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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Petri; Petroleummalerei; Petschke; Petzholdt; Peuschel; Pfahlgraben

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Petri - Pfahlgraben.

4) Karl, Afrikareisender. Obwohl der Hauptzweck der vom deutschen Emin Pascha-Komitee unter P.' Führung entsandten Expedition dadurch hinfällig geworden, daß Emin Pascha inzwischen durch Stanley gegen seinen Willen fortgeführt worden war, ist die von P. unter großen Gefahren und Beschwerlichkeiten durchgeführte Mission nicht ohne Ergebnisse gewesen, die freilich später durch das deutsch-englische Abkommen nichtig geworden sind. P. erfuhr die Nachricht von dem Abzug Emin Paschas, als er an der Nordspitze des Victoria-Nyanza angelangt war. Zu dieser Zeit waren im Königreich Uganda von neuem Kampfe zwischen den dem Christentum zugeneigten Eingebornen und den arabischen Eindringlingen ausgebrochen, und dem Eingreifen von P. und den Seinigen gelang es, diese Kämpfe zu gunsten der Eingebornen und ihres Königs Mwanga zu entscheiden, mit dem P. Verträge in deutschem Interesse abschloß, die aber durch die veränderte politische Lage meist gegenstandslos geworden sind. Nur der Unterzeichnung der Congo-Akte durch den König glaubt P. Gewicht beilegen zu dürfen. Über den Ukerewe und durch Usukuma kehrte P. nach der Küste zurück. Im Juni 1890 traf er in Mpwapwa mit Emin Pascha zusammen, und 18. Juli kam er in Sansibar an. Bei seiner Rückkehr nach Deutschland im August wurde er von den kolonialen Vereinen in München, Nürnberg, Berlin, Köln u. a. O. mit großen Ehren empfangen, besonders in Berlin, wo ihm das Emin Pascha-Komitee seine völlige Befriedigung ausdrückte. Am 1. Sept. empfing ihn der Kaiser, der ihm den Kronenorden dritter Klasse verlieh. Im Februar 1891 begab er sich nach Großbritannien, wo er in London, Edinburg u. a. O. warme Aufnahme fand und von der Geographischen Gesellschaft in Manchester zum Ehrenmitglied ernannt wurde. P. trat in den Reichsdienst, indem er im April d. J. als Kommissar zur Verfügung des neuernannten Gouverneurs von Deutsch-Ostafrika gestellt wurde. Seinen Zug zum Entsatz Emins hat er beschrieben in dem Werke: »Die deutsche Emin Pascha-Expedition« (Münch. 1891).

Petri, Emil, elsäss. Abgeordneter, geb. 3. April 1852 zu Buchsweiler, studierte 1871-74 in Straßburg und Heidelberg die Rechte und ließ sich 1879 als Rechtsanwalt in Straßburg nieder, wo er zum Mitglied des Bezirkstags, des Landesausschusses und des Oberkonsistoriums gewählt wurde. 1887 ließ er sich als Kandidat der deutschen Partei für den Reichstag aufstellen und wurde ebenso wie 1890 gewählt; er schloß sich der nationalliberalen Partei als Hospitant an.

