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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Volkszählungen; Volos; Voltmeter; Volvox

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Volkszählungen - Volvox.

sitzen, und Bewerbern, welchen diese fehlt, die nachgesuchte Lehrbefähigung, bez. die Aufnahme ins Seminar zu versagen.

C. a) In den Schulen werden die hier in Betracht kommenden Belehrungen im Religionsunterricht und im Geschichtsunterricht gegeben.

b) um denselben einen Anhalt zu gewähren, werden in die Lesebücher der verschiedenen Arten von Schulen die dem Verständnis ihrer Schüler entsprechenden Lesestücke aus dem Leitfaden für den Seminarunterricht aufgenommen.

c) unter diesen Lesestücken müssen sich neben den vaterländisch-geschichtlichen auch solche finden, welche in leicht faßlichen und leicht merksamen Sätzen die Hauptlehren und die Hauptthatsachen aus der Entwickelung des Staates und der Gesellschaft enthalten.

d) Sowohl für den Religionsunterricht wie für den Geschichtsunterricht sämtlicher Arten von niedern Schulen sind Verordnungen im Sinne der Allerhöchsten Order vom 1. Mai 1889 zu erlassen.

e) Die Verordnung bezüglich des Religionsunterrichts wird zunächst für die evangelischen Schulen erlassen, sie betrifft vorzüglich die Lehrweise. Auch soll erwogen werden, ob die christliche Haustafel, welche dem kleinen Katechismus beigefügt ist, in den Seminaren und in allen Schulen zur eingehenden Behandlung kommen kann. - Wegen Erlasses einer entsprechenden Verordnung für den katholischen Religionsunterricht wird das Geeignete von der Unterrichtsverwaltung veranlaßt werden.

f) Die Verordnung wegen des Geschichtsunterrichts schreibt für alle Schulen gleichmäßig vor: 1) die vaterländische Geschichte ist bis zum Regierungsantritt Seiner Majestät weiter Anführen; 2) der Unterricht ist sowohl alls der Mittel- als auch auf der Oberstufe zu geben; 3) in demselben sind auf der Oberstufe die Verdienste der preußischen Herrscher um das Volkswohl besonders hervorzuheben; 4) wo die besondern Verhältnisse einer Schule Kürzungen nötig machen, dürfen dieselben nicht auf Kosten der Geschichte der neuesten Zeit geschehen, sondern es ist dann ein späterer Ausgangspunkt für die Geschichtserzählung zu wählen.

g) In Ausführung dieser grundlegenden Bestimmungen werden besondere Lehrpläne erlassen für den vaterländischen Geschichtsunterricht der höhern Mädchenschule, der Mittelschule, der mehrklassigen Volksschule, der Volksschule mit einem oder zwei Lehrern.

Bis jetzt erschien von den hiernach zu erwartenden Lehr- und Lesebüchern ein starkes Heft: »Ergänzungen zum Seminarlesebuch; I. Vaterländisches« (Berl. 1890), das mit Ostern 1891 in den Unterrichtsgebrauch der preußischen Lehrerseminare eingeführt ward.

Volkszählungen fanden in den letzten Jahren statt, abgesehen von der Schweiz 1. Dez. 1888, worüber schon im Hauptwerk (Bd. 14), und von Griechenland 1889, worüber im 17. Bd. berichtet werden konnte, in folgenden Ländern: in Spanien (31. Dez. 1887), Dänemark (1. Febr. 1890), in den Vereinigten Staaten von Nordamerika (1. Juni 1890), im Deutschen Reich (1. Dez. 1890), im Kaisertum Österreich (31. Dez. 1890), in Ungarn (31. Dez. 1890) und in Großbritannien (5. April 1891). Über die bisher bekannt gewordenen Ergebnisse vgl. die betreffenden Artikel, für Deutschland die im »Korrespondenzblatt« dieses Bandes abgedruckte Übersicht.

Volos, der einzige Hafen Thessaliens, hat sich seit der Vereinigung mit Griechenland bedeutend gehoben, indem seine Einwohnerzahl von 1883 bis 1889 von 4987 auf 11,029 gestiegen. Die Stadt zerfällt in zwei vollständig getrennte Hälften: das Kastro im NW. oder die auf einem Hügel gelegene, alte, befestigte, jetzt fast ganz verlassene Türkenstadt und die neue, aufblühende Griechenstadt im SO. am Meere. Letztere hat nach Philippson reinliche Straßen, stattliche Hauser, leidliche Gasthöfe, eine organisierte Feuerwehr und eine Anzahl bedeutender Handelshäuser. Von dem umgebenden Glimmerschiefergebirge kommen zahlreiche Quellen herab, so daß V. von fruchtbaren Garten, in denen Südfrüchte gedeihen, und Olivenwäldern umgeben ist.

