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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Zahlmeister; Zahlungssperre; Zähne

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Zahlmeister - Zähne.

»Berthold Auerbach« (Berl. 1882); »I. ^[Iwan] Turgenjew« (das. 1883); »Litterarische Streifzüge durch Rußland« (2. Aufl., das. 1886). Z. übersetzte und bearbeitete die Turgenjewschen Dramen »Natalie«, »Die Provinzialin«, »Ein Abend in Sorrent«, »Der Junggeselle«, »Das Gnadenbrot«, den Dostojewskijschen Roman »Raskolnikow« (gemeinsam mit E. Koppel dramatisiert); aus dem Französischen Locroys Trauerspiel »Ein Duell unter Richelieu«. Als selbständiger poetischer Schriftsteller versuchte er sich mit der Novelle »Getrennte Herzen« (Berl. 1888) und den Lustspielen »Mitternachtssonne« und »Bauernfänger«.

Zahlmeister, Reserve-Zahlmeisteraspiranten, s. Kriegsbeamte.

Zahlungssperre, Einstellung der Auszahlung von Zinsen und Dividenden bei in Verlust geratenen oder vernichteten Koupons und Dividendenscheinen. Dieselbe besteht in einigen Staaten (Württemberg, Baden, Hessen-Darmstadt, Sachsen-Gotha, Schweiz, Rumänien, Ägypten, dann in Frankreich für die nicht vom Staate ausgegebenen Papiere) an Stelle der Amortisation. Der Verlierer kann bei Gericht den Erlaß eines Sperrbefehls beantragen. Alsdann wird, wenn innerhalb der Verjährungsfrist der gesperrte Koupon oder Dividendenschein eingereicht werden sollte, keine Zahlung geleistet. Der Koupon ist vielmehr bei dem zuständigen Gericht abzuliefern, bei welchem nun derjenige, welcher den Verlust angemeldet hatte, gegen den Einreicher Klage zu erheben hat. Das Gericht hat alsdann zu Recht zu erkennen. Kommt der gesperrte Schein binnen der genannten Frist nicht zum Vorschein, so erhält nach Ablauf derselben der Verlierer den Betrag ausbezahlt. Die Z. kann nur über Papiere, welche im selben Lande ausgegeben wurden, nicht aber auch über Papiere eines dritten Staates verhängt werden.

Zähne. Vergleichende Studien der Entwickelungsgeschichte haben ergeben, daß die Z. der Wirbeltiere den Fischschuppen analoge Hautgebilde sind, die aus einer Verkalkung von Hautpapillen entstehen und daher bei manchen Fischen einen großen Teil der Mundhaut, Gaumen und Kiefer in dichter, mehrreihiger Pflasterung überziehen, während sie bei höhern Wirbeltieren auf eine einfache, die Kieferränder umsäumende Reihe von Kauwerkzeugen beschränkt sind. Man glaubte bisher, daß die ältesten verkalkten Wirbeltierzähne bei den kiefermündigen Fischen (Gnathostomi) auftreten, und daß die tiefer stehenden Rundmäuler, zu denen die Neunaugen gehören, nur unverkalkte Hornzähne besäßen. Aber Beard zeigte 1888, daß zwei schmarotzende Rundmäulergattungen (Bdellostoma und Myxine) in der hornigen Hülle ihrer Z. einen längsgestreiften kalkigen Kern besitzen, der in eine Krone von Dentin oder Email ausgeht. In den Klassen der niedern Wirbeltiere behalten die Z. dann meist einfache kegelförmige, einwurzelige Formen, deren Fläche höchstens am Rande einige Einkerbungen und Furchen aufweist, und solche einfache, immer nachwachsende, meist sehr zahlreiche Kegelzähne bewaffnen den Rachen der Fische, Amphibien, Reptilien sowie der ältesten Vögel (Zahnvögel) und Säugetiere in langen Reihen, ohne daß eine andere Differenzierung einzutreten pflegt, als daß sich bei einigen Reptilien einzelne Z. stärker als die andern zu Hauern, Reißzähnen u. dgl. ausbilden. Im allgemeinen aber findet die Ausbildung einer weitern Arbeitsteilung und Verunähnlichung der Z. erst bei den Säugetieren statt, wo die Z. sich in einfache, einwurzelige Vorderzähne und mehrwurzelige Backenzähne mit zusammengesetzter Kronenbildung sondern, die je nach der Ernährungsweise eine besondere Form erhalten, ein begrenztes Wachstum zeigen und in zwei Schüben (Milchzähne und bleibende Z.) auftreten. Im allgemeinen hat mit dieser Verbesserung des Gebisses eine Verminderung der Zahl der Z. stattgefunden, sei es, weil sich die Entwickelung der Zahnkeime jetzt in mehreren Schüben vollzieht, oder weil die stärker gewordenen Backenzähne Raum und Nährstoff mehrerer ältere Zahnkeime beanspruchen; die eocänen Säuger besaßen der großen Mehrzahl nach ein viel zahnreicheres Gebiß als die spätern.

