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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Fischer; Fischer von Wellenborn

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Fischer - Fischer von Wellenborn.

Teil aus marinen Formen, zum Teil aus Formen des Süßwassers zusammensetzt. Die acht bekanntesten Wanderfische, nämlich Lachs, Meerforelle, Stint, Schnäpel, Maifisch, Finte, Aal, Neunauge, besitzen, soviel wir wissen, 76 verschiedene Arten parasitischer Würmer (18 Bandwürmer, 26 Saugwürmer, 23 Fadenwürmer und 9 Kratzer). Davon kommt fast die Hälfte, 36 Arten, nur in Wanderfischen vor, so daß man von einer eigentlichen Parasitenfauna dieser Tiere sprechen kann. Jeder Wanderfisch besitzt eine relativ hohe Zahl von ihm eigentümlichen Würmern, der Lachs 7 von 20 Parasiten, der Aal 10 von 25 etc. Von all diesen Wanderfischen zeichnet sich der Lachs dadurch aus, daß seine Parasitenfauna einen ausgeprägt marinen Charakter trägt; er infiziert sich wohl nur zufällig im Süßwasser, was sich daher erklärt, daß er vom Aufsteigen aus dem Meere, bis er verlaicht hat, niemals Nahrung zu sich nimmt und auch dann fast nicht. Die Parasiten der übrigen Wanderfische sind teils marinen Ursprunges, teils ausschließlich Süßwasserformen, u. endlich kommen einige Formen sowohl in Meer- als in Süßwasserfischen vor.

In der noch strittigen Frage, ob bei der Flugbewegung der fliegenden F. die Flossen nur als Fallschirme dienen, ohne durch irgend welche Eigenbewegung den sogen. Flug zu unterstützen (Burmeister und K. Möbius), oder ob der Flugfisch bei seinem durch Wirkung der Seitenmuskulatur bewirkten Sprung aus dem Wasser eine sogar äußerst lebhafte Flatterbewegung der Flossen ausführt, wie dies Seitz angibt, liegen neue Beobachtungen von F. Dahl und R. Du Bois-Reymond vor, welche zum Teil eine vermittelnde Stellung einnehmen, im ganzen aber die Ansicht von Möbius als die richtige erscheinen lassen. Nach Dahl bewirkt der Flugfisch das Aufsteigen aus dem Wasser durch heftige, schnell wiederholte Bewegungen mit dem Schwanze, der sich bei den fliegenden Fischen, den Exocoetus-Arten, allen andern Fischen gegenüber dadurch auszeichnet, daß der untere Teil der Schwanzflosse weit größer ist als der obere. Durch die schnellen Bewegungen des auch nach Du Bois-Reymonds Beobachtungen sehr kräftigen Schwanzes gerät der ganze Körper mehr oder weniger in Erschütterung, die sich auch den flügelartigen Brustflossen mitteilen und hier, wo die Amplitude nach der Spitze hin zunimmt, dem Auge sichtbar werden. Diese rein passive, meist als ein Vibrieren bezeichnete Bewegung kann so heftig werden, daß es aussieht, als ob die Flügel geschüttelt oder geschwungen würden. Niemals jedoch tritt, wie Du Bois-Reymond hervorhebt, durch diese Bewegung unmittelbar eine Hebung der Flugbahn ein, sondern die Hebungen sind auf die Bewegung der Luft über den Wellen oder die Schwimmbewegungen des Schwanzes im Wasser zurückzuführen. Hat der Fisch das Wasser völlig verlassen, so findet keinerlei Bewegung der Flossen mehr statt, weder eine Bewegung des Schwanzes, noch eine Flatterbewegung der "Flügel", während sofort, wenn der Fisch das Wasser wieder berührt, die Schwanzflosse aufs neue zu arbeiten beginnt und häufig eine erneute Hebung zur Folge hat. Gegen die Annahme, daß die Brustflossen der fliegenden F. die Rolle von Flügeln spielen, spricht speziell auch das Verhalten gefangener F., welche weder Zu fliegen versuchen, noch auch, wenn man sie selbst aus beträchtlicher Höhe fallen läßt, Flatterversuche machen. Das Aufsteigen aus dem Wasser geschieht häufiger gegen den Wind als mit dem Wind, auch fliegen sie gegen den Wind in der Regel weiter; das Wiedereinfallen scheint in den allermeisten Fällen ein unfreiwilliges zu sein. Bezüglich der Dauer des Fluges machte Du Bois-Reymond die Beobachtung, daß die weitfliegendsten Individuen fast genau 10 Sekunden in der Luft blieben, was ebenfalls dafür spricht, daß die Bewegung der fliegenden F. kein Fliegen, sondern ein Springen ist; könnten sich die F. durch Flügelschläge heben, so wäre nicht einzusehen, warum sie nicht auch länger fliegen könnten, während wenn es sich um einen Sprung handelt, diese Zeitdauer das Maß des besten Sprunges darstellt.

