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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Stadelmann; Stadion; Städtebevölkerung; Stahl; Stainer; Stampfmaschine; Stanley; Starhemberg; Staub

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Stadelmann - Staub.

Salpeter, 24 Teilen Holzmehl und 1 Teil Soda besteht.

Schießbaumwolle besitzt in ihrer ursprünglichen Form, in welcher sie das Aussehen der gewöhnlichen Baumwolle hat, nicht genügende Brisanz, erhält dieselbe aber, wenn sie durch Holländern in einen feinen Brei verwandelt und dieser dann äußerst stark gepreßt wird. Diese komprimierte Schießbaumwolle ist in ihrem äußern Ansehen weicher Pappe nicht unähnlich, sie besitzt ein spezifisches Gewicht von 1-1,2 und wird durch Knallquecksilberkapseln zur Detonation gebracht. Wenn naß (15 Proz. Wasser), kann komprimierte Schießbaumwolle nur durch die Explosion einer kleinen Menge vollkommen trockner Schießbaumwolle zur Detonation gebracht werden. Für bergtechnische Zwecke hat die reine Schießbaumwolle nur untergeordnete Bedeutung, um so größere aber in ihrer Verbindung mit Nitroglycerin, der Sprenggelatine.

Stadelmann, Rudolf, Agronom und Historiker, geb. 1813 zu Suhl, widmete sich zuerst der Steinschneidekunst, ging dann aber, nachdem er die Fellenbergschen Anstalten zu Hofwyl besucht hatte, zur Landwirtschaft über, studierte in Jena und war 1850-71 Generalsekretär des landwirtschaftlichen Zentralvereins für die Provinz Sachsen. Seitdem beteiligte er sich, zum königlichen Landesökonomierat ernannt, an den »Publikationen aus den preußischen Staatsarchiven« und veröffentlichte in denselben das verdienstliche Werk: »Preußens Könige in ihrer Thätigkeit für die Landeskultur Preußens« (Leipz. 1878-88), in 4 Bänden die Könige Friedrich Wilhelm I., Friedrich II., Friedrich Wilhelm II. und Friedrich Wilhelm III. behandelnd. Außerdem schrieb er: »Friedrich d. Gr. in seiner Thätigkeit für den Landbau Preußens« (Berl. 1876) und »Aus der Regierungsthätigkeit Friedrichs d. Gr.« (Halle 1890). Er lebt in Halle a. S.

Stadion, Philipp, Graf von, starb 31. Dez. 1890 in Wien kinderlos. Ihm folgte als Haupt der Friedericianischen Linie sein Vetter, Graf Georg, geb. 1. Nov. 1844.

Städtebevölkerung, Geschichtliches, s. Bevölkerungsgeschichte.

Stahl, Ernst, Botaniker, geb. 21. Juni 1848 zu Schiltigheim bei Straßburg i. E., studierte Naturwissenschaften in Straßburg, Halle und Würzburg, promovierte 1873 in Straßburg, habilitierte sich 1877 für Botanik in Würzburg, wurde Anfang 1880 außerordentlicher Professor der Botanik in Straßburg, 1881 ordentlicher Professor und Direktor des botanischen Gartens an der Universität Jena. Im Winter 1889-90 machte er eine Reise nach Ceylon und Java. Von seinen Schriften, die immer fördernd und anregend wirkten, seien folgende angeführt: »Entwickelung und Anatomie der Lenticellen« (Leipz. 1873); »Beiträge zur Entwickelungsgeschichte der Flechten« (das. 1877); »Über den Einfluß von Richtung und Stärke der Beleuchtung auf einige Bewegungserscheinungen im Pflanzenreich« (das. 1880); »Über sogenannte Kompaßpflanzen« (Jena 1883); »Über den Einfluß des sonnigen oder schattigen Standortes auf die Ausbildung der Laubblätter« (das. 1883); »Einfluß des Lichtes auf den Geotropismus einiger Pflanzenorgane« (Berl. 1884); »Zur Biologie der Myxomyceten« (Leipz. 1884); »Pflanzen und Schnecken. Eine biologische Studie über die Schutzmittel der Pflanzen gegen Schneckenfraß« (Jena 1888).

