Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Zabel

997

Württemberg - Zabel.

(gegen 125,901 im J. 1885); die Zahl der Städte mit mehr als 20,000 Einw. ist durch Zutritt von Kannstatt (20,267 Einw.) von 4 auf 5 gestiegen.

Die Bewegung der Bevölkerung war 1889 folgende: Eheschließungen fanden 13,578 statt, lebendgeboren wurden 68,036 Kinder, darunter 6822 uneheliche; totgeboren waren 2422. Die Zahl der Sterbefälle (einschließlich der Totgebornen) betrug 54,402; es ergab sich ein Geburtenüberschuß von 16,056 Köpfen. Unter den Lebendgebornen war das Verhältnis der Mädchen zu den Knaben wie 100:103,97. Von allen Gebornen waren 10,02 Proz. unehelich und 3,44 Proz. totgeboren.

Landwirtschaft. Von der Bodenfläche des Königreichs waren 1889: 878,953 Hektar Acker- und Gartenland, 288,954 Hektar Wiesen, 61,698 Hektar Weiden, 18,271 Hektar ertragbringende Weinberge, 599,065 Hektar Wald. Erntefläche und Erntemenge der wichtigsten Feldfrüchte im J. 1889 betrugen:

Feldfrüchte Erntefläche Erntemenge

Hektar Ton.

Dinkel 181689 110960

Weizen 31631 29417

Roggen 36849 35320

Gerste 93991 101904

Hafer 137429 133874

Kartoffeln 84908 579350

Futter- und Zuckerrüben 23176 662729

Klee 112838 590826

Hopfen 6943 5438

Der Heuertrag belief sich auf 1,349,673 Ton., der Ertrag der Weinberge auf 291,010 hl (1888: 454,116) im Werte von 12,6 Mill. Mk. An Obst wurden 1889 nur 42,837 Doppelzentner im Werte von 694,809 Mk. geerntet, während das Jahr 1888: 3,3 Mill. Doppelzentner im Werte von 14 Mill. Mk. lieferte. Der Weinbau ergab 1888: 454,116 hl im Werte von 10½ Mill. Mk., um 40,279 hl mehr, als der durchschnittliche Weinertrag in den Jahren 1827-87 war. In den Staatswaldungen, deren Umfang 1888: 193,223 Hektar betrug, wurden 916,797 Festmeter Holz und 192,993 Festmeter Reisig gefällt; der Reinertrag bezifferte sich auf 713,085 Mk.

An Eisenerz wurden 1888: 9296 Ton. gefördert und 4979 Ton. Roheisen gewonnen, an Gußeisen 21,390 Ton. im Werte von 4⅓ Mill. Mk. hergestellt. Die Produktion von Steinsalz betrug 179,601 Ton. (1889: 193,947 Ton., 1890: 180,112 Ton.), von Kochsalz 45,482 Ton. (1889: 45,033 Ton., 1890: 43,021 Ton.). Die Länge der dem Staate gehörigen Eisenbahnlinien hat sich 1890 nach Eröffnung der Linien Leutkirch-Memmingen (31,6 km), Wangen-Hergatz (5,3 km) und Sigmaringen-Tuttlingen (42 km) auf 1647,5 km erhöht; die Länge der Privatbahnen betrug unverändert 31,3 km. Im Betriebsjahr 1888/89 wurden auf der Eisenbahn 14 Mill. Personen und 8,360,000 Ton. Güter befördert. Postanstalten gab es 1889: 564 und 133 Posthilfstellen, Telegraphenanstalten 488, ferner 7 allgemeine Telephonanstalten und 18 öffentliche Telephonstellen. Die Reichsbankhauptstelle zu Stuttgart hatte 1889 einen Gesamtumsatz von 1855 Mill. Mk. Vorschuß- und Kreditvereine bestanden 1888: 109, Darlehnskassenvereine 217 (mit 17,550 Mitgliedern). Bei den Landes- und den Bezirkssparkassen mehrten sich 1888 die Einlagen um 4 Mill. Mk., bei den Oberamtssparkassen um 3 Mill. Mk. Die Bezirkssparkassen hatten den größten Teil der Einlagen nicht, wie anderwärts, in Hypotheken und Staatspapieren angelegt, sondern meist (56 von 61 Mill. Mk.) auf Schuldscheine ausgeliehen.

Der Staatshaushalt für das Finanzjahr 1890/91 balancierte in Einnahme und Ausgabe mit 61,940,181 Mk. Die Einnahmen betragen:

^[Liste]

Von Domänen und Forsten 5996138 Mark

Von Bergwerken und Salinen 400000 -

Ertrag der Verkehrsanstalten 17104100 -

Weiterer Ertrag des Kammergutes 886743 -

Die direkten Steuern 12271330 -

Die indirekten Steuern 12988000 -

Anteil an Reichsabgaben 11984530 -

Aus der Restverwaltung 309340 -

Zusammen: 61940181 Mark.

Die Ausgaben sind im einzelnen so festgesetzt:

^[Liste]

Zivilliste und Apanagen 1989801 Mark

Staatsschuld 20395263 -

Renten und Entschädigungen 489757 -

Pensionen etc. 2730905 -

Geh. Rat und Verwaltungsgerichtshof 84300 -

Justiz 3865529 -

Äußeres 190076 -

Inneres 6065785 -

Kirche und Schulwesen 8430089 -

Finanzverwaltung 2925191 -

Landstände und Staatsschuldenverw. 353523 -

Reservefonds 50000 -

Matrikularbeiträge 11318000 -

Postporto für Dienstsachen 350000 -

Gehaltsaufbesserung 2601962 -

Zusammen: 61940181 Mark.

Die Staatsschuld betrug 1. April 1890: 430,7 Mill. Mk., wovon auf die Eisenbahnschuld 388,1 Mill. Mk. entfielen. Die Ständeversammlung des Königreichs wurde im Januar 1891 einberufen, um den Staatshaushaltsetat für 1891/93 zu beraten; derselbe setzte für die nächsten 2 Jahre die Ausgaben auf 64,776,000 Mk., die Einnahmen auf 65,469,000 Mk. fest. Besonders die Erhöhung der Beamten- und Lehrergehalte erforderten Mehrausgaben. Für öffentliche Bauten waren 6,300,000 Mk. Überschüsse verfügbar. Außerdem wurde die Verwaltungsreform, welche die Regierung eingebracht hatte, genehmigt und dabei die Beibehaltung der Lebenslänglichkeit der Ortsvorsteher beschlossen.

Z.

Zabel, Eugen, Schriftsteller, geb. 23. Dez. 1851 zu Königsberg i. Pr., studierte daselbst 1871-75 Philosophie und Geschichte und begann seine litterarische Laufbahn als Mitarbeiter der »Königsberger Hartungschen Zeitung«, siedelte aber 1876 nach Berlin über, wo er in die Redaktion der »Nationalzeitung« eintrat. Größere Reisen nach England, Oberitalien, Frankreich, namentlich aber wiederholte Reisen nach Rußland wurden für seine Bildung und litterarische Richtung entscheidend; in Paris trat er in persönliche Beziehungen zu Daudet, Zola, Goncourt, in Petersburg und Moskau zu Turgenjew, Walujew, Grigorowitsch, Wereschtschagin. Er schrieb außer zahlreichen litterarischen Studien und Kritiken in Zeitschriften: