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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Acta - Acta Sanctorum

ausdrücklich als Private A. bezeichnet wird, als Public A. zu behandeln ist. Die Gesetze, die in einer Sitzungsperiode erlassen werden, werden mit laufenden Nummern als Kapitel in der Gesetzessammlung für den betreffenden Zeitraum bezeichnet und mit Namen und Regierungsjahr des Souveräns, ebenso wie mit der betreffenden Kapitelnummer citiert (z. B. 22 & 23 Vict. c. 35), häufig bestimmt das Gesetz selbst auch eine Bezeichnung für die Citierung nach dem Inhalt, z. B. Companies A. 1862; Bankruptcy A. 1883. Eine amtliche Ausgabe sämtlicher Gesetze u. d. T. "Statutes of the Realm" reicht nur bis zum letzten Regierungsjahr der Königin Anna. Eine andere Ausgabe, Ruffhead's Edition, hg. von Serjeant Runnington, ist ebenfalls zuverlässig; sie reicht bis 1785. Neuerdings ist eine Revisionskommission (Statue Law Committee) eingesetzt worden, auf deren Vorschlag obsolete oder überflüssig gewordene Gesetze oder Gesetzesteile durch Statute Laws Revisions A. beseitigt werden, und zu gleicher Zeit wird eine unter Berücksichtigung der Streichungen revidierte Gesetzessammlung (Revised edition of the Statutes) auf Staatskosten veröffentlicht. Die letzte Auflage dieser Ausgabe umfaßt die Jahre 1235-1816 in 3 Bänden. Ein chronologisches und ein nach Materien geordnetes alphabetisches Verzeichnis sämtlicher Gesetze (Chronological Table and Index of the Statutes) wird alle drei Jahre veröffentlicht; das letzte reicht bis 1889. Die wichtigsten Gesetze enthält: Chittys "Collection of Statutes of Practical Utility" ed Lely 1880-86" mit jährlich erscheinenden Supplementbänden. Über die Art, in welcher Gesetze erlassen werden, s. Bill.

Acta, bei den alten Römern überhaupt das Geschehene, Verhandelte; insbesondere jedoch Handlungen der Magistratspersonen und später der Kaiser, also Gesetze, Edikte, Verfügungen derselben. Bekannt sind die A. Caesaris, die nach Julius Cäsars Tode von den Triumvirn, den Magistraten und Senatoren beschworen wurden, ein Eid, der dann später alljährlich auf die A. des regierenden Kaisers und seiner Vorgänger ausgedehnt ward. Nicht minder häufig jedoch bezeichnete man mit A. schriftliche Aufzeichnungen des Geschehenen und Verhandelten. Man unterschied in dieser Weise A. des Senats, A. der Kollegien (z. B. die A. der Fratres Arvales), A. der Gerichte, wozu in christl. Zeit die der Konzilien kamen. Die wichtigsten unter diesen waren die A. Senatus, die sofort niedergeschriebenen Protokolle über die Verhandlungen des Senats. Während man vor Cäsar nur die Beschlüsse des Senats niederschrieb und aufbewahrte, ordnete Cäsar in seinem ersten Konsulate regelmäßige Abfassung und Publikation aller Senatsverhandlungen an. Diese Protokolle, von einzelnen dazu bestimmten Senatoren verfaßt, enthielten die an den Senat gerichteten Vorschläge, die verschiedenen Meinungen der Sprecher, die gefaßten Beschlüsse, die an den Senat eingelaufenen Sendschreiben fremder Fürsten oder der Statthalter und die darauf erfolgten Antworten. Die von Cäsar angeordnete Einrichtung bestand bis in die letzte Zeit des Kaisertums, während die Publikation der A. schon von Augustus verboten wurde.

