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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Seen (physikalische Erforschung)
graphischen Karte soll sich die Erforschung erstrecken ! auf 1) Untersuchung des Bodens, 2) Zusammen- > setzung des Wassers, 3) Wärmeverhältnisse, 4) Durch- ! sichtigkeit des Wassers, 5) Fauna und Flora, 6) auf i die Feststellung der Längs- und Querschwingun- ^ gen, welche die Wasserflächen langgestreckter S. bis-! weilen erfahren, der sogen. Seiches, 7) den Wasserstand. Für den Genfer See hat Forel aus eignen Mitteln diese Untersuchungen schon teilweise durchgesv^rt. Gestützt auf die dabei gemachten Erfahrungen und Resultate hat Forel eine Klassifikation der Süßwasserseen aufgestellt, die sich auf zwei verschiedene Prinzipien gründet. Da das Süßwasser bei -s- 4" seine größte Dichte hat, so liegen bei allen Temperaturen über 4" die wärmern Schichten oben, die kältern unten. Diese Schichtung heißt die direkte oder gewöhnliche. Bei Temperaturen zwischen -j-4 und 0" aber sind die kältern Schichten leichter als die wärmern, so daß die Schichtung eine umgekehrte ist. Ist das Klima nun warm genug, um die Temperatur der obern Wasserschicht eines Sees stets über 4" zu halten, so bleibt die thermische Schichtung eines solchen Sees stets direkt. Die S., bei denen dieser Fall zutrifft, haben tropischen Typus. Wenn die Temperatur nur zeitweise sich an der Oberfläche über 4" erhebt, im Winter aber unter 4" finkt, so wird die Schichtung abwechselnd eine direkte und umgekehrte sein.
Es ist dies der gemäßigte Typus. Liegt selbst im Sommer die Oberflächentemperatur unter 4", so ist die Schichtung ständig umgekehrt: polarer Typus. Innerhalb eines jeden Typus kann man nun wieder zwei Unterabteilungen unterscheiden, und zwar nach der Tiefe. Bei sehr tiefen S. pflanzt sich der jahreszeitliche Wechsel der Lufttemperatur nicht bis zur größten Tiefe fort, es bleibt auf dem Grunde eine Schicht von fast unveränderlicher Temperatur. Bei S. von geringer Tiefe unterliegen auch die untern Schichten dem Einfluß der jahreszeitlichen Schwankungen. Durch Kombination beider Prinzipien ergeben sich sechs Klassen.
I. Typus: Tropische Seen. Thermische Schichtung direkt.
1. Klasse. Seen mit großer Tiefe, die untern Schichten mit unveränderlicher Temperatur über 4". Beispiel: Genfer See, die italienischen Alpenseen.
2. Klasse. Seen von geringer Tiefe, die untern Schichten mit schwankender Temperatur über 4°.
II. Typus: Gemäßigte Seen. Thermische Schichtung ab»
wechselnd.
3. Klasse. Seen von großer Tiefe, die tiefern Schichten mit unveränderlicher Temperatur von 4°. Beispiel: Bodensee.
4. Klasse. Seen von geringer Tiefe, die tiefern Schichten mit veränderlicher Temperatur von über und unter 4°. Beispiel: See von Morat, die österreichischen Alpenseen.
III. Typus: Polare Seen. Thermische Schichtung umgekehrt.
5». Klasse. Seen von großer Tiefe, die tiefern Schichten un» veränderlich unter 4".
6. Klasse. Seichte Seen, die tiefern Schichten mit veränderlicher Temperatur unter 4".
Den Grad der Durchsichtigkeit des Seewassers bestimmt man vermittelst äußerst lichtempfindlicher photographischer Platten, welche in einem geeigneten Apparat in der gewünschten Tiefe der Einwirkung des in das Wasser eindringenden Sonnenlichts ausgesetzt werden. ? Alle frühern derartigen Apparate litten an dem Übelstand, daß vorher eine Tiefenmessung an der betreffenden Stelle vorgenommen werden mußte und die Untersuchung überhaupt nur in mäßig tiefem Wasser vor sich gehen konnte. Bei dem neuen Apparat, der auf dem Genfer See jetzt in Gebrauch ist, wird diese Unannehmlichkeit dadurch umgangen, daß das Offnen und Schließen des
Apparats durch ein Uhrwerk bewerkstelligt wird (Fig. 1). Die runden photographischen Platten mit einem Durchmesser von4 -5oin liegen in einem kreisrunden Messingrahmen o, an dessen unterer Seite sich das Uhrwerk befindet, welches durch ein
Fig. I. Apparat zur Messung der Durchsichtigkeit des Seewassers.
in einer Röhre 'I' befindliches Gewicht I> in Bewegung gesetzt wird. Der Nahmen ist durch drei übereinander liegende Scheiben geschlossen (Fig. 2).
Fig. 2. Oberer Teil des Apparats.
Von letztern ist eine fest und gerade über der photographischen Platte p mit einer Öffnung versehen, während die beiden andern, über und unter.der ersten gelegenen mit übereinander befindlichen Offnungen versehen sind und zusammen durch das Uhrwerk gedreht werden, welches vermittelst des Getriebes r