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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Suezkanal; Sukkulenten

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Suezkanal - Sukkulenten.

Tilsit und studierte 1875-79 an den Universitäten Königsberg und Berlin Geschichte, Litteratur und moderne Philologie. Er entschloß sich, unter manchen innern Kämpfen und äußern Bedrängnissen, sich der Litteratur zu widmen, war eine Zeitlang in der Redaktion eines kleinen Volksblattes beschäftigt, zu anderer Zeit Hauslehrer im Hause des Dichters Hans Hopfen. Er schrieb in dem ersten Jahrzehnt seiner litterarischen Laufbahn eine große Zahl von Novellen, die in Zeitschriften erschienen, ohne besonders beachtet zu werden, und von Dramen, die nicht aufgeführt wurden. Erst mit dem außerordentlichen Erfolg des bürgerlichen Schauspiels »Ehre« (1888), das auf der Mehrzahl der deutschen Bühnen aufgeführt ward, und mit dem sich S. der naturalistischen Richtung anschloß, ohne die äußersten Konsequenzen derselben zu ziehen, änderte sich die litterarische Stellung des Schriftstellers, insofern auch seine neuern novellistischen Arbeiten, wie: »Der Katzensteg« (Berl. 1889), »Frau Sorge« (das. 1888), »Im Zwielicht«, zwanglose Geschichten (das. 1890, 5. Aufl.), nunmehr Würdigung und weite Verbreitung fanden. Sein neuestes Schauspiel ist »Sodoms Ende« (1890), dem durch ein unmittelbar vor der Aufführung erfolgtes Verbot der Berliner Theaterzensur, das übrigens bald wieder zurückgenommen ward, eine Reklame bereitet wurde, die über den Wert des übrigens talentreichen Dramas hinauszugehen scheint.

Suezkanal. Die Schiffahrt auf demselben während der jüngsten Zeiten gestaltete sich wie folgt:

Schiffe Tonnengehalt (brutto) Tonnengehalt (netto)

1887 3137 8430043 5903024

1888 3440 9437957 6640834

1889 3425 9605745 6783187

Von den Schiffen waren 1889: 2611 englisch, 194 deutsch, 168 französisch, 146 holländisch, 103 italienisch und 54 österreichisch; vom Tonnengehalt aber kamen 78,91 Proz. auf England, 5,33 Proz. auf Frankreich, 4,27 Proz. auf Deutschland, 3,87 Proz. auf Holland und 2,75 Proz. auf Italien. Im J. 1872 warf der 1869 eröffnete Kanal die erste Dividende ab; im J. 1889 beliefen sich die Einnahmen auf 69,765,492 Fr., die Ausgaben auf 32,552,671 Fr., so daß ein Überschuß von 37,212,821 Fr. verblieb. Im J. 1889 betrug das Aktienkapital 197,542,000 Fr., und waren außerdem Obligationen etc. im Betrag von 211,890,551 Fr. ausgegeben worden. Von den 395,084 Aktien erwarb England 176,602 im J. 1872 vom Chedive. Alle Dividenden über 5 Proz. werden in folgendem Verhältnis verteilt: den Aktionären 71 Proz., der ägyptischen Regierung 15 Proz., den Gründern 10 Proz., den Direktoren 2 Proz. und den Beamten der Gesellschaft 2 Proz.