Actaea L., Pflanzengattung aus der Familie der Ranunkulaceen (s. d.) mit nur wenigen in der nördlich gemäßigten Zone verbreiteten Arten. Davon ist in Deutschland in Gebirgsländern häufig das Christophskraut, A. spicata L., eine perennierende Pflanze mit großen dreizählig doppeltgefiederten Blättern, kleinen weißen, in kurzen eiförmigen Trauben gestellten Blüten und glänzendschwarzen erbsengroßen Beeren; die ganze Pflanze ist giftig, besonders die Beeren. Der ästige, quergeringelte Wurzelstock diente früher als Radix Chriostophorianae oder Radix Aconiti racemosi als Purgiermittel. Man findet das Christophskraut bisweilen als Zierpflanze in Gärten.

Acta Apostolorum, der lat. Name für die Apostelgeschichte (s. d.). Auch die apokryphischen Apostelgeschichten führen meist den lat. Titel Acta (grch. praxeis), z. B. Acta Johannis, Acta Philippi, Acta Petri et Pauli u. s. w.

Acta consistorii hießen die Erlasse des Staatsrats der röm. Kaiser. Ein solcher Erlaß hatte ungefähr folgende Form: "Der göttliche Kaiser Nero in seinem Staatsrat fügt hiermit zu wissen, daß.."

Acta diurna (populi oder urbis; auch Acta urbana oder bloß Acta), im alten Rom die offiziellen Tagesberichte, unsern Zeitungen entsprechend. Begründer dieser Einrichtung war 59 v. Chr. Julius Cäsar. Auch was sich von den Acta senatus (s. Acta) zur Verbreitung zu eignen schien, wurde in die A. d. aufgenommen. Die Redaktion hatten anfänglich die Konsuln, zur Kaiserzeit die Oberaufseher des Ärariums. Die A. d. wurden einige Zeit auf einem öffentlichen Platze aufgestellt, wo sie gelesen und kopiert werden konnten. Gewerbsmäßige Schreiber vervielfältigten sie auch und schickten sie in die Provinzen. Die A. d., von denen echte Bruchstücke nicht auf uns gekommen sind, waren eine Hauptquelle der Geschichtschreiber der röm. Kaiserzeit. - Vgl. Hübner, De senatus populique Romani actis (Lpz. 1860).

Acta Eruditorum (lat.), die erste gelehrte Zeitschrift Deutschlands, von Professor Otto Mencke zu Leipzig begründet nach dem Beispiel des "Journal des Savants" (seit 1665) und des "Giornali de' letterati" (1668). Die Herausgabe begann 1682 in monatlichen Quartheften. Mitarbeiter waren die ausgezeichnetsten Gelehrten. Das Journal brachte in lat. Sprache Auszüge aus neuen Schriften, Recensionen, selbständige kleinere Aufsätze und Notizen, und förderte dadurch die Entwicklung des kritisch-litterar. Geistes in Deutschland ungemein. Nach dem Tode des Begründers ging 1707 die Redaktion auf seinen Sohn Joh. Burkhardt Mencke, 1732 auf dessen Sohn, Friedr. Otto Mencke, der eine neue Folge als "Nova acta Eruditorum" eröffnete, und 1754 auf Professor Bel über. 1782, wo der bis dahin verspätete Jahrgang von 1776 erschien, ging die Zeitschrift ein. Im ganzen bildet die Sammlung 117 Bände (inkl. 6 Bände Indices).

Acta Martyrum, s. Acta Sanctorum.

Acta Pilati, Pilatusakten, ein unzweifelhaft unechter Bericht, welchen Pontius Pilatus an den Kaiser Tiberius über die Verurteilung und den Tod Jesu geschickt haben soll. - Vgl. Lipsius, Die Pilatus-Akten (Kiel 1871; neue Ausg., ebd. 1886).

Acta Sanctorum (lat.) nennt man im allgemeinen die Sammlungen von ältern Nachrichten über die Märtyrer und sonstigen Heiligen der griech. und lat. Kirche. Die ersten Grundlagen dieses Litteraturzweiges sind die Acta Martryrum, Berichte über Verhör, Verurteilung und Hinrichtung der Märtyrer durch heidn. Obrigkeiten. Es giebt amtliche kirchliche Berichte darüber, auch sog. Prokonsularakten, die von den Gerichtsschreibern während der Ver-^[folgende Seite]