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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Färberei

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Fangpflanzen - Färberei

pfohlene Ansaat von F. am besten bewährt. Kühn entdeckte zuerst, daß die Embryonen der Nematoden in das Innere der Rübenwurzeln eindringen und hier in kurzer Zeit ihre Wurmform verlieren, flaschenförmig anschwellen und das Bewegungsvermögen verlieren. In diesem Zeitpunkte können die angeschwollenen Larven, bevor sie sich zum geschlechtlichen Tier entwickeln, durch Zerstörung der Nährpflanze vernichtet werden. Die Würmer sind daher durch geeignete Nährpflanzen (F.) gleichsam einzufangen, und nach neuesten Versuchen (1891) von Kühn hat sich seiner zarten Wurzelbildung wegen der Sommerrübsen als beste Fangpflanze bewährt. Bei extrem rübenmüdem Boden ist ein Brachjahr mit vier Fangpflanzensaaten unentbehrlich. Die normale Zerstörung einer Fangpflanzensaat mit dem zu diesem Zwecke von Kühn konstruierten Grubber, das dann erfolgende Aufpflügen des Landes zur vollen Tiefe mit Kühns Schälsech und die Bestellung der neuen Saat erfordern pro Hektar im ganzen 16 Pferdetage von 10 Stunden Arbeitszeit. Ein Brachjahr mit vier Fangpflanzensaaten erfordert daher 64 Pferdetage. Zum spätern Niederhalten oder zur Verhütung weitern Umsichgreifens bei noch wenig intensivem Auftreten der Nematoden empfiehlt Kühn, solche Pflanzen anzubauen, bei welchen es möglich ist, eine oder selbst zwei Frühjahrs-Fangpflanzensaaten in Ausführung zu bringen, nachdem ein Versuch, in die Stoppeln des nach den Rüben folgenden Getreides bald nach der Ernte eine Herbst-Fangpflanzensaat auszuführen, nicht sicher zum Ziele führte. So ist es möglich, durch eine gelungene Fangpflanzensaat im Frühjahr vor Hanf die Nematoden in solchem Maße niederzuhalten, daß normale Rübenernten gewonnen werden konnten. Da sich aber der Hanf schwer verwerten ließ, kam Kühn auf die Idee, Frühkartoffeln als Spätkartoffeln zu bauen, d. h. Sorten mit kürzerer Entwickelungszeit spät auszulegen, um vorher eine Fangpflanzensaat zerstören zu können. Kühn stellte 1890 zur Prüfung dieser Idee einen Versuch auf einer Fläche von 8 Morgen an. Die F. (Sonnnerrübsen) wurden 25. März gesäet und 16. Mai zerstört. Das Auslegen der Kartoffeln erfolgte 22. Mai auf eben geeggtem Lande mit dem Spaten. Darauf ward sogleich noch eine zweite Fangpflanzensaat ausgeführt, die zum geeignetsten Zeitpunkte durch Furcheneggen und Handhacken sowie zum Teil durch Aufnehmen der Pflänzchen mit der Hand vernichtet ward. Zu diesem Zeitpunkt (21. Juni) hatten die aufgelaufenen Kartoffeltriebe eine Höhe von ca. 10 cm erreicht. Bei diesem Versuch wurden 54 Sorten in Vergleich gezogen und zwar 34 frühe und mittelfrühe, 10 mittelspäte und 10 Spätkartoffeln. Die erstere Gruppe war zur Zeit der Ernte zum Teil gänzlich abgestorben, zum Teil stark abgewelkt. Die zweite Gruppe zeigte welkes oder halbwelkes, die dritte Gruppe noch grünes Laub. Die einzelnen Sorten verhielten sich bei diesem späten Auslegen nicht gleichmäßig in ihrem Ertrage. Die größere Zahl von Kartoffelsorten hat bei dem Auslegen nach Zerstörung einer Fangpflanzensaat in Bezug auf Quantität eine befriedigende und in Bezug auf Qualität eine durchaus normale Ernte ergeben.

