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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Soldat; Solms; Somerset; Sommerbrodt; Sonnaz; Sonne

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Soldat - Sonne.

und Hongkong, 1879 in Habana, 1881 Geschäftsträger in Lima während des chilenisch-peruanischen Krieges, 1884 Konsul in St. Petersburg, 1885 Gouverneur in Camerun und 1891, nachdem das Deutsche Reich die Verwaltung von Deutsch-Ostafrika übernommen hatte, Gouverneur dieser Kolonie.

Soldat, Marie, Violinvirtuosin, geb. 25. März 1864 zu Graz, wo ihr Vater als Organist und Chordirigent lebte, wurde zuerst von diesem und an der Musikschule von J. ^[Johann] Buwa im Klavier- und Orgelspiel ausgebildet und war in der Theorie Schülerin von F. Thieriot, im Gesang von Karoline Bauer, im Violinspiel von Eduard Pleiner. Bald trat die Violine als ihr Hauptinstrument in den Vordergrund, so daß sie schon 1876 ein eignes Konzert als Violinistin in Graz gab. Nach dem Tode ihres Lehrers Pleiner (1878) studierte sie unter August Pott in Graz und bald durch Vermittelung von Joh. Brahms (1879) in Berlin weiter u. verließ 1882 die königliche Hochschule mit dem Mendelssohn-Preis. Marie S. ist heute eine der angesehensten Geigerinnen, die mit manchem hochangesehenen Geiger kühnlich in die Schranken treten kann; ihre Neigung gilt vornehmlich Werken ernster Richtung (Bach, Beethoven, Brahms), die sie vorzüglich interpretiert. Neuerdings vereinigte sie sich mit Agnes Tschetschulin, Gabrielle Roy und Lucie Campbell zu einem Streichquartett. Im Juli 1889 verheiratete sie sich mit dem Rechtskonzipienten Röger in Wien.

Solms. Das Haupt der Linie S.-Braunfels, Fürst Georg (geb. 18. März 1836), starb 3. April 1891 in Frankfurt a. M., nachdem ihm kurz zuvor von seiner Gemahlin, Emmanuele, Prinzessin von Tricase Moliterno, ein Sohn, Georg Friedrich, geboren worden war, der ihm nun als Haupt der Linie folgte. Fürst Georg stellte das alte Schloß Braunfels an der Lahn auf das prächtigste wieder her und füllte es mit Kunstschätzen. - Graf Theodor S.-Sonnenwalde starb 28. Dez. 1890 in Berlin.

Somerset, Archibald, 13. Herzog von S., starb 10. Jan. 1891 in London.

Sommerbrodt, Julius, Philolog, geb. 6. Dez. 1813 zu Liegnitz, studierte in Breslau, Leipzig und Berlin, erwarb 1835 in Berlin den Doktorgrad, war dann einige Jahre auf Reisen, namentlich in Italien, wurde 1838 Inspektor, 1844 Professor an der königlichen Ritterakademie zu Liegnitz, seit 1853 nacheinander Direktor der Gymnasien zu Ratibor, Anklam und Posen und wurde 1868 Provinzialschulrat in Kiel, 1873 in Breslau. 1878 zum Geheimen Regierungsrat ernannt, trat er 1888 in den Ruhestand, behielt aber die Direktion der königlichen wissenschaftlichen Prüfungskommission in Posen und Schlesien bei. Auch ist er Mitglied der evangelischen Generalsynode in Berlin. Seine Studien bezogen sich hauptsächlich auf das alte griechische Theater und auf die Textkritik des Lucian, dessen Handschriften er auf zahlreichen Reisen persönlich durchforschte. Er veröffentlichte: »Rerum scenicarum capita selecta« (Bresl. 1835), »Quaestiones scenicae« (1843), »De Aeschyli re scenica« (1848-57, 3 Tle.), sämtliche szenische Abhandlungen vereinigt in »Scaenica« (Berl. 1876); »Das altgriechische Theater« (Stuttg. 1865); »Ciceronis Cato maior« (11. Aufl., Berl. 1889); »Ciceros Reden ins Deutsche übersetzt« (Stuttg. 1870); »Lucians ausgewählte Schriften« (Berl. 1852-88, 3 Bde., mehrfach aufgelegt); »Luciani codicum Marcianorum lectiones« (das. 1861); »Lucianea« (Leipz. 1872); »Lucianus« (große Ausgabe; Bd. 1 in 2 Teilen, Berl. 1886-89).