Das Alter der F. und somit des gesamten Wirbeltierstammes ist durch neuere Untersuchungen wiederum um viele Jahrtausende weiter zurück verlegt worden. Bei Canon-City (Colorado), in einem Sandstein, der auf den präpaläozoischen Gesteinen der östlichen Fronte des Felsengebirges ruht und dem untern Silur (Ordovicianschichten) zugeteilt wird, fanden sich in ungeheurer Menge die Platten von Panzer-Ganoidfischen und viele Bruchstücke der verkalkten Hülle des Notochord (Rückensaite) einer niedern Fischform, die vorläufig zu den Haien gerechnet worden ist. Der Fund, dessen genauere Beschreibung Walcott liefern wird, ist von ungewöhnlichem Interesse, weil wir durch denselben nunmehr einige von den Vorfahren der großen Gruppe der Panzerfische (Plakodermen) kennen lernen, die so unvermittelt gegen das Ende des obern Silur und in dem untern Abschnitt der Devonperiode in vielen Formen auftreten. Dadurch wird die frühe Formenvermehrung verständlicher, denn durch den Umstand, daß die Wirbeltierfauna nun weit zurück, bis zum untersten Silur geführt wird, bleibt der Schluß unabweisbar, daß die Trennung der Wirbeltiere von den Wirbellosen schon in kambrischen Zeiten ihren Anfang gehabt haben muß, und das gleichzeitige Auftreten der Reste von Hai- und Panzerfischen ist besonders lehrreich. Denn es deutet darauf hin, daß die von Woodward in feinem jüngst erschienenen Katalog der fossilen F. des Britischen Museums ausgedrückte Meinung richtig ist, daß unter den ältesten Fischen schon mehrere Reihen nebeneinander herliefen, wie Haie und Panzerfische, denen sich die Doppelatmer anschließen. Er teilt mit Huxley die F. in zwei Gruppen, autostyle, ohne besondern Aufhängeapparat des Schädels, und huostyle, mit einem solchen, und meint, daß in beiden Hauptzweigen Quastenflosser (Archi- oder Crossopterygier) die ältesten Vertreter gewesen seien, von denen die heute herrschenden Strahlflosser (Aktinopterygier) erst abstammen.

Fischer, Karl, Österreich. General, geb. 1832 zu Hildesheim, diente anfangs in der hannöverschen, trat 1851 in die österreichische Artillerie, nahm 1859 an dem italienischen Feldzug, 1866 im Generalstab an dem Kriege gegen Preußen teil, wurde 1868-70 als Lehrer an verschiedenen Militärbildungsanstalten verwendet, 1872 Major, 1875 Oberstleutnant, 1876 Generalstabschef beim Militärkommando in Preßburg, 1877 Oberst, 1878 Kommandant des 3. Feldartillerieregiments, das er im bosnischen Okkupationsfeldzug führte, 1881 Artilleriechef beim Militärkommando in Hermannstadt, 1883 Generalmajor und Kommandant der 31. Infanteriebrigade, 1885 der 12. Infanterietruppendivision und 1888 Feldmarschallleutnant. Im März 1891 erfolgte seine Ernennung zum Stellvertreter des kommandierenden Generals des 11. Korps in Lemberg; seit Ende 1889 ist er Inhaber des l0. Korpsartillerieregiments.

Fischer von Wellenborn, Karl, Österreich. General, geb. 3. Nov. 1833 zu Brünn als Sohn eines Oberkriegskommissars, trat nach Absolvierung der