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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Alvarez; Ameisen

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Alvarez - Ameisen

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Aluminiumrhodanid'

beim Erhitzen um so stärker trüben, je basischer sie sind. Beim Verdünnen mit Wasser zeigen sie keine Dissociation.

Alvarez, Luis, span. Maler, geb. 1841 zu Madrid, machte auf der dortigen Akademie seine ersten künstlerischen Studien und begab sich 1857 zu seiner weitern Ausbildung nach Rom, wo er sich zuerst durch ein geschichtliches Bild: der Traum der Calpurnia, der Gattin Cäsars, bekannt machte, das ihm 1861 auf der Ausstellung zu Florenz eine Medaille zweiter Klasse eintrug (im königlichen Palast zu Madrid). Zur Fortsetzung seiner Studien in Rom erhielt er einen Jahrgehalt von der spanischen Regierung. In der Zeit von 1863 bis 1873 entstanden die Geschichtsbilder: Isabella die Katholische in der Kartause zu Burgos (im königlichen Museum zu Madrid), der Kardinal-Pönitentiar in San Giovanni und die Einschiffung des Königs Amadeus in Spezia. Das Studium des römischen Lebens führte ihn aber auch der Genremalerei zu, und neben seinen Gemälden großen Stiles schuf er eine große Anzahl von Genrebildern aus der vornehmen Gesellschaft wie aus dem Volksleben des 18. und 19. Jahrh., wobei er Schärfe und Lebendigkeit der Charakteristik mit gründlichen Kostümstudien und einer virtuosen koloristischen Darstellung verbindet, die den Äußerlichkeiten wie dem geistigen Gehalt des gewählten Motivs in gleichem Maß gerecht wird. Der Wohlthätigkeitsbazar für ein Findelhaus in Spanien, die Siesta, der Empfang eines Kardinals im J. l79l, die Vermählung der Pauline Borghese, römische Edle, die arme junge Mädchen ausstatten, ein Blumenladen im J. 1790, das Bildnis des Erben, Krieg im Frieden (aus der Zeit der französischen Kriege in Spanien) und eine Trauergesellschaft im J. 1824 sind die hervorragendsten dieser Genrebilder, in denen sich auch eine gleiche Begabung für die Beobachtung der ernsten Seiten wie der humoristischen Züge des Volkslebens zeigt. Zu stärkster Wirkung brachte er die ungewöhnliche Kraft seiner Charakterisierungskunst in dem großen Geschichtsbilde: der Sessel Philipps II., das den spanischen König auf einem natürlichen Felsenthron in öder Gebirgslandschaft beim Escorial in geheimer Beratung mit seinen Vertrauten darstellt. Dieses Bild brachte ihm die große goldene Medaille der Berliner internationalen Kunstausstellung von 1891 ein. A. lebt in Rom.

