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Schmetterlinge (Farben, Saison-Dimorphismus etc.).
annehmen, oder das Auftreten der S. auf eine viel ältere Periode zurückverlegen, als diejenigen sind, aus denen wir bisher Proben besitzen. Was den Charakter dieser fossilen amerikanischen S. betrifft, so ist ihre Allgemeinerscheinung deutlich subtropisch und amerikanisch, die tertiären S. Europas zeigen vorwiegend ein subtropisches ostindisches Gepräge.
Über die Farben der S., deren Anordnung bestimmte genealogische Schlüsse gestattet (vgl. Insekten, S. 446), hat F. G. Hopkins einige Untersuchungen angestellt, welche zeigten, daß die meisten Farben auf physikalischer Wirkung beruhen, sogen. optische Farben sind, die nur wenig durch die natürliche Färbung der Grundlage beeinflußt werden. Indessen sind doch viele Farben auch durch Pigmente bedingt, wie die grünen und karminroten, die einem schnellen Ausbleichen im Lichte unterliegen, und namentlich der lebhaft zitronengelbe vieler Verwandten unsrer Weißlinge (Piëriden). Letzterer Farbstoff, der sich bei den einheimischen Arten in reinster Entwickelung bei den Zitronen- und Aurorafaltern findet, kann durch einfache Behandlung mit heißem Wasser ausgezogen werden und gibt dann, mit Salpetersäure eingedampft, auf Zusatz von Ammoniak oder Kalilauge eine deutliche Murexid-Reaktion. Es ist dies ein lehrreicher Hinweis darauf, daß die Farben der Schmetterlingsschuppen, ähnlich wie man es bei Vogelfedern schon lange angenommen hat, hauptsächlich aus den Abfallstoffen des Körpers (also hier der Puppen) gebildet werden, denn dieser Farbstoff ist ein Derivat der Harnsäure. Die blasser gefärbten einheimischen Arten geben auf den Kopf etwas weniger als 1 mg Farbstoff, größere ausländische Verwandte, wie namentlich die Callidryas-Arten, lieferten 4-5 mg. Die nähere Untersuchung ergab eine nahe Verwandtschaft mit Mycomelinsäure, einem gelben Abkömmling der Harnsäure. E. Krause hat beobachtet, daß, abgesehen von der gelben oder orangefarbenen Grundfarbe bei vielen dieser Piëriden, ein blauer Schiller vorhanden ist, der nur bei wenigen Arten für das unbewaffnete menschliche Auge erkennbar, aber sogleich wahrzunehmen ist, wenn man den Schmetterling durch Kobaltglas betrachtet, welches das leuchtende, den Schiller verdeckende Gelb abblendet. Es ist daraus auf eine erhöhte Farbenempfindlichkeit des Schmetterlingsauges zu schließen.
Auf einem andern Felde bewegen sich die Beobachtungen, welche A. Fritze über den Saison-Dimorphismus und -Polymorphismus japanischer S. angestellt hat. Wir haben in Deutschland meist nur dimorphe Arten, bei denen aus der überwinterten Puppe ein oft von dem der Sommerbrut ganz verschieden aussehender Schmetterling erscheint, wobei dann Weismann gezeigt hatte, daß hier ein unmittelbarer Einfluß der äußern Temperatur auf die Entwickelung stattfindet, sofern durch Aufbewahrung von Sommerpuppen in einem Eiskeller die Entwickelung so verzögert wurde, daß daraus die kleinere Frühlingsform hervorging. Die Art, bei welcher die Verschiedenheit der beiden Formen bei uns am auffallendsten ist, so daß sie zu der Doppelbenennung Vanessa Levana und V. prorsa Anlaß gegeben, kommt nun auch in Japan vor, aber merkwürdigerweise kannte man dort keine verschiedene Frühlingsform. Fritze stellte nun fest, daß ein von unsrer Frühlingsform ganz verschiedener und bisher als besondere Art betrachteter Schmetterling (V. burejana Brem.) dort die Stelle der Levana-Form vertritt. Ähnliche Doppelgängerei treiben dort auch Terias biformis Pryer und Thecla arata Brem., auffallender aber ist der Polymorphismus mancher japanischer Arten. Zu ihnen gehört dort unser Schwalbenschwanz (Papilio Machaon L.), dessen erste Generation in Gestalt kleiner Individuen mit vorwiegend gelblicher Färbung auftritt, worauf bedeutend größere und dunkler gefärbte Generationen folgen. Die gegen den Herbst auftretenden Formen sind dann wieder etwas kleiner und heller. Ein noch auffälligeres Beispiel liefert Terias multiformis Pryer, der in der Frühlingsform einfarbig gelb, in der Sommerform mit schwarzem Rande auf Vorder- und Hinterflügeln versehen ist; bei den vielen Zwischenformen sind aber nur selten zwei völlig gleiche Individuen der Art zu erhalten.
