Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

734

Postsparkassen - Preisbewegung von 1870-90.

Postpakete. Dem internationalen Abkommen über den Austausch von Postpaketen sind die meisten Länder aller fünf Erdteile, welche dem Weltpostverein angehören, beigetreten. Im J. 1889 betrug die Zahl der aus Deutschland nach dem Auslande beförderten Postpakete 4,700,000 Stück, die Zahl der aus dem Auslande nach Deutschland beförderten Postpakete 2,600,000 Stück.

Postsparkassen. Außer den in Band 13, S. 284 und 285, aufgeführten Ländern sind P. eingerichtet worden: in Rumänien durch Gesetz vom 5. Jan. 1880. Die geringste Einlage beträgt 1 Fr., die höchste 300 Fr. Mehr als 3000 Fr. insgesamt dürfen nicht eingezahlt werden. Der Zinsfuß ist auf 5 Proz. festgesetzt, kann aber auf dem Verwaltungsweg bis auf 3 Proz. herabgesetzt werden; 1882 in Britisch-Ostindien, Gibraltar und Sierra Leone, 1885 in Ceylon, in allen diesen britischen Besitzungen dem britischen Postsparkassensystem nachgebildet; 1886 in Ungarn (nach demselben System wie in Österreich) und in Hawai. In letzterm Lande sind die Grenzen der Einlagen 25 Cents und 2500 Doll., Zinsfuß 5 Proz.; 1887 in Tunis, wo die Postverwaltung der Regentschaft die Geschäfte der P. für Rechnung der französischen P. führt, und in Finnland. Dort ist nur die Minimaleinlage festgesetzt, die 1 Mark (= 100 Penny = 1 Frank) betragen muß; ein geringerer Betrag wird durch Sparmarken eingelegt. Zinsfuß 3 Proz. Über die 1890 in Rußland eingerichteten P. ist Zuverlässiges noch nicht bekannt geworden.

Post- und Telegraphenschule, an Stelle der frühern Telegraphenschule am 1. Okt. 1888 in Berlin eingerichtete Lehranstalt, welche die Besucher für die höhern Stellen der Post- und Telegraphenverwaltung vorbereitet. Es werden nur solche Beamte zugelassen, welche bei ihrem Eintritt in den Dienst das Reifezeugnis eines Gymnasiums oder einer Realschule erster Ordnung erlangt u. sodann während ihrer Dienstzeit die Sekretärprüfung bestanden haben. Die Zahl der Lehrer beträgt 23, die Zahl der Schüler 70-80, welche zwei Kurse von je 6 Monaten durchzumachen haben. Der erste Kursus ist für Post- und Telegraphenbeamte gemeinschaftlich; der zweite Kursus bezweckt eine weitergehende Ausbildung entweder im Postdienst oder in den für den Telegraphendienst wichtigen Fächern; die in demselben gehaltenen Vorträge werden von den Beamten besucht, je nachdem sie sich vorzugsweise dem Post- oder dem Telegraphendienst zuwenden wollen. Der erste Kursus umfaßt als Lehrstoff: Mathematik, Mechanik, Physik, Chemie, allgemeine Staats- und Volkswirtschaft, deutsches Staats- und Verwaltungsrecht, Post- und Telegraphenrecht, Reichsbeamtengesetz, Telegraphenlinienbau im allgemeinen, Einrichtung und Gebrauch der Telegraphenapparate im allgemeinen, Postbauten und Anordnung der Diensträume, seminaristische Übungen; der zweite Kursus: höhere Mathematik, elektrodynamische Maschinen, elektrische Beleuchtung und Kraftübertragung, Metallurgie, chemische Analyse, Handelsgeographie, Finanzwissenschaft, Gerichtsverfassung und Gerichtsverfahren, Post- und Verkehrsgeschichte, internationaler Post- und Telegraphendienst, Telegraphenbau und Telegraphenapparate im besondern, Postdampfschiffswesen und Feldpostwesen, Postbankwesen, Telegraphenbetriebswesen, Postwagenbau, Pferdekunde und Postfuhrwerke.

