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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Accaparement; Accēdo; Accelerándo; Acceleration; Accént; Accentuieren; Accentuierte Buchstaben; Accéntus ecclesiastici

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Accaparement - Accentus ecclesiastici

Accaparement (frz., spr. -par’máng), der wucherische Aufkauf (s. d.) von Waren, sowie die wucherische Herbeiführung des Steigens oder Fallens der Warenpreise oder Wertpapiere; im Franz. Strafgesetzbuch unter die Vergehen aufgenommen. Accapareur (spr. -röhr), wucherhafter Aufkäufer.

Accēdo (lat.), ich trete bei, stimme zu; accedieren, beitreten, zustimmen.

Accelerándo (ital., spr. atsche-), in der Musik soviel wie «in beschleunigtem Tempo». Die Art der Beschleunigung wird mitunter durch poco, poco a poco (allmählich) oder molto (stark) vorgeschrieben. Dem A. folgt entweder ein neues Tempo – in der Regel ein schnelleres als das Ausgangstempo – oder das alte (tempo primo, t. Ⅰ) kehrt zurück.

Acceleration (lat.), Beschleunigung (s. d.). A. des Mondes nennt man die Erscheinung, daß schon seit mehrern Jahrtausenden die Umlaufszeit des Mondes um die Erde gleichmäßig immer kürzer oder die Geschwindigkeit desselben immer größer wird. Sie wurde zuerst von Halley bemerkt und blieb lange unerklärlich. Endlich fand Laplace 1787 die wahre Ursache dieser A. des Mondes in der veränderlichen Excentricität der Erdbahn, die ungefähr seit 12000 v. Chr. im Abnehmen ist. Seit dieser Zeit rückt der Mond der Erde immer näher, und dieses wird etwa bis 37000 n. Chr. dauern, wo die Excentricität der Erde wieder zunehmen wird. Jedoch ist diese Beschleunigung eine so geringe, daß die Umlaufszeit seit 2000 Jahren nur um ½ Sek. kürzer geworden ist und der Mond der Erde in eben dieser Zeit sich nur um 60 m genähert hat. – A. der Fixsterne nennt man zuweilen den Unterschied zwischen dem Sterntage und dem mittlern Sonnentage, der 3<sup>m</sup> 56,6<sup>s</sup> Sternzeit beträgt; um diesen Betrag ist der Sonnentag länger als der Sterntag.