Voltmeter, s. Elektrotechnische Meßinstrumente und Spannungszeiger.

Volvox (Kugelalge, Kugeltier), ein mikroskopischer, frei beweglicher Süßwasserbewohner, der nebst einer Reihe verwandter Formen (Volvocineen) von den Botanikern zu den Algen, von den Zoologen zu den Flagellaten unter den Protozoen gestellt wird. Wegen seines auffallend zierlichen Baues wurde er bereits von Leeuwenhoek (1699) beschrieben und seitdem von zahlreichen Beobachtern, wie Ehrenberg, Stein, Kohn, Kirchner, Drude, Bütschli u. a., genauer untersucht, bietet aber in mancher Hinsicht immer noch Rätselhaftes. Die beiden genauer bekannten Arten (V. globator Ehr. und V. aureus Ehr.) bilden in der Größe (von 0,17-0,8 mm) sehr veränderliche, im Wasser rotierende, grüne Gallertkugeln, deren Oberfläche von äußerst zahlreichen (bei V. aureus 600-900, bei V. globator 3000-12,000) Einzelzellen hergestellt wird; jede mit Plasmainhalt (Protoplast), grünem Chlorophyllkörper (Chromatophor), rotem Farbstoffflecken (Stigma) u. einigen kontraktilen Blasen (Vakuolen) ausgestattete Einzelzelle trägt außen zwei bewegliche Geißeln (Cilien), durch deren Schwingung die Rotation der ganzen, als Zellkolonie zu betrachtenden Kugel zu stande kommt; die Drehung erfolgt bald links, bald rechts herum, wobei die Drehungsachse zur Bahn der Bewegung eine schiefe Lage einnimmt. Im feinern Aufbau unterscheidet sich V. globator und V. aureus insofern, als ersterer eckige, durch dicke Verbindungsfäden ausgezeichnete Plasmakörper, letzterer rundliche, durch sehr feine und dünne fäden verbundene Einzelzellen besitzt. Bei beiden Arten sind letztere mit dicken Gallerthüllen versehen, deren Grenzen bei Betrachtung von der Fläche als sechsseitige Felder durch Behandlung mit geeigneten Reagenzien (wie Essigsäure-Methylgrün) sichtbar werden. Bau und Entwickelung der kugeligen Zellkolonien machen es unzweifelhaft, daß dieselben nicht durch nachträgliches Verwachsen anfänglich getrennter Zellen, sondern durch fortgesetzte Zweiteilung einer ursprünglichen Mutterzelle entstehen. Die zwischen den einzelnen Plasmakörpern vorhandenen Verbindungsfäden stellen durch Plasma ausgefüllte Tüpfelkanäle innerhalb der Gallerthüllen dar und sind dem entsprechend am Ende geschlossen. Besonders merkwürdig erscheint die Fortpflanzung der Kugelalge. Bei V. aureus, der in dieser Beziehung neuerdings von Klein auf das genaueste untersucht wurde, bilden sich im Frühjahr auf ungeschlechtlichem Wege im Innern einer Mutterkolonie je 1-14 Tochterkugeln (Parthenogonidien) aus, welche sich in der innern Gallertmasse jener derart verteilen, daß sie die bei der Drehung nach hinten gerichtete Hälfte der Kugel einnehmen. Der Austritt der Tochterkugeln erfolgt durch einen breiten Riß der zur Ruhe kommenden Mutterkolonie, wobei sich die Tochterkugel langsam einen Weg durch die sie umhüllende Gallertmasse bohrt und, sobald sie ins Freie gelangt ist, sofort mit der normalen Drehbewegung beginnt. Durch fortgesetzte Zellteilung erzeugen die frei gewordenen Tochterkugeln der Mutterpflanze gleiche Zellkolonien. Außerdem findet geschlechtliche Fortpflanzung durch männliche (Antheridien) und weibliche (Oogonien) Ge-^[folgende Seite]