Sukkulenten (Fettpflanzen), Pflanzen mit fleischigen Blättern (Blattsukkulenten oder Dickblattgewächse) oder mit anscheinend blattlosen, fleischigen Stämmen (Nopalgewächse), bilden einen hervorragenden Bestandteil der Pflanzenwelt trockner Klimate und schützen sich gegen Verdunstung in vielen Fällen durch Verringerung ihrer Oberfläche und durch Anlage von Wasserspeichern in ihrem Innern (vgl. Schutzeinrichtungen der Pflanzen u. Wüstenpflanzen, Bd. 17). Bei den wüstenbewohnenden S. treten mannigfach ausgebildete Schutzbekleidungen von Dornen oder Borsten auf, während andre, meist epiphytisch lebende Arten eines solchen Schutzes nicht bedürfen; manche Arten der Kakteengattung Rhipsalis besitzen daher rudimentäre oder gar keine Dornen. Doch läßt sich in letzterm Falle aus dem Auftreten von Dornen an Keimpflanzen und durch Rückschlagsbildungen beweisen, daß hier die Dornen, welche bei sämtlichen Kakteen umgebildete Blattorgane darstellen, ursprünglich vorhanden gewesen sind. Außer mechanischen Schutzmitteln entwickeln viele S. auch chemische, wie Bitterstoffe (Aloe), Alkaloide (Sedum) oder giftige Milchsäfte (Euphorbia-Arten). Fleischige Blätter oder Stengel kommen in unsrer heimatlichen Flora vorzugsweise bei Strandpflanzen oder Gewächsen des Salzbodens (Halophyten) vor, an denen auch die Salzsteppen Südrußlands und Asiens reich sind; der aus dem Boden stammende Salzgehalt ihres Zellsaftes scheint eine gesteigerte Saugkraft der Zellen und damit eine erhöhte Fähigkeit der Wasserspeicherung zu bedingen. Auch fels- und geröllbewohnende und daher der Gefahr der Austrocknung ausgesetzte Pflanzen (Arten von Sedum, Sempervivum u. a.) unsrer Ebenen- und Gebirgsflora entwickeln vielfach fleischige Blätter. Viel ausgeprägter erscheint die Sukkulenz bei ausländischen Krassulaceen (z. B. Echeveria, Cotyledon, Bryophyllum), bei zahlreichen Mesembryanthemeen des Kaplandes, bei Liliaceen (Haworthia, Aloe), bei einzelnen Papilionaceen (Sarcophyllum), Geraniaceen (Sarcocaulon), Oxalideen (Oxalis carnosa) und Kompositen (Othonna crassifolia, Kleinia). Durch sonderbare Wuchsformen sind die stammbildenden S. ausgezeichnet, von welchen die in Amerika einheimischen Kakteen, zahlreiche in der alten Welt verbreitete Euphorbiaceen und einzelne Gattungen der Asklepiadeen (Stapelia, Arten von Ceropegia) weitaus das Hauptkontingent bilden; trotz ihrer systematischen Verschiedenheit bewegen sich die Formen aller dieser S. in fast durchweg parallelen Reihen, so daß z. B. auch unter den Asklepiadeen durch Höckerbildungen und Rippen ausgezeichnete Arten neben solchen mit langgestreckten, stielrunden, an Rhipsalis erinnernden Sprossen auftreten, desgleichen wiederholt sich die Mehrzahl der bekannten kugeligen, säulenförmigen oder blattartigen Kakteengestalten auch bei den Euphorbiaceen.

Höchst überraschende Gestaltungsvorgänge sind von Göbel zunächst bei der Gattung Mesembryanthemum gefunden worden, von welcher einige sehr winzige Formen, z. B. M. minutum und obconellum, fleischige Körperchen von Erbsen- oder Bohnengröße darstellen; die letztgenannte Art hat die Gestalt eines umgekehrten Kegels, der sich aus einem untern, sehr kurzen, cylindrischen Teil erhebt; an der Oberfläche des Kegels zeigen sich zwei stumpfe Hervorragungen mit einem dazwischenliegenden, sehr engen Spalt, in dessen Tiefe ein Vegetationspunkt verborgen liegt; der Fleischkörper wird außen von einer trockenhäutigen, zerrissenen Scheide umgeben. Die Entwickelungsgeschichte dieser merkwürdigen Gebilde zeigt, daß in ihnen ein kurzer Sproß mit zwei der Länge nach miteinander verschmolzenen Blättern vorliegt; zwei andre, mit letztern sich kreuzende Blätter verkümmern, und ihre Achselsprosse entwickeln sich zu der später zerreißenden Scheide. Der Vegetationspunkt kann sich zu einer weißen Nachtblume entwickeln, welche sich durch den engen Spalt ins Freie drängt. Es zeigt sich hier also die Umformung einer ihrem sonstigen Verwandtschaftskreis nach blattbildenden Fettpflanze in eine stammbildende; eine vermittelnde Stellung nehmen andre Arten der Gattung ein, welche gegenständige Blätter mit untereinander verwachsenden, die Stammknospe röhrenartig umgebenden Blättern besitzen; die Verschiedenheit beruht nur darin, daß bei den stammartigen Formen der freie Teil der ursprünglichen Blattanlagen sich nicht weiter entwickelt, während er bei den andern Arten fort-^[folgende Seite]