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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Rice; Richter; Riedel; Rieger; Riemenräderwerke

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Rice - Riemenräderwerke.

Rice (spr. reis), Allen Thorndike, amerikan. Publizist und Gesandter, geb. 18. Juni 1853 zu Boston, verlebte den größten Teil seiner Jugend in Europa, wo er sich eine gründliche Bildung aneignete, wurde in Oxford zum Baccalaureus artium und Magister artium graduiert, ging im Alter von 22 Jahren nach den Vereinigten Staaten zurück, kaufte die »North American Review«, die damals dem Eingehen nahe war, und brachte dieselbe derartig in die Höhe, daß sie jetzt auf den Gebieten der Politik, Litteratur, Wissenschaft und Kunst zu den leitenden Zeitschriften Amerikas gehört. Im J. 1879 organisierte und leitete er die sogen. Charnay-Expedition, welche ausgeschickt wurde, um die Überreste der alten Zivilisationen Mittelamerikas und Mexikos zu erforschen. Präsident Harrison ernannte ihn zum außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister in Rußland, doch starb er 16. Mai 1889, gerade als er im Begriff war, abzureisen und seinen Posten anzutreten.

Richter, 9) Eugen, deutscher Politiker, wurde im Mai 1890 bei der Neubildung des engern Ausschusses der deutsch-freisinnigen Fraktion des Reichstags und des preuß. Abgeordnetenhauses nicht wieder zum Vorsitzenden gewählt, weil ein gemäßigterer Teil der Partei mit seiner politischen Haltung nicht einverstanden war. Doch trat R. deshalb nicht aus der Partei aus, erklärte aber zu gleicher Zeit, daß er sein Verhalten nicht ändern könne und wolle, worauf eine Versöhnung zu stande gebracht wurde. Von seinen Schriften ist noch das weitverbreitete »Abc-Buch für freisinnige Wähler« (6. Jahrg., Berl. 1890) anzuführen.

Richter, 1) Karl, Schulmann und pädagog. Schriftsteller, geb. 8. Jan. 1837 zu Somsdorf bei Tharant, genoß seine Seminarbildung in Dresden, bekleidete seit 1857 eine Lehrerstelle seines Heimatsortes und trat 1859 in den städtischen Schuldienst zu Leipzig, in dem er 1875 Direktor der Fortbildungsschule für Knaben, 1876 Direktor einer Bürgerschule ward. Von ihm erschienen: »Die Seelsorge des Unterrichts« (Leipz. 1862); »Der Anschauungsunterricht in den Elementarklassen« (3. Aufl., Leipz. 1887); »Die Emanzipation der Schule von der Kirche und die Reform des Religionsunterrichts« (das. 1870); »Die Reform der Lehrerseminare« (1869); »Kindergarten und Volksschule in ihrer organischen Verbindung« (1876); »Biblische Geschichten« (mit Reimer, 1886); »Die Herbart-Zillerschen formalen Stufen des Unterrichts« (1888); »Adolf Diesterweg« (Wien 1890). Auch besorgte er eine Neuausgabe von Diesterwegs »Wegweiser zur Lehrerbildung« (6., nach der Ausgabe letzter Hand bearbeitete Auflage, Frankf. 1890) und ist Herausgeber der »Pädagogischen Bibliothek; Sammlung der wichtigsten pädagogischen Schriften älterer und neuerer Zeit« (Leipz., seit 1870).

2) Albert, Schulmann und pädagog. Schriftsteller, geb. 7. Febr. 1838 zu Lichtensee bei Großenhain, besuchte 1853-57 das Friedrichstädter Seminar zu Dresden und trat demnächst in den städtischen Schuldienst zu Leipzig, wo er als Direktor einer Bürgerschule für Mädchen wirkt. Er schrieb außer zahlreichen Beiträgen zu Zeitschriften: »Die Konzentration des Unterrichts« (Leipz. 1865), »Ziel, Umfang und Form des grammatischen Unterrichts in der Volksschule« (2. Aufl., das. 1886), »Der Unterricht in der Muttersprache und seine nationale Bedeutung« (1872), »Schule und Leben; pädagogische Anregungen« (1873), »Bilder aus der deutschen Kulturgeschichte« (2. Aufl. 1884); »Martin Luther; sein Leben und seine Werke« (2. Aufl. 1883); »Deutsches Lesebuch für Oberklassen« (3. Aufl. 1884); »Die Kulturgeschichte in der Volksschule« (Gotha 1887); »Quellenbuch, für den Unterricht in der deutschen Geschichte« (2. Aufl., Leipz. 1888); »Die Heldensagen des Mittelalters« (5. Aufl. 1889, 2 Bde.); »Deutsche Redensarten« (1889) u. a. In Kehrs »Geschichte der Methodik« (2. Aufl.) bearbeitete er den Geschichtsunterricht. Seit 1874 leitet er die Zeitschrift »Der praktische Schulmann« (1852 von Körner begründet), seit 1887 den 1846 von Nacke begründeten »Pädagogischen Jahresbericht« und die »Neudrucke pädagogischer Schriften« (Leipz., seit 1890).