Accént (lat.), in der Sprache die Hervorhebung einer bestimmten Silbe eines Wortes gegen die übrigen durch Verstärkung oder Erhöhung der Stimme oder durch beide Mittel zugleich, während die andern Silben zwar nicht ohne allen Ton, aber schwächer betont sind. Die den A. (Hauptton, Hochton) tragende Silbe nennt man Accent- oder Tonsilbe. Der A. ist entweder an eine bestimmte Silbe des Wortes gebunden, so daß alle Worte der Sprache auf eine Art betont werden, so im Deutschen, wo in der Regel die Wurzel-(Stamm-)silbe, im Poln., wo immer die vorletzte Silbe, im Böhm. und Ungar., wo stets die erste Silbe den A. trägt, auch im Lat., wo in mehrsilbigen Wörtern nach einem bestimmten Princip entweder die vorletzte oder die drittletzte Silbe den Hauptton trug; oder der A. ist beweglich und an keine bestimmte Wortstelle gebunden, wie im Sanskrit, Russ., Litauischen u. a. Gewisse Sprachen stehen in der Mitte, z. B. das Altgriech., das zwar die Regel hatte, daß der A. nicht über die drittletzte Silbe zurücktrat, aber innerhalb der drei letzten Silben freie Bewegung gestattete. Man nennt den A. in dem angegebenen Sinne auch Wortaccent und unterscheidet dann von ihm den Silben- und den Satzaccent. Unter jenem versteht man die besondere Art der Tonbewegung im ganzen der einzelnen Silbe, vgl. z. B. die verschiedene Accentuation unsers fragenden «So?» und unsers behauptenden «So!». Am bekanntesten sind von den verschiedenen Arten des Silbenaccents der Acutus ´, der Gravis ` und der Cirkumflex ^ oder ~, z. B. im Griech. Nominativ μοῦσα mūsa (die Muse), aber Genetiv μούσηξ músēs, ἐγένετο βασιλεύς egéneto basileús (er wurde König), aber βασιλεὺς ἐγένετο basileùs egéneto. Zu beachten ist, daß auch nicht-haupttonige Silben in Bezug auf Silbenbetonung sich verschieden verhalten können, wie die zweite Silbe unsers «wirklich», wenn man es verwundert fragend spricht, eine andere Betonung (musikalisch höhern Ton) hat, als wenn man es als Bekräftigung einer Aussage gebraucht. Der Satzaccent hebt ein bestimmtes Wort des Satzes ebenso den übrigen Worten gegenüber hervor, wie der Wortaccent die eine Silbe den andern gegenüber. Er ist außerordentlich mannigfaltig, je nach dem Sinne des Satzes oder der Absicht des Sprechenden, einen Satzteil rednerisch hervorzuheben. Vgl. z. B. «ér ging nicht, sondern ích», «er gíng nicht, er flóg», «er ging nícht, obwohl ich es ihm befahl». Vgl. Sievers, Grundzüge der Phonetik (3. Aufl., Lpz. 1885). Die Werke über die Betonungssysteme der indogerman. Sprachen verzeichnet Brugmann, «Grundriß der vergleichenden Grammatik», 1. Bd. (Straßb. 1886). – Die meisten Sprachen bedienen sich überhaupt keiner Accentzeichen, und die es thun, kennzeichnen in der Regel nur die Wortbetonung, wobei allerdings öfters, wie im Griech., zugleich auf die Verschiedenheit des Silbenaccentes Rücksicht genommen wird. In den neuern Sprachen werden die Accentzeichen oft zu andern Zwecken verwendet, als um die Accentsilbe zu bezeichnen, so im Franz. die sog. accents (aigu ´, grave ` und circonflexe ^), um bestimmte Aussprachsweisen eines Vokals anzudeuten, oder im Böhm. und Ungar., wo der Akut die Länge des Vokals ausdrückt. In der wissenschaftlichen Grammatik wird häufig das Zeichen ^ gleichwertig mit ¯ gebraucht, um Vokallänge zu bezeichnen, z. B. â neben ā.

Über den Versaccent und die accentuierende Metrik s. Metrik.

In der Musik ist der A. das Mittel, aus einer Gruppe von Tönen den Hauptton hervorzuheben. Der A. kann dynamisch (d. h. durch einen besondern Stärkegrad des Tons), rhythmisch (durch den besondern Zeitwert) oder harmonisch (durch besondere Wahl der mitklingenden Töne) gegeben werden. In der Instrumentalmusik beruht ein Hauptteil der Vortragskunst auf der richtigen und geschmackvollen Behandlung der A. Leicht ist sie bei den einfachen Formen des Tanzes und Marsches, da hier die A. meist mit den sog. guten Taktteilen zusammenfallen und an denselben regelmäßigen Stellen wiederkehren. In den höhern Formen der Instrumentalmusik setzt dagegen die Beherrschung der A. eine bedeutende künstlerische Bildung voraus. In der Vokalmusik unterscheidet man prosodische, grammatische oder rhetorische und pathetische A. Der prosodische A. regelt das Verhältnis der Silben im Worte, der grammatische das der Worte im Satze sowohl, als die Form des Satzes selbst, der pathetische A. bezieht sich auf den Empfindungsgehalt des Satzes. – Näheres vgl. bei Reicha, Art du compositeur dramatique (Par. 1833) und Lobe, Lehrbuch der musikalischen Komposition, 4. Bd. (2. Aufl., bearbeitet von Kretzschmar, Lpz. 1887).

Accentuieren, betonen, s. Accent.

Accentuierte Buchstaben, im Buchdruck alle diejenigen Buchstaben, welche mit einem Accent (s. d.) oder andern Nebenzeichen (wie franz. ç, span. ñ, schwed. å, dän. ø, poln. ń, czech. č u. a.) versehen sind.

Accéntus ecclesiastici (lat.), Kirchenaccente oder schlechthin Accent, die älteste Form