Stainer (spr. stehner), Sir John, engl. Organist, geb. 4. Juni 1840 zu London, begann seine Laufbahn als Chorknabe der Paulskirche, war bereits mit 16 Jahren Organist und Chordirektor einer Londoner Kirche und wurde in der Theorie von Baylay und Steggal, im Orgelspiel von George Cooper weiter ausgebildet. 1860 ward er Organist des Magdalenen-College zu Oxford, bald darauf daneben Universitätsorganist, 1865 Doktor der Musik und 1866 Mitglied der Examinationskommission für musikalische Promotionen. 1872 wurde er Organist der Paulskirche zu London, daneben Professor für Orgel und Harmonie der National Training School for Music, deren Leitung er 1881 übernahm. 1888 in den Ritterstand erhoben, wurde er im folgenden Jahre zum Professor der Musik in Oxford ernannt. Von seinen Kompositionen sind hervorzuheben ein Oratorium (»Gideon«), eine Kantate (»Jairi Tochter«), zwei vollständige Kathedralservices und 16 Anthems. Auch schrieb er unter andern Handbücher der Orgelkunde und Harmonielehre und gab mit Barret das »Dictionary of musical terms« (3. Aufl. 1888) heraus.

Stampfmaschine, s. Straßenpflaster.

Stanley, 2) Henry Morton, Afrikareisender. Stanleys Bericht über seine letzte Reise durch Afrika und seine Wegführung Emin Paschas erschien im Juli 1890 in verschiedenen Sprachen, deutsch unter dem Titel: »Im dunkelsten Afrika« (Leipz., 2 Bde.). Die große Begeisterung, mit der S. nach seiner Rückkehr nach Europa überall empfangen wurde, kühlte sich bald ab, als durch die Aussagen Emin Paschas und durch die Werke von Barttelot, Casati, Jameson u. a. ein wenig günstiges Licht auf Stanleys Vorgehen während der Expedition und auf die von ihm bei der angeblichen Befreiung Emin Paschas gespielte Rolle fiel (vgl. Schnitzer). S. hat zwar alle gegen ihn erhobenen Beschuldigungen als nichtig darzustellen versucht in einer besondern, mit A. J. M. ^[Arthur Jeremy Mounteney] Jephson verfaßten Schrift: »Emin Pascha und die Meuterei in Äquatoria« (deutsch, Leipz. 1890), in Zeitungsartikeln und Interviews mit Berichterstattern; aber die Zeugnisse seiner Gegner, zu denen sich auch noch Peters und Herbert Ward, ein Mitglied der von Barttelot geführten Nachhut Stanleys, gesellten, sind so übereinstimmend, daß die Gegenerklärungen Stanleys nicht zu ihrer Widerlegung ausreichen. Vgl. Geographische Litteratur, S. 346.

Starhemberg. Zu Ehren des Feldmarschalls Grafen Ernst Rüdiger von S. erhielt 1888 das Infanterieregiment Nr. 54 seinen Namen, das Infanterieregiment Nr. 13 den Namen des Feldmarschalls Grafen Guidobald von S.

Staub. Die Verunreinigung der Luft durch kleine feste Körperchen unorganischen oder organischen Ursprungs hat in den letzten Jahren die Aufmerksamkeit der Physiker und Meteorologen lebhafter erregt, seit uns die prachtvollen Dämmerungserscheinungen (s. Bd. 17, S. 203) des letzten Jahrzehnts gezeigt haben, bis zu welchen Höhen ein feiner S. unsre Atmosphäre erfüllen kann, und wie sich seine feinsten Teile jahrelang schwebend erhalten. Zu den bekannten Hauptquellen des Staubes in den Winden, welche Wüstenstaub zuweilen mehr als 1000 Seemeilen von seiner Heimat fortführen und durch v. Richthofen als geologisch wichtiges Element erkannt wurden (s. Löß), und zu den Bränden, welche der Luft im Rauche ungeheure Staubmassen zuführen, namentlich wenn ausgedehnte Moorstrecken oder Wälder in Brand gesetzt werden, zu den Vulkanen und der Meeresbrandung, welche die Luft mit Salzteilchen erfüllt, die sich durch die niemals fehlende Natronlinie des Spektrums verraten, hat Nordenskjöld, auf seine Beobachtungen in den Polarländern gestützt,