Petroleummalerei, eine vom Maler H. Ludwig in Rom zuerst in seinem Buche: »Über die Grundsätze der Ölmalerei und das Verfahren der klassischen Meister« (Leipz. 1876) angegebene Malweise, deren Grundlage im wesentlichen darauf beruht, daß man den Farbstoff mit nichts anderm als Öl, solidem Harz und Petroleum, event. Terpentinessenz mischen soll. Nach einer im April 1890 ergangenen Erklärung der Kommission der Berliner Gesellschaft für rationelle Malverfahren, die aus den Malern O. Knille, Fr. Geselschap, H. Gude und E. Bracht besteht, bezweckt die P., die bisher übliche Ölmalerei von den unzweifelhaften Entstellungen, welche sie im Laufe der Zeit teils durch Nachlässigkeit der Ausübenden, teils durch fabrikmäßige Materialverschlechterung erlitten, zu reinigen und als die ursprüngliche, in den Werken der altitalienischen und vlämischen Meister glänzend bewährte Technik wieder einzuführen. Nach Ludwigs Rezept und in Verbindung mit ihm werden Petroleumfarben seit 1889 von F. Schönfeld in Düsseldorf fabriziert. Gegen diese Monopolisierung der Zubereitung der Petroleumfarben hat sich der Erfinder der Mineralfarben, der Münchener Chemiker Adolf Keim, in einer Erklärung gewendet, in der er mitteilt, daß er auf Wunsch des preußischen Kultusministers bereits seit 1887 in dieser Angelegenheit thätig war, daß er 1889 eine Denkschrift über die Ludwigsche P. dem Minister eingereicht und das Gesuch gestellt habe, daß eine Kommission von Chemikern, Physikern und Malern zur Prüfung der von ihm erzielten Resultate eingesetzt werden möge. Über diesen Antrag ist noch keine Entscheidung erfolgt. Die seit Anwendung der Petroleumfarben verstrichene Zeit ist noch zu kurz, als daß sich ein sicheres Urteil über die Vorzüge der P. gewinnen ließe, namentlich ob die Haltbarkeit der Farben eine stärkere, ist und ob sie die Ölmalerei auch auf längere Dauer an Leuchtkraft übertreffen wird. Nach den bisherigen Beobachtungen haben die Petroleumfarben die Eigentümlichkeit, daß sie rasch trocknen, stumpf bleiben, fast gar nicht einschlagen und, wo dies doch eintritt, leicht durch Reiben mit einem wollenen Lappen belebt werden können. Der Umstand, daß sie von unten nach oben, nie von oben nach unten trocknen, spricht zu gunsten der Dauerhaftigkeit der Übermalung, da die Farbe nicht reißen kann, was leicht vorkommt, wenn sich, wie bei der gewöhnlichen Ölfarbe, eine obere trockne Haut bildet, unter der die Farbe noch weich ist. Manche Künstler wollen ein Nachdunkeln der Petroleumfarben beobachtet haben. Doch ist dabei zu bemerken, daß die Fabrikation sich noch in den Anfangen befindet und noch nicht völlig über das Stadium des Experimentierens hinausgekommen ist. Es wird versichert, daß die Petroleumfarben bei den Malern in dem Grade mehr und mehr in Aufnahme kommen, als sich die Präparate bessern.

Petschke, Hermann Theobald, Männergesangskomponist, geb. 21. März 1806 zu Bautzen, lebte als Advokat und Notar in Leipzig und starb daselbst 28. Jan. 1888. Er veröffentlichte Lieder für eine und mehrere Stimmen, insbesondere für Männerchor (von diesen sind weit verbreitet die beiden Chorlieder: »Neuer Frühling« und »Bundeslied«).

Petzholdt, Julius, Bibliograph, starb 17. Jan. 1891 in Dresden.

Peuschel, Moritz, Männergesangskomponist, geb. 6. Okt. 1838 zu Leipzig, lebt daselbst. Komponierte Männerchöre, auch Duette und einstimmige Lieder, meist humoristischer Richtung.

Pfahlgraben (Limes Germanicus). Im Oktober 1890 ist unmittelbar neben dem Bahnhof von Weißenburg in Mittelfranken ein römisches Kastell aufgegraben worden, welches der Entfernung von Regensburg nach das in der Peutingerschen Tafel verzeichnete Biricianis sein muß. Das südöstlich benachbarte Kastell Vetonianis wurde zwei Jahre früher bei Pfünz an der Altmühl gefunden. Übrigens haben sich Anfang 1891 Vertreter der fünf beteiligten deutschen Staaten (Preußen, Hessen, Baden, Württemberg und Bayern) zur gemeinsamen systematischen Aufdeckung des Limes geeinigt. Der aus der Zeit der Flavier herstammende Limes (der Name bedeutet ursprünglich Quer- oder Nebenweg, dann Verbindungsweg zwischen zwei Grenzposten) besteht in seinem nördlichen Teile, soweit er Obergermanien begrenzt, aus einem Erdwall mit einem Graben davor; in ersterm sind Wachttürme und etwa 50 Kastelle eingefügt. Der südliche Teil, der Limes Raeticus, ist