Sonnaz, Giuseppe, Graf Gervaix de, ital. General, geb. 30. Sept. 1828 in Cuneo, trat 1846 in ein sardinisches Kavallerieregiment, machte die Feldzüge von 1848 und 1849 und 1855 den Krimkrieg mit, ward 1858 Ordonnanzoffizier der königlichen Prinzen, 1859 Generalstabschef einer Kavalleriedivision, 1860 Major im Generalstab des Generals Fanti, 1866 Oberst und Flügeladjutant des Kronprinzen Umberto, in dessen Begleitung er bis 1880 blieb. 1875 wurde er Generalleutnant, 1878 nach Umbertos Thronbesteigung Generaladjutant, 1880 Kommandeur der Division in Palermo und 1882 Kommandeur des 4. Armeekorps in Piacenza. 1884 wurde er zum Senator ernannt.

Sonne. Das Hauptinteresse beim Studium der Umgebung der S. während einer totalen Sonnenfinsternis konzentriert sich gegenwärtig auf die äußerste Hülle, die Korona. Daß dieselbe eine wirkliche Umhüllung der S., nicht lediglich eine optische Erscheinung ist, hat die Übereinstimmung der photographischen Aufnahmen, die während der Finsternis vom 19. Aug. 1887 von den westlichen Gegenden des europäischen Rußland bis nach Ostasien erhalten worden sind, unzweifelhaft nachgewiesen. Weitere Aufschlüsse sind bei den totalen Sonnenfinsternissen 1. Jan. und 22. Dez. 1889 erlangt worden. Bei der erstern fiel der größte Teil der Totalitätszone in den Stillen Ozean, sie ging aber noch durch Nevada, Utah, Wyoming und Dakota, um in Britisch-Nordamerika zu enden. Sie wurde an vielen Orten beobachtet und von der Lick-Sternwarte ist durch Holden ein ausführlicher Bericht über dieselbe veröffentlicht worden: »Reports on the observations of the total eclipse of the Sun of January 1, 1889«. Bei der Finsternis vom 22. Dez. 1889 ging die Totalitätszone von der Küste von Guayana über den Atlantischen Ozean nach der portugiesischen Besitzung Loando in Westafrika; indessen waren nur die Beobachtungen an der amerikanischen Küste von Erfolg begleitet. Was nun die Struktur der Korona anlangt, so gibt unsre Fig. 1 (S. 868) die Umrisse derselben bei den beiden genannten Finsternissen an, wie sie sich auf den Photographien darstellen. Zunächst fallen in der Umgebung der beiden Pole eine Anzahl durch dunkle Zwischenräume getrennte sogen. Polarstreifen auf, welche meist geradlinig verlaufen und rückwärts verlängert sich ungefähr im Sonnenmittelpunkt treffen würden. Viel ausgedehnter ist die Korona nach W. und O. hin, wo man schweifartige Ausstrahlungen trifft, welche immer mehr konvergieren, je weiter sie sich von der S. entfernen. Wie Holden bemerkt hat, werden aber die konvergierenden Schweife in einer Entfernung, die größer ist als der Sonnendurchmesser, wieder divergent. Er hat dies besonders auf der Westseite beobachtet, und zwar auf einer Photographie vom 1. Jan. 1889, auf welcher man die Schweife bis zur zehnfachen Entfernung des Sonnenhalbmessers verfolgen konnte. Im übrigen scheinen die charakteristischen Formen der Korona einer periodischen Veränderung, entsprechend der Periode der Sonnenflecke, zu unterliegen. Die Korona von 1889 hatte denselben Typus wie die von 1867, 1878 und 1887, entsprechend dem Minimum der Fleckenhäufigkeit, und charakterisiert durch starke Entwickelung der äquatorialen Teile.

Eine mathematische Theorie der Sonnenkorona gab Bigelow in der Abhandlung »The Solar Corona, discussed by sphaerical harmonics« (Washington 1889). Derselbe geht von der Voraussetzung aus, daß die Anordnung der Koronamaterie bestimmt wird durch statische elektrische Kraftwirkungen, welche