisorischen Ausweisen über den Außenhandel der Monarchie die Menge der eingeführten Waren (der Wert ist noch nicht festgestellt) mit 53,537,145 metr. Ztr. (gegen 50,194,791 metr. Ztr. im J. 1888) angegeben. Hieran partizipieren als Hauptartikel: Mineralkohlen (34,4 gegen 32,6 Mill. metr. Ztr.), verschiedene Mineralien (3,2 gegen 2,9), Holz (1,6 gegen 1,5), Mineralöl (1,3 gegen 1,2), Eisen und Eisenwaren (1,2 gegen 0,9), Baumwolle (1,1 gegen 1,0), Getreide (1,1 gegen 0,9 Mill. metr. Ztr.). Wie bei diesen Masseneinfuhrgegenständen war die Einfuhr überhaupt in den meisten Artikeln im J. 1889 umfangreicher als im Vorjahr und sind nennenswerte Rückgänge nur zu konstatieren im Bezug von Branntwein, Heringen, Brennholz, Nüssen zur Knopffabrikation, Perlmutter, Fellen und Häuten, Flachs, Jute, Jutegeweben und Eisenwaren. Dagegen war der Import, abgesehen von den erwähnten Hauptartikeln, bedeutend umfangreicher in Reis, Hülsenfrüchten, Gewürzen, Rindern, Käse, Bier, Eisenerz, Roh- und Alteisen, Eicheln, Bernstein, Palmöl, Pech, Fabriköl, Zichorienwurzel, chemischen Hilfsstoffen, Seide und Seidenabfällen, Baumwoll-, Jute- und Wollgarn, Baumwoll-, Seiden- und Kautschukwaren, Maschinen, Metallwaren (namentlich Telegraphenkabeln) und Büchern. Die meisten Mehrbezüge lassen auf die erhöhte industrielle Thätigkeit im Inland schließen. Die Ausfuhr umfaßte im J. 1889 Waren im Gewicht von 116,637,715 metr. Ztr. gegen 117,255,097 metr. Ztr. im Vorjahr, hat sonach eine Mengenabnahme um 617,382 metr. Ztr. erfahren. Die größten Mengen weisen folgende Exportartikel nach: Mineralkohlen (59,6 Mill. metr. Ztr. gegen 61,2 im Vorjahr), Holz (23,0 gegen 20,9), Getreide (7,8 gegen 10,2), diverse Mineralien (7,5 gegen 6,6), Zucker (3,0 gegen 2,3), Mehlprodukte (1,8 gegen 2,1), Wein (0,8 gegen 1,0 Mill. metr. Ztr.). Eine erhebliche Abnahme des Exports ist sonach in Getreide und Mahlprodukten, ferner in Obst und Hülsenfrüchten eingetreten. Auch in Wein, Hopfen, Öl- und Kleesaat ist infolge der ungenügenden Ernte 1889 der Export wesentlich geringer gewesen. Außerdem ist noch in einer nicht unbedeutenden Anzahl von Artikeln, namentlich Fabrikaten, ein wenn auch meist geringerer Rückgang bemerkbar. Dagegen ist der Export gesteigert in Zucker, Geflügeleiern, Butter, Malz, Bier, Kochsalz, Eßwaren, Branntwein, Mineralien (namentlich Eisenerz), Roheisen, Mineralöl, Gummi und Harzen, Teer, Holz, Melasse, Wolle, Fellen und Häuten, Seide und Seidenabfällen, Eisenwaren, andern Metallwaren, Maschinen, Porzellan, Seife, chemischen Produkten, Holzwaren, Papier, Handschuhen, Leinen- und Wollwaren. Erhebliche Differenzen traten im Außenhandel mit Schlachtvieh zu Tage, indem sowohl die Ein- als die Ausfuhr im J. 1889 (letztere insbesondere in Schafen und Schweinen) wesentlich an Umfang eingebüßt hat. Im Edelmetallverkehr ergab sich in Gold bei einer Einfuhr von 22,4 Mill. Guld. und einer Ausfuhr von 5,8 Mill. Guld. eine Mehreinfuhr von 16,6, in Silber ein Einfuhrüberschuß von 3,5 Mill. Guld. An Zöllen wurden im J. 1889: 47,4 Mill. Guld. (gegen 47 Mill. Guld. im Vorjahr) eingenommen. Die österreichisch-ungarische Handelsmarine umfaßte Ende 1889: 10,022 Schiffe mit 257,191 Ton. Gehalt und 29,202 Mann Besatzung gegen 9892 Schiffe mit 264,641 T. und 29,229 Mann am Schlusse des Jahres 1888. Hiervon waren eigentliche Seehandelsschiffe (für weite Fahrt und Küstenschiffahrt) 1859 Segler mit 140,838 T. und 6489 Mann, dann 171 Dampfer mit 96,392 T., 26,248 Pferdekräften und 3199 Mann. Die übrigen 7992 waren Fischerfahrzeuge und Boote mit 19,961 T. und 19,514 Mann Besatzung. Durch Gesetz vom 19. Juni 1890 wurde, um den Bau von Dampfern und Segelschiffen aus Eisen oder Stahl im Inland zu fördern, für den Schiffsbetrieb zur See mit diesen Fahrzeugen die Befreiung von der Erwerb- und Einkommensteuer auf die Dauer von 15 Jahren gewährt. Es handelt sich hierbei insbesondere um den Bau und Betrieb von kleinen Dampfern für die Küstenschiffahrt, welche in den letzten Jahren namentlich in Dalmatien bereits einige Entwickelung zeigt. (Vgl. auch Lloyd.).

Der Schiffsverkehr auf der obern Donau zeigte im J. 1889 beim Grenzzollamt Engelhartszell einen Verkehr in der Thalfahrt von 1813, in der Bergfahrt von 1352 Fahrzeugen; die Güterbeförderung betrug in der Thalfahrt 725,494, in der Bergfahrt (nach Bayern) 2,030,477 metr. Ztr. Bemerkenswert ist die fortwährende rasche Abnahme der Ruderschiffahrt und ihr Ersatz durch den Dampferverkehr. Die Güterbeförderung zeigt in der Thalfahrt eine konstante Verminderung, wogegen dieselbe in der Bergfahrt in rapidem, nur im letzten Jahre infolge der ungenügenden Getreideernte Ungarns unterbrochenem Anwachsen ist. Für diesen Ausfall bildete übrigens der Transit von Getreide aus den untern Donauländern nach Süddeutschland einen teilweisen Ersatz. Als wichtigere Waren kommen für die Bergfahrt neben Getreide noch Werkholz, Obst und Mahlprodukte in Betracht; in der Thalfahrt entfallen die größten Mengen auf Werkholz, Zement, Brennholz, Eisen und Eisenwaren, Pflastersteine und Reis. Die Donaudampfschiffahrtsgesellschaft hat im J. 1889 eine Personenbeförderung von 1,615,850 Personen mit Passagierschiffen (gegen 1,612,520 im Vorjahr) und von 1,771,250 mit Überfuhr- und Lokalschiffen (gegen 1,622,010), dann eine Güterbeförderung von 1,925,043 Ton. (gegen 1,855,196) aufzuweisen. Die finanziellen Ergebnisse waren sehr ungünstige. Es betrugen nämlich die Einnahmen aus dem Schiffahrtsbetrieb 10,3 Mill.