3) Gustav, Philolog und Historiker, geb. 29. Juni 1838 zu Naumburg a. S., studierte Philologie und Geschichte in Jena und Bonn und verfolgte seit Ostern 1862 die Laufbahn eines Gymnasiallehrers in Posen, Schulpforta und Weimar, wo er als Oberlehrer und Professor wirkte, bis er im Herbst 1876 zum Direktor des neuen Gymnasiums zu Jena berufen wurde. R. nahm lebhaften Anteil an dem Bestreben, die Unterrichtsmethode in höhern Schulen zu bessern, was ihn mit H. Perthes (s. d.) und später mit O. Frick (s. Bd. 17) zusammenführte und zum Anschluß an den Deutschen Einheitsschulverein bewog. Außer einzelnen Vorträgen und Aufsätzen in Zeitschriften veröffentlichte er: »De L. Annaeo Seneca tragoediarum auctore« (Bonn 1862); »Zeittafeln der deutschen Geschichte im Mittelalter mit Erläuterungen aus den Quellen« (Halle 1881); »Annalen der deutschen Geschichte im Mittelalter mit durchgängiger kritischer Erläuterung aus den Quellen« (mit Kohl; Halle 1873-90, Abt. 1-3); »Das alte Gymnasium in Jena« (Jena 1888 und 1889, zwei Programme); »Das höhere bürgerliche Schulwesen in seiner geschichtlichen Entwickelung« (Hannov. 1889); »Das Jenaer Lutherfestspiel« (Jena 1889), ferner eine Ausgabe von Senecas Tragödien (mit Peiper, 2. Aufl., Leipz. 1891). Mit Frick begründete er die pädagogische Zeitschrift »Lehrproben und Lehrgänge aus der Praxis der Gymnasien und Realschulen« (Halle, seit 1882).

Riedel, Emil von, bayr. Finanzminister, wurde 31. Mai 1890 in den erblichen Freiherrenstand erhoben.

Rieger, 2) Franz Ladislaus, tschech. Parteiführer, zog sich nach der vernichtenden Niederlage seiner Partei, der Alttschechen, bei den Reichsratswahlen im März 1891, bei denen er selbst nicht wiedergewählt wurde, ganz von der Politik zurück.

Riemenräderwerke. Die Evans Friction Cone Company in Boston hat in jüngster Zeit eine neue Art von Kraftübertragung mittels Riemens mit Erfolg zur Anwendung gebracht. Der Riemen ist nur wenig größer als die zu treibende Scheibe, wird lose über dieselbe gehängt und überträgt die Bewegung von der Antriebsscheibe durch Reibung, wozu natürlich erforderlich ist, daß die Scheiben so nahe aneinander gerückt werden, daß zwischen ihnen und dem Riemen die zur Hervorbringung der Reibung erforderliche Pressung erzeugt wird. Diese Art der R. gewährt die Vorteile, daß an Grundfläche gegenüber dem gewöhnlichen Betrieb eine erhebliche Ersparnis eintritt und die Anschaffungskosten für den viel kürzern Riemen bedeutend verringert werden. Außerdem soll unter sonst gleichen Bedingungen der neue Riementrieb eine größere Kraft, ohne zu gleiten, übertragen können als der gewöhnliche. Die Ein- und Ausrückung geschieht durch entsprechende Verstellung der Lager. Sie soll ohne jeden Ruck vor sich gehen. Das neue Riemenräderwerk soll hauptsächlich zum Antrieb von Dynamomaschinen Verwendung finden.