Eine Reihe sehr merkwürdiger Beobachtungen sind anden Raupen und Puppen verschiedener Schmetterlingsarten angestellt worden. W. Müller beobachtete in Brasilien die Blattrippen bauenden Raupen sehr vieler Nymphalidenarten aus den Gattungen Gynaecia, Ageronia, Myscelia, Catonephele, Eunica, Temenis, Epiphile, Callicore, Haematera, Catagramma, Adelpha, Prepona, Siderone, Anaea und Protogonius. Die Eier dieser Raupen werden auf der Unterseite der Blätter ihrer Futterpflanzen abgesetzt, und das junge ausgeschlüpfte Räupchen sucht dann so lange am Blattrand, bis es die Spitze entdeckt hat, bei der es zu fressen anfängt und nicht eher ruht, bis es die Mittelrippe des Blattes von der Spitze aus mehrere Zentimeter freigelegt hat. Dann trägt es seinen Kot in kleinen Ballen dorthin und verlängert die Rippe gewöhnlich um mehr als das Doppelte der freigelegten Ausdehnung, indem es den Kot geldrollenartig anklebt und mit Gespinstfäden verfertigt. So verfahren die Raupen bis zur zweiten, ja in manchen Fällen bis zur vierten Häutung und ruhen an der künstlich verlängerten Rippe, wo ihr dunkler Körper fast unkenntlich erscheint, um so mehr, als manche Arten die Gewohnheit haben, sich durch Anheftung kleiner, unregelmäßiger Fraßstückchen an ihrer Ruhestelle noch besser zu verbergen. Bei einzelnen Arten, wo die Eier in größerer Zahl auf einem und demselben umfangreichern Blatte abgelegt werden, nehmen die Räupchen je eine Nebenrippe des Blattes in Angriff und verlängern dieselbe durch ihren Anbau, um sich die gewohnte Schlafstelle herzurichten; nach der vierten Häutung aber hören alle mit dem Rippenbauen auf, da die Raupe zu schwer geworden ist, um an den verlängerten Rippen zu ruhen, und gewöhnlich durch Ausbildung von Farben, Zeichnungen, Dornen etc. andre Mittel, nicht leicht erkannt zu werden, erlangt haben.
Alle Arten der vorgenannten Nymphaliden-Gattungen, mit Ausnahme der vier letzten, besitzen lichtempfindliche Puppen, über die ebenfalls W. Müller eingehende Beobachtungen angestellt hat. Die meisten dieser Puppen sind, wie die Mehrzahl der Schmetterlingspuppen überhaupt, am Hinterende ihres Körpers aufgehängt, und der Kopf hängt in der Ruhelage senkrecht nach unten. Sobald aber Licht zu ihrem meist schattigen Aufhängungsplatz dringt, krümmen sich die meisten vom Lichte hinweg, einige so stark, daß der Vorderkörper nahezu einen rechten Winkel mit dem Aufhängungslot bildet, und verharren in dieser nicht ohne Muskelanstrengung denkbaren Stellung, bis es wieder dunkel geworden ist. Einige empfinden den Lichtreiz nur langsam und bedürfen einer Erschütterung, gleichsam eines Aufrüttelns aus dem Puppenschlaf, um sich vom Lichte fortzuwenden; andre aber, wie diejenigen der Dynamine- und Adelpha-Arten, sind gegen den Reiz des zerstreuten Tageslichtes so empfindlich, daß sie