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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Fäden; Faidherbe; Fallières; Fanderlik; Fangpflanzen

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Fäden - Fangpflanzen

etwa auf den weitern Ausbau des gewerblichen Fachschulwesens zu verwenden sein werden, so kann dies nach allem Gesagten nur mit dem Vorbehalt geschehen, daß sich bei den spätern Verhandlungen mit den Gemeinden und mit den Gewerbtreibenden herausstellen mag, ob von der einen Schulgattung mehr, von der andern weniger, als angenommen worden, entstehen, und daß die der Berechnung zu Grunde gelegten Zahlen Durchschnittsziffern sind, bei denen vorausgesetzt ist, daß auch die Beiträge der Städte, der Umfang der Anstalten 2c. wie bisher innerhalb gewisser Grenzen variieren werden. Auch ist von manchen hochnötigen Aufwendungen zur Erhöhung der Gehalte, Vermehrung des Pensionsfonds, reichlichern Bemessung der Zuschüsse an Gemeinden und Vereine bezüglich der bestehenden Anstalten einstweilen dabei abgesehen. Als erforderlich in diesem Sinne werden erachtet: 1) für 4 Baugewerkschulen 212,000 Mk.; 2) praktische Beschäftigung der Baugewerkschullehrer im Sommer 40,000 Mk.; 3) 8 Maschinenbauschulen für Werkmeister oder mittlere Techniker 208,000 Mk.; 4) 7 Webeschulen 51,000 Mk.; 5) 2 Fachschulen für Seedampfermaschinisten 50,000 Mk.; 6) eine keramische Fachschule 12,000 Mk.; 7) 18 Handwerker-, gewerbliche Zeichen- und Kunstgewerbeschulen 505,000 Mk.; 8) zu verschiedenen Zwecken 40,000 Mk.; zusammen 1,118,000 Mk. Beigefügt sind der Denkschrift eingehende tabellarische Nachrichten über die Jahresetats wie über die Lehrpläne von Anstalten aus den verschiedenen Gruppen, aus denen man ein völlig klares Bild von deren gesamtem äußern wie innern Betrieb gewinnt. Ein zweiter Teil der Denkschrift, von dem bisher besprochenen ersten völlig gesondert, handelt, wie eingangs erwähnt, von den Fortbildungsschulen, über die wir in einem besondern Artikel berichten. Vgl. Lüders, Denkschriften über die Entwickelung der gewerblichen Fachschulen und der Fortbildungsschulen in Preußen während der Jahre 1879 bis 1890 (Berl. 1891).

Fäden. Künstliche F. werden aus einer Mischung von Kopal oder Sandarach, Leinöl, nitrierter Cellulose und einem die Verbrennung verhindernden anorganischen Salz hergestellt. Aus diesen Bestandteilen bildet man zunächst drei Lösungen I, II, III. Zur Gewinnung der Lösung I schüttelt man 500 g fein gepulverten Kopal oder Sandarach mit 2400 g Schwefeläther in einer wohlverkorkten Flasche bei gewöhnlicher Stubenwärme kräftig durch, läßt die Mischung einige Tage zur Klärung stehen, gießt sie dann ab, versetzt sie mit 100 g Leinöl und filtriert. Lösung II bereitet man auf die Weise, daß man 1 kg Cellulose,vorzugsweise Baumwolle, in 12 Lit. Kupferoxydammoniak, welches durch Auflösen von 10 Teilen Kupfervitriol in 100 Teilen Ammoniakwasser von 0,975 spez. Gew. gewonnen wird, etwa 15 Minuten eintaucht, dann in warmem Wasser sorgfältig auswäscht und darauf trocknet. Die durch diese Behandlung etwas aufgequollenen Fasern trägt man nunmehr in ein auf 75° erwärmtes Gemenge von 4 Teilen Schwefelsäure vom spez. Gew. 1,84 und 3 Teilen Salpetersäure vom spez. Gew. 1,4 ein, rührt

gut durch und gießt nach 5 Minuten die Säure ab. Nachdem die entstandene Nitrocellulose durch Waschen mit Wasser gründlich von jeder Säure befreit und getrocknet ist, übergießt man mit dem neunfachen Gewicht Holzgeist, schüttelt durch, bis alles gelöst ist, stellt die Lösung zum Klären an einen kühlen Ort und gießt sie dann von dem Bodensatz ab. Die Lösung III besteht aus 100 g essigsaurem Natron, gelöst in