Postzeitungsdienst, der Vertrieb von Zeitungen durch die Post. Während in einzelnen Ländern des Weltpostvereins die Post, gleichwie in Deutschland, neben der Beförderung auch den geschäftlichen Vertrieb der Zeitungen (Annahme der Abonnements, Verkehr mit den Verlegern etc.) besorgt, beschränkt sie sich in andern Ländern auf die Beförderung derselben. In der Absicht, den Postzeitungsvertrieb in den Geschäftsbereich des Weltpostvereins einzubeziehen, haben 1890 Vertreter verschiedener Vereinsverwaltungen in Brüssel einen Entwurf zu einem Übereinkommen über den internationalen Postzeitungsvertrieb festgestellt, welcher der 1891 in Wien zusammentretenden Konferenz des Weltpostvereins zur Annahme empfohlen werden soll. Danach sollen innerhalb des Vereins fortan einheitliche Vorschriften auch den Zeitungsvertrieb regeln. Die bezüglichen Vorschläge gehen von den bewährten Grundlagen des deutschen Postzeitungsvertriebs aus. Die Zeitungsbestellungen, welche die Bezieher bei der Postanstalt ihres Wohnorts machen, werden postdienstlich an die betreffenden fremden Verwaltungen weitergegeben, welche ihrerseits den Verlegern wegen Lieferung der Zeitungen Auftrag erteilen. Die Lieferung seitens der Verleger soll nicht, wie bisher im internationalen Verkehr üblich, durch Zusendung unter Streifband direkt an die Besteller erfolgen, sondern nach dem deutschen Verfahren in ganzen Zeitungspaketen an die mit der weitern Zuführung der Zeitungen betrauten Postanstalten bewirkt werden.

Potenzial, s. Erde, S. 254.

Pouyer-Quertier, Augustin Thomas, franz. Staatsmann, starb 2. April 1891 in Rouen.

Pozzo di Borgo, Karl Andreas, Graf von, russ. Diplomat. Sein diplomatischer Briefwechsel mit dem Grafen Nesselrode aus den Jahren 1814-18 wurde von seinem Urgroßneffen, dem Grafen Karl P. (Par. 1890 ff.), herausgegeben. Vgl. auch A. de Maggiolo, Corse, France et Russie. Pozzo di Borgo, 1764-1842 (Par. 1890).

Prabion (Prawi, Prawischta), Stadt im europäisch-türk. Wilajet Saloniki, westlich von Kawala am Fuß des Pirnarigebirges, mit 2 Kirchen, 2 Moscheen, 3100 Einw. (Mohammedaner und Griechen); Sitz eines griechischen Bischofs, eines türkischen Mudir und eines Kadi.

Prag. Das Hochwasser in den ersten Tagen des Septembers 1890, welches das Niveau der Moldau in einer Weise erhöhte, wie dies seit 1845 nicht der Fall war, hat am Morgen des 4. Sept. den Einsturz von drei Brückenbogen der herrlichen steinernen Karlsbrücke aus dem 14. Jahrh. zur Folge gehabt. Auch sonst hat das Hochwasser in P. und in Böhmen überhaupt großen Schaden angerichtet.

Prähistorie, neuere Litteratur, s. Kulturgeschichtliche Litteratur, S. 529 f.

Prantl, Karl, Botaniker, geb. 10. Sept. 1849 zu München, studierte daselbst, arbeitete bei Nägeli und Sachs, wurde 1877 Professor an der Forstlehranstalt zu Aschaffenburg und folgte 1889 einem Ruf als Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens nach Breslau. P. hat sich besonders um das Studium der Kryptogamen verdient gemacht. Er schrieb: »Lehrbuch der Botanik« (7. Aufl., Leipz. 1887); »Untersuchungen zur Morphologie der Gefäßkryptogamen« (das. 1875 u. 1881, 2 Hefte); »Exkursionsflora für das Königreich Bayern« (Stuttg. 1884). Mit Engler gibt er das umfassende Werk: »Die natürlichen Pflanzenfamilien« (Leipz., seit 1887) heraus.

Preisbewegung von 1870 bis 1890. Die vielseitige ökonomische wie soziale Bedeutung größerer und längere Zeit hindurch andauernder Preisveränderungen macht es erklärlich, daß die ungewöhnliche Preisentwickelung der 70er und 80er Jahre vielfach die Aufmerksamkeit von Produzenten und Konsumenten (als