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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Achard; Achardbremse; Acharistie; Acharnar; Acharnieren; Achat

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Achard (Louis Amédéc) - Achat

weins" (3 Tle. mit 10 Kupfertafeln, Lpz. 1812). - Vgl. Scheibler, Aktenstücke zur Geschichte der Rübenzuckerfabrikation in Deutschland (Berl. 1875).

Achard (spr. aschár), Louis Amédée, franz. Schriftsteller, geb. 19. April 1814 zu Marseille, ging 1834 als Teilhaber eines landwirtschaftlichen Unternehmens nach Algier, wurde 1835 Kabinettschef des Präfekten im Depart. Obergaronne und arbeitete seit 1838 in Paris an verschiedenen Blättern. "Lettres parisiennes", pikante Schilderungen aus dem Parser Leben, unter dem Pseudonym Grimm in der ultrakonservativen "L'Epoque" erschienen, gründeten seinen Ruf. Nach der Revolution von 1848 schrieb A. in der royalistischen Assemblée Nationale" jede Woche einen scharf polemischen "Courier de Paris". 1848-72 brachte die "Revue des Deux Mondes" fast jedes Jahr eine neue Erzählung von ihm. A. starb 25. März 1875 zu Paris. Unter der großen Anzahl seiner Romane und Novellen sind hervorzuheben: "Belle Rose" (1847 u. ö.), "La chasse royale" (1849-50), Les châteaux en Espagne", Novellensammlung (1854), "La robe de Nessus" (1855), "La traite des blondes" (1863), "Historie d'un homme" (1863), "Les chaines de fer" (1867), "La vipère" (1874), "Les petites-filles d'Eve" (1877). A. schildert hier vorzugsweise Konflikte des Familienlebens und der Gesellschaft, zeigt Humor und die Kunst, die Stimmung auch äußerlich abzuspiegeln. Seine Lustspiele ("Souvent femme varie", 1854; 2. Aufl. 1855, u. a.) sind schnell vergessen.

Achardbremse, s. Eisenbahnbremsen.

Acharistie (grch.), Undank, Undankbarkeit; auch Mangel an Anmut.

Acharnar, der hellste Stern (1. Größe) im Sternbild des Eridanus (s. d.).

Acharnieren (frz., spr. ascharn-), gegen jemand hetzen, erbittern; davon Acharnement, Wut, Gier.

Achat, ein gewöhnlich streifenweise wechselndes oder fleckenartig verbundenes Gemenge von Chalcedon, Jaspis, Quarz, Amethyst, Karneol und andern quarzigen oder kieseligen Mineralien, die sich in Farbe, Durchsichtigkeit u. s. w. voneinander unterscheiden. Chemisch besteht daher der A. fast lediglich aus Kieselsäure, mit geringen Mengen von Eisenoxyd. Der A. kommt namentlich in mandel- oder knollenförmigen Massen vor, die Hohlräume in zersetztem Gestein, insbesondere in Melaphyren, ausfüllen und ohne Zweifel dort aus wässerigen Lösungen entstanden sind, welche zuerst die in ihnen enthaltene Kieselsäure gallertförmig in konzentrischen Schichten zum Absatz brachten. So dünn und zart sind diese Schichten bisweilen, daß Brewster deren 17 000 auf 1 Zoll Dicke zählte. Der A. zeichnet sich besonders durch Farbe und Zeichnung aus. Am häufigsten ist er durchscheinend bis durchsichtig, stellenweise undurchsichtig, und in verschiedenen Lagen farblos, weiß, rötlich, rotgelb, braun, violett und bläulich gefärbt. Die einzeln gefärbten Schichten bilden oft bandartige Zeichnungen: Bandachat (s. Fig. 1). Oft sind diese Zeichnungen in scharfen Ecken umgebogen und haben dann Ähnlichkeit mit dem Plan einer Festung - Festungsachat. Noch andere Zeichnungen geben ihm nach ihrer Ähnlichkeit die folgenden Benennungen: Kreis-, Augen-, Punkt-, Stern-, Korallen-, Muschel-, Moos-, Röhren-, Wolkenachat. (s. Fig. 2). Der Trümmerachat (s. Fig. 3) stammt von einem zertrümmerten Gange bei dem Dorfe Schlottwitz in Sachsen, dessen zahllose scharfkantige Bruchstücke durch schönen blauen Amethyst zusammengekittet sind. Einige, die meist aus gemeinem Chalcedon bestehen, zeigen in durchfallendem Lichte Regenbogenfarben (Regenbogenachat). Zum A. gehörige Steine, die aus Karneol mit abwechselnden Lagen von gemeinem Chalcedon bestehen, heißen Onyx (s. d.), bei den Alten zum Teil auch Sardonyx. Manche Varietäten des A. von großer Härte werden zu Schmucksteinen verschlissen; ferner dienen sie zu Reibschalen, Poliersteinen, Ringen, Schalen, Dosen, Knöpfen. Für physik. Instrumente benutzt man zur Verminderung der Reibung sehr oft Achatplatten, so als Unterlage für die Schneide genauer Wagen, als Pfannen für feine Zapfen u. s. w., weil A. sich durch die Reibung mit Metall nicht abnutzt. Der schönste A. kommt aus Uruguay, Brasilien, Indien, in weniger guten Varietäten aus Böhmen, Sachsen, Hessen, Franken. Früher lieferten ihn in großer Mannigfaltigkeit die Melaphyr-Mandelsteine von Oberstein im Rabethal; hier und in dem benachbarten Idar erfolgt auch jetzt noch die hauptsächlichste Bearbeitung der A. An 200 Schleifmühlen, deren jede 4 oder 5 durch Wasserräder bewegte Schleifsteine enthält, sind hier in Thätigkeit und bedingen eine der merkwürdigsten Industrien Deutschlands; jährlich werden für über 1 Mill. M. rohe A., Bergkrystalle, Amethyste, Mondsteine, Topase und andere farbige Steine verarbeitet. Letztere Sorten werden hier in gleicher Weise, wie im Jura (Waldkirch) und in Böhmen auf horizontalen Zinnscheiben facettiert und poliert. Mit der Herstellung und dem Vertrieb dieser geschliffenen Steine beschäftigen sich besonders die Firmen Aug. Beeck, Falz und Hahn, J. Worms, Ernst Wild, Gebrüder Wild in Idar und die Firmen Ernst Gottlieb und Herm. Stern in Oberstein. Hier wird namentlich auch die Kunst geübt, die A. zu färben. Diese, schon den Alten bekannt, beruht auf der Eigenschaft der A., daß sie partien- oder lagenweise eine gewisse Porosität besitzen, die es möglich macht, färbende Stoffe in ihr Inneres zu bringen und sie damit zu durchdringen. Die brauchbaren Steine tränkt man mehrere Wochen lang mit Honigwasser; dann wird der aufgesogene Honig durch Kochen mit Schwefelsäure verkohlt, wodurch Streifen und Flecken von schwarzer oder brauner Farbe entstehen. Die blaue Farbe der

^[Fig. 1.]

^[Fig. 2.]

^[Fig. 3.]