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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Geologische Gesellschaft (Versammlung in Freiberg 1891)

gen Gesteins, der auf der ebenen Hochfläche einen guten Boden bildet, an steilen Hängen infolge der Auswaschung aller feinkörnigern Gemengteile einen unfruchtbaren, steinigen Kies bilden, mit flacher werdendem Gehänge allmählich sich bessern und in Einsenkungen infolge der Zusammenschwemmung der thonigen Massen besser werden als auf der Hochfläche. So kann aus dem Verhältnis der Neigung der Ackerfläche und dem ursprünglichen Gestein die für die Kultur des betreffenden Bodens geeignetste Pflanze direkt abgeleitet werden. Voigt-Christiania sprach über norwegische Erzlagerstätten, die in den peripherischen Teilen von Eruptivmassen durch Konzentration der dem Magma beigemengten Erze entstanden sind. Man beobachtet häufig bei Glimmersyeniten, daß die aus dem glutflüssigen Magma zuerst auskristallisierenden Mineralien an den Rändern (Salbändern) des Ganges stark gehäuft sind, so zwar, daß der Magnetit, Eisenkies, Apatit und Glimmer in der Randzone des Ganges 3-10mal so stark vertreten sind wie im Innern des Ganges. Bei andern Gängen wieder sieht man, daß die Mitte aus Orthoklas und Quarz, die Ränder aus Plagioklas ohne Quarz bestehen. Zwischen der erzreichen Randzone und dem erzfreien Ganginnern gibt es noch ein Übergangsgestein, welches in manchen Fällen mit besonderm Namen bezeichnet wird. So geht der Labradorstein durch den Ilmenit-Norit in Titaneisenerz über, der Olivingabbro durch den Magnetit-Olivenit in Magnetit und der Nephelinit in Titaneisenerz. Daß es sich hier um eine bloße Anreicherung durch Konzentration und nicht etwa um eine nachfolgende Infiltration handelt, beweist am besten der Umstand, daß sich in diesen Erzlagerstätten keine Spuren von Fumarolenmineralien finden. Die Erklärung der eigentümlichen Erscheinung hat das Experiment mit Salzlösungen geliefert, die durch Abkühlung der Ränder zu einer Konzentration in den abgekühlten Teilen gebracht wurden. Analog wird man bei den von den Rändern her abgekühlten Eruptivgesteinen an eine Konzentration der Metallsalze in den abgekühlten Teilen denken müssen. Neben den Temperaturverhältnissen spielen aber sicherlich auch die paramagnetischen Eigenschaften der Eisensalze eine Rolle bei der Konzentration. Auch die nickelhaltigen Magnetkiese Norwegens sind Kontaktlagerstätten, am Rande der Gänge und Eruptivstocke gebildet; auch bei diesen ist das ursprüngliche Magma nickelhaltig und die Anreicherung desselben in der Grenzzone auf Temperaturverhältnisse zurückzuführen. v. Koenen wies im Anschluß an diese Darlegungen auf die am Rande von Basaltmassen auftretenden und wahrscheinlich in analoger Weise aus denselben entstandenen Eisenerzlagerstätten des Vogelsberges in Hessen hin.

