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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Elektrische Abstellvorrichtung; Elektrische Ausstellung in Frankfurt a. M; Elektrische Bleiche; Elektrische Boote

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Elektrische Abstellvorrichtung - Elektrische Boote

3) Der heutige Stand der Elektrotechnik ermöglicht es, elektrische Anlagen so herzustellen, daß sie gegen störende Induktionseinwirkungen genügend gesichert sind.

4) Die Benutzung der Erde als Rückleitung oder die Verbindung einer Leitung mit der Erde kann von elektrischen Anlagen zur Zeit nicht gänzlich entbehrt werden. Es darf deshalb eine solche Benutzung der Erde nicht einzelnen Anlagen oder einzelnen Arten von Anlagen ausschließlich zustehen.

5) Das Interesse der öffentlichen Sicherheit und Ordnung gegenüber elektrischen Anlagen und Betrieben sowie die Regelung ihrer technischen Beziehungen untereinander und zu andern öffentlichen Anlagen, ist von Behörden wahrzunehmen, welche an solchen Betrieben nicht beteiligt sind. Es erscheint erforderlich, daß derartigen Behörden auch technische Sachverständige als Mitglieder angehören. Im übrigen erheischt jenes Interesse eine Ausnahmestellung für elektrisch? Anlagen und Betriebe nicht.

Namens des Ausschusses zur Beratung der Vorschläge für einheitliche Bezeichnungen in der Elektrotechnik erstattete Weber (Zürich) Bericht. Hospitalier (Paris) hat ein ganzes System von Bezeichnungsweisen ausgearbeitet, welches nach seiner Ansicht die Bezeichnung der gebräuchlichen physikalischen Größen ohne Verwechselung ermöglicht. Der Ausschuß betrachtet dies System als sehr empfehlenswert, hält aber eine endgültige Beschlußfassung darüber zur Zeit noch nicht für möglich, sondern will dies dem nächsten Kongreß vorbehalten, welcher über zwei Jahre in Chicago zusammentritt. Inzwischen sollen die Bezeichnungen zusammengestellt und veröffentlicht werden. Die amerikanischen Vertreter hatten beantragt, da Henry der Entdecker der Selbstinduktion sei, die Einheit für die Selbstinduktion mit dem Namen Henry und die Einheit für die Ausmessung magnetischer Felder mit dem Namen Gauß zu bezeichnen. Der Antrag wurde jedoch zurückgezogen, weil darüber keine Verständigung erzielt worden konnte. Die bestimmten Vorschläge, welche der Ausschuß macht, gehen dahin: Es sollen physikalische Konstanten und Winkel durch griechische Buchstaben bezeichnet werden, physikalische Größen durch italienische (liegende, Kursivschrift) und die Einheit durch römische Schrift (aufrechte, Antiqua), also A Ampère, C Coulomb, F Farad, J Joule, O Ohm, V Volt und W Watt. Rühlmann (Hannover) wünschte auch noch die Ersetzung der Pferdekraft durch das Kilowatt und Heister (Iglau) schlug statt des vielfach angefeindeten Namens »Drehstrom« die Bezeichnung »Wellenstrom« vor. Die Versammlung lehnte jedoch eine Beschlußfassung hierüber ab und genehmigte nur die Ausschußanträge. Dagegen wurde im weitern Verlauf der Sitzung noch ein Antrag von Uppenborn (Berlin) angenommen, als Bezeichnung für die metrische Pferdekraft (736 Voltampere) nicht das für die englische Pferdekraft (746 Voltampere) gebräuchliche Zeichen HP anzunehmen.

Hierauf sprach Zipernowski (Pest) über den von Ganz u. Komp. in Pest entworfenen und bis ins einzelne ausgearbeiteten Plan einer elektrischen Eisenbahn zwischen Wien und Pest. Dieselbe soll dem Schnellverkehr für Personen und Poststücke dienen und zweigeleisig angelegt werden. In kurzen Zwischenräumen würde je ein 4,5 m langer, 40 Personen fassender Wagen abgelassen, welcher die ganze Strecke Zwischen Wien und Pest ohne Aufenthalt mit einer Durchschnitssgeschwindgkeit von 200 km in einer Stunde zurücklegt. Die Baukosten einer solchen Bahn stellen sich allerdings auf das 2,5fache einer gewöhnlichen