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1 kg wasserhaltigem Weingeist. Die genannten drei Flüssigkeiten werden darauf in einem solchen Verhältnis gemischt, daß auf 1 kg Nitrocellulose 200 g Kopal, 50 g Leinöl und 100-200 g essigsaures Natron kommen. Diese Mischung wird zur Herstellung der F. in ein Gefäß gethan und durch freies Ausfließen durch eine entsprechend feine Öffnung unter gleichzeitiger Anwendung warmer bewegter Luft zum Verdunsten der Lösungsmittel in F.

verwandelt, welche sich durch hohen Glänz und Gleichmäßigkeit auszeichnen.

Eine andre Art künstlicher F. ist von Chardonet in Paris erfunden und wird aus Zellstoff hergestellt. Zu dem Zwecke unterwirft man Baumwolle oder Sulfitstoff aus weichem Holze zunächst einer Nitrierung, wie zur Erzeugung von Schießbaumwolle, und löst sodann 6,5 Teile dieser nitrierten Cellulose in 100 Teilen eines Gemisches von 38 Schwefeläther und 42 Alkohol zu Kollodium auf. Dieses bringt man in ein verzinntes Kupfergefäß, worin durch eine Luftdruckpumpe ein Druck von mehreren Atmosphären erhalten wird und in dem sich eine Düse mit einer Reihe von Glasröhrchen mit haarröhrchenartigen Öffnungen befindet. Durch diese Auslässe wird das Kollodium durch den innern Druck in Form dünner F. herausgedrückt, die durch Verdunsten der Lösungsmittel in Berührung mit Wasser sofort fest werden. Aus diesem Grunde sind die Glasröhrchen nach oben gerichtet angebracht und mit einem zweiten überragenden, größern Glasrohr umgeben, durch welches Wasser fließt, das die F. passieren müssen, um nunmehr von Spulen aufgewickelt zu werden. Zur Gewinnung dickerer F. ist nur notwendig, mehrere aus benachbarten Röhrchen austretende F. unmittelbar vor den Austrittsöffnungen zusammenzuführen. Nachdem die F. darauf in warmer Luft vollständig getrocknet sind, findet mit ihnen ein Denitrieren statt, um die leichte Entzündbarkeit aufzuheben. Hierzu verwendet der Erfinder Salpetersäure von 1,32 spez. Gew., zuerst bei einer Temperatur von 35° und langsam absteigend, zuletzt bei 25°. Nach dieser Behandlung haben die F. die Fähigkeit, sich wieder aufzulösen und zu explodieren, verloren, aber eine gallertartige Beschaffenheit angenommen, welche sie außerordentlich aufnahmefähig für Farben 2c. macht. Nach Verlassen des Bades kann man sie durch eine Lösung von phosphorsaurem Ammoniak ziehen, um sie noch unverbrennlicher zu machen. Diese künstliche Seide ist sehr glatt und glänzend, von 1,49 spez. Gew. und verträgt eine Belastung von 25-35 kg auf 1 qmm Querschnitt.

Faidherbe, Louis Léon César, franz. General. Im September 1891 wurde ihm in Bapaume eine

Statue errichtet.

Fallières, Element Armand, franz. Politiker, trat im Februar 1892 vom Ministerium der Justiz und der Kulte zurück.

Fanderlik, Joseph, österreich. Politiker, geb. 4. März 1839 zu Olmütz, studierte in Wien die Rechte, erwarb daselbst 1860 die juristische Doktorwürde, trat zunächst in die Kanzlei Prazäks (s. d., Bd. 13) in Brunn ein und ward 1868 selbständiger Advokat, zuerst in Groß-Meseritsch, jetzt in Ungarisch-Hradisch. 1871 wurde er zum Mitglied des mährischen Landtags und 1884 des mährischen Landesausschusses gewählt. Seit 1873 gehört er dem österreichischen Abgeordnetenhaus an. F. ist Führer der Alttschechen in Mähren.

Fangpflanzen. Zur Bekämpfung der Rübennematoden, welche die Rübenmüdigkeit der Felder verursachen, hat sich bis jetzt die von Julius Kühn em-