Bei diesem Sachbefund war es nun lange als eine rechte Schwierigkeit empfunden worden, daß diejenigen heute lebenden Säugetiere, die man nach ihrem gesamten Bau, Fortpflanzungsweise, niederer Blutwärme etc. als Vertreter der niedersten und ältesten Formen auffassen mußte, die Schnabeltiere, statt des nach der eben erörterten Verminderungsregel vorauszusetzenden zahnreichen Gebisses gar keine echten Z. in ihrem Schnabel besaßen, sondern statt dessen einige Hornzähne. Obwohl man nun allgemein auf das Verschwundensein eines ehemals vorhandenen Gebisses wie bei den Walen schloß, so erregte es doch großes Interesse, als Poulton 1888 im Rachen eines jungen Schnabeltiers einige wohl ausgebildete, dentinhaltige, mit mehreren Spitzen versehene Z. fand, die das Zahnfleisch noch nicht durchbrochen hatten. Poulton glaubte, daß sie es überhaupt nicht durchbrachen, und daß hier ein ähnlicher Fall vorlage wie bei gewissen Walen, wo die Z. nur beim Embryo erscheinen und nachher, ohne ans Licht getreten zu sein, wieder resorbiert werden. Aber Thomas, der 1889 etwas ältere Schnabeltiere untersuchte, fand, daß diese Z. während längerer Zeit benutzt werden, nachdem sie wie gewöhnlich das Zahnfleisch durchbrochen haben, daß sie dann aber durch Reibung mit Nahrung und Sand, ähnlich wie die Milchzähne andrer Tiere, herausgebrochen und nicht mehr ersetzt werden. An ihrer Stelle entwickeln sich sodann aus dem Mundepithel Hornzähne (Cornula) und zwar so, daß in den Platten die Alveolen sichtbar bleiben. Derselbe Beobachter fand bei ganz jungen Erdferkeln (Orycteropus afer) ein Milchgebiß, welches nicht in Funktion tritt, sondern von dem definitiven Gebiß alsbald abgelöst wird.

Über die Art und Weise, wie aus dem einfachen Kegelzahn der niedern Säuger (Edentaten, Walen etc.) sowie der niedern Wirbeltiere überhaupt der vollkommenere, einer Zerkleinerung härterer Nahrung gewachsene Höckerzahn entstanden ist, haben Cope und neuerdings Osborn vergleichende Untersuchungen angestellt. Da die Schneidezähne dem alten Typus der Einwurzeligkeit getreu bleiben und die Veränderung der Krone nur in der Verbreitung des Kegels zu einer Schneide besteht, so handelt es sich hierbei hauptsächlich um die Fortbildung der Backenzähne, unter denen der dreihöckerige Typus vorherrscht. Osborn unterscheidet hierbei vier ebenso vielen Stufen entsprechende Typen (s. Figur): 1) den Haplodontentypus mit einfacher Wurzel und beiderseits kegelförmiger Ausgestaltung. In idealer Reinheit sind solche Z. bei keinem Säugetier bekannt, da sie nur bei den allerältesten

^[Abb.: Haplodonten-, Protodonten-, Triconodonten-, Trituberkular-Typus.]