Uhlig-Prag sprach über den Jura im Kaukasus und den südlich anstoßenden Gegenden auf Grund einer reichen Sammlung von Petrefakten, die von Abich gesammelt wurden. Der untere Jura oder Lias des in Rede stehenden Gebiets besteht aus dunkeln Schiefern und Sandsteinen mit eingeschalteten Kohlenflözen, in welchen nur ganz vereinzelte marine Schichten auftreten. Unter denselben besitzen die Kardinienschichten eine mit der gleichalterigen westeuropäischen durchaus übereinstimmende Fauna. Nur auf der Südseite des Kaukasus enthält der Lias auch rote marine Kalke, die den roten, unter dem Namen Hierlatzkalke bekannten Gesteinen gleichen und dieselbe Fauna enthalten. Der braune Jura ist reich gegliedert, fast sämtliche in Westeuropa darin bekannte Horizonte lassen sich deutlich wiedererkennen. Zumeist sind es Schiefer mit eingelagerten Oolithen, und nur selten treten Kalkmergel auf. Im Kelloway, der Grenze zum obern Jura, lagern im Kaukasus vulkanische Tuffe, die ganz die westeuropäische Grenzfauna enthalten. Die Übereinstimmung mit Westeuropa setzt sich auch durch den ganzen obern oder weißen Jura fort, wogegen eine vollkommene Differenz gegen den räumlich viel näher gelegenen zentralrussischen Jura unverkennbar ist. Wir sehen also im Kaukasus und den südlich davon gelegenen Gebieten eine Juraformation entwickelt, die mit der westeuropäischen Juraprovinz vollkommen identisch ist, und zwar überwiegend darin diejenigen Faunenelemente, die man wegen ihres Auftretens im Jura der Alpen als alpine bezeichnet. Der Jura im Kaukasus gehört demnach zu der alpinen Mediterranprovinz. Zur Liaszeit war das Kaukasusgebiet niedrig gelegenes, der Küste nahes und wiederholt vorübergehend vom Meer überflutetes Festland. Im mittlern und obern Jura wurde es ununterbrochen von einem Meer von mäßiger Tiefe bedeckt. Ablagerungen der eigentlichen Tiefsee fehlen völlig. Zur Erklärung der großen Unterschiede gegenüber der russischen und der außerordentlichen Übereinstimmung mit dem fernen alpinen Jura muß man klimatische Unterschiede annehmen, so zwar, daß der zentralrussische Jura ein boreales, der kaukasisch-alpine ein gemäßigtes Klima anzeigt.

Koßmann - Berlin sprach über thermo-chemische Einflüsse bei der Hydratisation der Salze, Pohlig-Bonn legte Photographien aus der Eifel und dem Siebengebirge und sodann eine Reihe seltener und interessanter Mineralien aus Mexiko, Nordamerika und der Umgebung des Laacher Sees vor. Hierauf sprach er über einige Erscheinungen aus den Vulkangebieten am Niederrhein, der Eifel, der Umgebung des Laacher Sees und dem Siebengebirge. Die sogen. Trachytkonglomerate des Siebengebirges sind nach ihm echte Trachyttuffe; neben ihnen treten noch zwei andre Arten von Tuffen, nämlich andesitische und basaltische, auf. Den Laacher See hält Redner für ein echtes Maar, da rings um ihn herum sich eine gleichmäßige Tuffablagerung findet, die nach außen allmählich in Bimssteintuff übergeht. Unter den vulkanischen Auswürflingen in der Eifel finden sich sehr zahlreich archäische Gesteine, Hornblendegneise, graue Gneise und Glimmerschiefer, die alle sehr stark umgewandelt sind.

Die Nachmittagsexkursion führte nach Flöha, nahe der Grenze der erzgebirgischen Gneisformation gegen die jüngern archäischen Schiefer. Die Glimmerschiefergruppe, die sonst in großer Mächtigkeit zwischen dem Gneis und dem Phyllit zu lagern pflegt, fehlt hier fast ganz, und der Phyllit geht auf einer ganz kurzen Strecke, wobei Graphitoid führende Schiefer als Zwischenglieder auftreten, in echten roten Gneis über. Ein deckenförmiger Erguß von Quarzporphyr lagert in großer Mächtigkeit auf dem Gneis und Phyllit. Der Porphyr zeigt in ganz vorzüglicher Ausbildung Fluidalstruktur, und parallel derselben verläuft eine spätere Verkieselung des Porphyrs, welche zur Entstehung von kleinen Quarzitflözchen geführt hat. Nach dem Empordringen des Porphyrs haben nochmals Spaltenbildungen und Verwerfungen stattgefunden, und eine dieser Verwerfungsspalten, welche beim Abstieg zum Bahnhof Erdmannsdorf passiert wurde, ist ausgefüllt mit einer Quarz-Fluoritbreccie, die durch Umwandlung aus einer Porphyrbreccie hervorgegangen ist. An diesen Gang