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Eisenbahn. Der Vortragende hofft aber trotzdem, daß sie ertragsfähig wird, wenn die Fahrpreise niedrig gestellt, die Reisenden also nicht nur schnell, sondern auch billig befördert werden. Diese Studie, wie der Redner seinen durch Pläne und Zeichnungen unterstützten Vortrag nannte, fand lebhaften Beifall, und Thompson (London) sprach den Wunsch aus, die Bahn bald ausgeführt zu sehen, da er den ganzen Plan für äußerst zweckmäßig halte. Hierauf sprach Epstein (Frankfurt) über Stellung und Aufgabe der elektrischen Untersuchungsanstalten. Der Vortragende ist selbst Leiter einer solchen Anstalt, deren erste 1882 in München ins Leben gerufen wurde, und hält es nicht für nötig, ihre Notwendigkeit zu begründen. Wohl aber sei es wünschenswert, auszusprechen, was diese Untersuchungsanstalten nicht thun sollen. Sie sollen nämlich wissenschaftlichen und nicht geschäftlichen Zwecken dienen und sich deshalb von allen Untersuchungen, Gutachtens, fern halten, welche etwa von Erfindern behufs geschäftlicher Ausbeutung gewünscht werden, sonst sei es der Anstalt unmöglich, nötigen Falls auch einmal als Schiedsrichter aufzutreten. Der Vortrag rief eine ziemlich umfangreiche Erörterung hervor, weil Heine (Hannover) meinte, der Gegenstand eigne sich nicht zur Besprechung auf einem internationalen Kongreß, da noch zu wenig Material vorliege, indem erst drei solcher Anstalten in Deutschland bestehen. Kohlrausch (Hannover) hob namentlich das überaus verdienstliche Wirken der Reichsanstalt und den Nutzen hervor, den dieselbe der Praxis gewähre.

Elektrische Abstellvorrichtung für Pumpen, s. d.

Elektrische Ausstellung in Frankfurt a. M., s. Ausstellungen.

Elektrische Bleiche, s. Papier.

Elektrische Boote, Fahrzeuge, bei welchen die Triebvorrichtung (Schiffsschraube, Schaufelräder) mittels eines Elektromotors bewegt wird, der von einer mitgeführten Stromquelle Energie erhält. Die elektrischen Boote bilden das Ideal eines durch Maschinenkraft bewegten Fahrzeugs, und sie würden längst alle andern Gattungen überflügelt haben, wenn sie nicht genötigt wären, auf eine direkte Stromzuführung von außen zu verzichten. Sie sind auf die Benutzung der Akkumulatoren angewiesen, und diese haben noch nicht denjenigen Grad von Vollkommenheit erreicht, welcher die elektrischen Boote konkurrenzfähig machen würde. Sind ohnehin e. B. mit Akkumulatorbetrieb beständig auf Elektrizitätswerke angewiesen und mithin nur unter besondern Verhältnissen anwendbar, so bilden das große Gewicht der Akkumulatoren und ihre geringe Aufnahmefähigkeit, welche zur Folge hat, daß der Stromvorrat eines elektrischen Bootes im besten Fall nur zu einer zehnstündigen Fahrt ausreicht, weitere Übelstände. Auch die bisher erzielte Geschwindigkeit von 10-12 km in der Stunde ist zu gering, und schließlich ist der Akkumulatorbetrieb noch sehr teuer. Von diesen Übelständen abgesehen, bieten die elektrischen Boote große Vorzüge. Der maschinelle Teil besteht in der Batterie, dem damit in leitender Verbindung stehenden, ganz hinten angeordneten Elektromotor, dessen Achse direkt mit der Schraubenwelle verkuppelt ist, und der Schraube. Da der Motor bis 900 Umdrehungen in 1 Minute macht, so genügt eine kleine zweiflügelige Schraube, welche bei etwaigem Segeln nur sehr wenig hindert. Der bedeutende Ballast, den die Akkumulatoren repräsentieren, macht die Boote zum Segeln sehr geeignet. Die einzelnen Zellen der Akkumulatorenbatterie werden je nach der Geschwindig-^[folgende Seite]