Für die Durchführung dieser neuen Kulturmethode, welche die Möglichkeit in Aussicht stellt, durch den Kartoffelbau nach zwei Frühjahrs-Fangpflanzensaaten die Entwickelung der Nematoden dauernd beschränken und ihre Vermehrung ausreichend niederhalten zu können, um alle 3 Jahre eine nach Quantität und Qualität volle, normale Rübenernte zu

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gewinnen, gibt Kühn folgende Anleitung: Die Aussaat des Sommerrübsens erfolgt am zweckmäßigsten gegen den 10. April. Frühere Aussaat bewirkt nur höhern Wuchs des Rübsens, ist aber auf den Zeitpunkt der Zerstörung erfahrungsmäßig ohne wesentlichen Einfluß. Nach Zerstörung der F. muß das Auslegen der Kartoffeln und Aussäen einer zweiten Fangpflanzensaat alsbald erfolgen. Vorteilhaft ist es, die Kartoffeln 0,47 m im Quadrat auszulegen; es ist dann das Zerstören der zweiten Fangpflanzensaat durch kreuzweises Befahren mit der Furchenegge um so besser auszuführen, doch muß in der Nähe der aufgelaufenen Kartoffeltriebe mit der Handhacke, eventuell durch Ausziehen der Rübsenpflänzchen mit der Hand nachgeholfen werden, und zwar so, daß auch alle etwa vom Boden nur bedeckten Pflänzchen beseitigt werden. Ein etwas enger Stand der Kartoffeln ist bei dem späten Auslegen zur Gewinnung eines befriedigenden Quantums rätlich. Es würde sich empfehlen, alle in der betreffenden Örtlichkeit bewährten Sorten bei dem vergleichenden Versuch mit zu verwenden, da obige Angaben zeigen, daß auch später reifende Sorten zum Teil bei dem Auslegen im Mai sich bewähren können. Vgl. Kühn, Berichte aus dem physiologischen Laboratorium und der Versuchsanstalt des landwirtschaftlichen Instituts der Universität Halle, Heft 8 (Halle 1892); Hollrung, Jahresbericht der Versuchsstation für Nematodenvertilgung (das. 1891).

Färberei. Die vermutlich aus Indien stammende, sehr alte Türkischrotfärberei liefert ein Produkt, welches in seiner Schönheit von modernen Prozessen höchstens erreicht, aber gewiß nicht übertroffen ist. Dieselbe besteht in einer Krappfärberei auf Thonerdebeize, benutzt aber eine besondere Vorbeize, welche dem auf der Faser befestigten Thonerdealizarinlack eine Frische und Echtheit des Tones verleiht, die auf gewöhnlichem Wege nicht erreichbar ist. Die Vorbeize wird aus einem zum Ranzigwerden geneigten Olivenöl (Tournantöl) hergestellt, welches man in Sodalösung zu einer Emulsion verteilt. Die Garne und Gewebe werden mit dieser Weißbeize getränkt, in luftigen Gängen getrocknet, nach etwa einer Woche gewaschen und wieder mit der Beize behandelt. Dies Verfahren wiederholt man fünfmal und öfter, und erst dann folgt das Beizen mit Thonerdesalzen, das Ausfärben 2c. Offenbar beruht die Wirkung der Weißbeize auf Ranzigwerden des Fettes, dies erfolgt nur bei reichlichem Luftzutritt, aber immerhin so langsam, daß das Verfahren 6-8 Wochen beansprucht. Runge hatte schon 1834 angegeben, daß das Ölen der Stoffe nicht nur auf Krapp, sondern auch auf andre Farbstoffe eine farbenentwickelnde Wirkung ausübt, den Glanz und das Feuer der Farben erhöht. Nach Einführung der künstlichen Farbstoffe beobachtete man, daß weißgebeizte Gewebe sich den Anilinfarbstoffen gegenüber wie tierische Fasern verhalten und dieselben ohne Beihilfe irgend welcher andern Beize direkt fixieren. Um nun für derartige Verwendung der Weißbeize das Verfahren abzukürzen, versetzte Witt die Weißbeize mit Terpentinöl, welches unter Bildung von Wasserstoffsuperoxyd eine viel raschere Bildung der unlöslichen Ölbeize auf der Faser bewirkt. Eine noch weitere, sehr bedeutende Abkürzung wurde erreicht, als man unter Beibehaltung des Terpentinölzusatzes das Öl durch Erwärmen auf einer Salzsäure und Kaliumchlorat enthaltenden Flüssigkeit mit Chlor behandelte. Eine vollkommene Wendung aber erfuhr das Verfahren erst auf Grund einer ebenfalls bereits von Runge mit-