Ameisen. Der Hochzeitsflug der A. kommt nicht allen Arten zu, sondern findet sich in seiner typischen Form nur bei gewissen Arten, da das Flugvermögen bei den verschiedenen Arten sehr verschieden ist. Vielfach besitzt sogar das eine oder andre Geschlecht nicht einmal Flügel, so daß die Angabe, die Geschlechtstiere der A. seien geflügelt, nicht allgemein gültig ist. Bleiben die Männchen flügellos, wie bei Anergates, Formicoxenus, Ponera punctatissima var. androgyna, so wird hierdurch strengste Inzucht bewirkt, und dieser Zustand dürfte vielleicht als letzte Folge durch Schwund des männlichen Geschlechts überhaupt zu regelmäßiger Parthenogenese führen (Tomognathus). Für das weibliche Geschlecht erscheint der Weg zum allmählichen Verlust des Flugvermögens betreten bei solchen Ameisenarten, deren Weibchen zwar Flügel besitzen, aber so schlecht fliegen, daß sie zu einem eigentlichen Hochzeitsflug, bei welchem die Begattung in der Luft stattfindet, unfähig sind. Bei Plagiolepsis pygmaea beobachtete Emery, daß die Begattung auf der Spitze von Gräsern stattfand; die Weibchen flogen von da eine ↔ kurze Strecke, um bald auf die Erde zu fallen und sich dann der Flügel zu entledigen. Bei Formica gagates, welche Art sich durch großen Umfang ihres Abdomens auszeichnet, ist im Gegensatze zu den Gattungsgenossen das Flugvermögen ebenfalls sehr reduziert; die Begattung erfolgt auch hier an Gräsern und Sträuchern; beim Abflug von denselben bewegten sich die Weibchen in stark absteigender Richtung und erreichten bald den Boden. Bei Liometopum sind die Flügel der Weibchen äußerst labil und fallen bei jeder unsanften Berührung außerordentlich leicht ab. Ein flügelloser Zustand der Weibchen bei A. ist bis jetzt mit Sicherheit nur bekannt von Dorylus, bei welchen Arten die zeitlebens flügellosen Weibchen sogar blind sind, aber es ist sehr wahrscheinlich und z. B. für Anochetus Ghilianii von Emery fast mit Bestimmtheit nachgewiesen, daß bei vielen Arten, besonders unter den vielfach noch nicht mit genügender Sicherheit bekannten exotischen Formen, die geflügelten Weibchen durch flügellose, arbeiterähnliche Weibchen ersetzt sind. Die die Erhaltung oder den Schwund des Flugvermögens der A. bedingenden Faktoren sind jedenfalls sehr verschiedener Art. Bei solchen Arten, deren Nester zahlreich, aber verhältnismäßig schwach bevölkert sind, bietet der typische Hochzeitsflug Gelegenheit zur Kreuzung zwischen verschiedenen Stämmen (Exogamie). Zugleich dient das Flugvermögen in diesen Fällen zur Verbreitung der Art durch die fliegenden befruchteten Weibchen. Sind dagegen die Staaten weit voneinander entfernt oder sehr verborgen und zerstreut, so kann es schwer werden, daß die Geschlechter sich treffen, und zur Sicherstellung der Befruchtung wird die Inzucht durch Begattung in unmittelbarer Nähe des Nestes vorteilhaft. Außerdem weist Emery auf andre Einflüsse hin: Vorteil der Vergrößerung des Hinterleibes des Weibchens zur Vergrößerung ihrer Fruchtbarkeit, Vervielfältigung der Nester durch Koloniebildung, parasitische oder unterirdische Lebensweise etc.

Vielfach sind in den Kolonien der A. auch thatsächliche Zwischenformen zwischen Weibchen und verkümmerten Weibchen, d. h. Arbeitern, gefunden worden. Die verschiedenartigen Ähnlichkeiten und Unähnlichkeiten dieser Mitteltiere mit den reinen Formen beider Kasten gestatten eine Unterscheidung in mehrere Gruppen. So können die Individuen in Körpergröße und Hinterleibsentwickelung den eigentlichen Weibchen angehören, dabei jedoch die Brustbildung der Arbeiterin besitzen, oder sie sind umgekehrt in Körpergröße und Hinterleibsbildung echte Arbeiterinnen, in der Brustbildung dagegen Weibchen, doch auch in diesem Fall stets ungeflügelt. Andre Individuen nähern sich nur in der Körpergröße und dem etwas schmälern Thorax den Arbeiterinnen, sind aber im übrigen geflügelte Weibchen. Anatomisch betrachtet finden sich Zwischenformen, die nur durch stärkere Entwickelung der Eierstöcke von den gewöhnlichen Arbeiterinnen abweichen, und umgekehrt solche, die in der Nichtausbildung der Geschlechtsorgane völlig Arbeiterameisen sind, in der Körpergröße aber sich den Weibchen nähern. Endlich gibt es auch Individuen, die allmähliche und allseitige Übergänge zwischen Weibchen und Arbeiterin bilden. Bekannt ist, daß auch echte Arbeiterinnen der A. manchmal parthenogenetisch Eier legen, aus denen sich dann, wie im gleichen Fall bei den Bienen, nur Männchen entwickeln. Wasman konnte bei Formica sanguinea und ihrer Hilfsameise F. fusea nachweisen, daß künstliche

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 21.