124
Actor – Adalbert I. (Erzbischof von Mainz)
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Acton'
ein. A. besitzt eine gründliche Kenntnis deutscher Wissenschaft; dies beweisen seine Aufsätze in der
«English Historical Review» über die neuere deutsche Geschichtswissenschaft (deutsch von Imelmann, Berl.
1887) und über «Döllingers historical work» (1890). Er wurde 1895 Professor in Cambridge.
Actor, im röm. Recht der Prozeßvertreter einer nicht prozeßfähigen, Person;
namentlich der zur Führung des Prozesses eines Bevormundeten bei Verhinderung des Vormunds vor der Obervormundschaft, sowie der einer
jurist. Person für den einzelnen Prozeß bestellte Vertreter.
Actum ut supra (lat.), d. h. geschehen, verhandelt wie oben, Schlußformel in
Protokollen.
Actus, im röm. Recht eine Wegedienstbarkeit, welche dem Eigentümer eines
ländlichen Grundstücks die Befugnis erteilte, über ein anderes nicht bloß zu gehen, zu reiten, zu tragen, sondern auch zu fahren und Vieh zu treiben,
ohne daß hierfür ein Weg hergerichtet war. (S. auch Aktus.)
Acūmen (lat.), Scharfsinn.
Açvin, zwei ind. Götter, die man oft fälschlich mit den Dioskuren zusammengestellt hat. Sie gehören zu
den volkstümlichsten Göttern des Rigveda, werden Söhne des Dyāus (s. d.) genannt, und Sūryā, die Tochter
des Sonnengottes, wählt sie sich selbst zu Gatten. Sie gelten als die schönsten unter den Göttern, als rötlich und lotusbekränzt; sie fahren auf einem
dreiräderigen goldenen Wagen, der schneller ist als der Geist und von Vögeln oder einem Eselhengst gezogen wird und den ihnen die
Ribhus (s. d.) verfertigt haben. Sie sind die göttlichen Ärzte und ziehen als solche auch auf der Erde unter den
Menschen heilend umher. Die Zahl der Legenden, die über sie im Rigveda und der spätern Litteratur erzählt werden, ist sehr groß; die meisten
werden nur angedeutet. – Vgl. Myriantheus, Die A.s oder arischen Dioskuren (Münch. 1876).
a. D., Abkürzung für außer Dienst.
a. d., Abkürzung für a dato (lat.), vom Tage
der Ausstellung, s. Datowechsel.
A. D., Abkürzung für Anno Domini (lat.), im
Jahre des Herrn (d. h. nach Christi Geburt).
Ada, Marktflecken im ungar. Komitat Bács-Bodrog, rechts von der Theiß, an der Linie Szabadka-(Maria-Theresiopel-)
Ó-Becse der Ungar. Staatsbahnen, hat (1890) 11080 meist magyar. E. (1806 Serben, 103 Deutsche), Post und Telegraph; Getreidebau, Viehzucht,
Fischfang, Dampferstation.
Ad acta (lat., «zu den Akten»). Wenn ein bei einer Behörde eingehendes
Schriftstück keine Veranlassung zu einem Beschluß oder zu einer Verfügung giebt, so wird ad Acta verfügt, d.h.
das Schriftstück ist ohne weitere Entschließung zu den betreffenden Akten zu nehmen; daher die Redensart: etwas
ad acta legen, d. h. es für erledigt ansehen.
Adagio (ital., spr. adādscho), langsam, mit Bequemlichkeit, jetzt der zweite unter
den fünf Hauptgraden der musikalischen Bewegung, die in steigender Schnelligkeit folgende sind: Largo,
Adagio, Andante, Allegro,
Presto. Bei Händel und in der Musik seiner Zeit ist aber A. langsamer als
Largo. In den größern Werken der Instrumental- und Kammermusik ist meist der zweite oder dritte Satz ein
A., dem ein rascheres Tempo vorangeht und folgt. ↔
Ada Kaleh, türk. Name der Festung und Donau-Insel Neu-Orsova in Ungarn (s. Orsova).
Adaktion (lat.), Nötigung, Zwang.
Adal, Land im Osten Abessiniens, westlich von der Tedschurabai zwischen 10 und 15° nördl. Br., bewohnt von den
Adâïl-Danâkil (s. Danakil), deren Sultan in dem jetzt zu Erythräa (s. d.) gehörigen Aussa wohnt. Das am
Eingange in den Golf von Tedschura gelegene Obok haben die Franzosen 1862 gekauft und in neuester Zeit zur Kohlenstation und Strafkolonie
sowie zum Hauptort der am Golf liegenden franz. Kolonie erhoben. Westlich von Tedschura (400 Hütten) liegt der Salzsee
Assal (s. d.). Auch der Abhebaddsee (Alelbad), in den der Hawasch fließt, ist ein Salzsee. Der Küstenstrich ist weidereich, mit
schönen Palmenhainen und guten Brunnen; die Gehänge bedecken undurchdringliche Gehölze von Akazien, in denen zahlreiche Paviane,
Leoparden, Hyänen, Schakale und Gazellenarten leben. Westlich liegen sandige Flächen, dann fruchtbare Hügel und treffliche Weiden. Das Volk ist
dunkelbraun, kräftig und lebt mit seinen Herden nomadisch. Die Sprache ist ein Dialekt des Somal (kuschitisch), Religion der Islam.
(S. Äthiopien.) – Vgl. Heuglin, Reise in Nordostafrika (2 Bde., Braunschw. 1877).
Adalbert, Erzbischof von Hamburg und Bremen, aus dem Geschlechte der
Pfalzgrafen von Sachsen, ward Propst in Halberstadt und erhielt 1045 durch Kaiser Heinrich III. den seit 847 vereinigten Bischofssitz von Hamburg
und Bremen,dessen Sprengel sich über Skandinavien und die nordöstl. Slawen ausdehnte. Papst Leo IX. ernannte ihn 1053 zum Legaten und Vikar
des päpstl. Stuhls und erteilte ihm das Recht, innerhalb seiner Diöcese, die nunmehr auch Island und Grönland umschloß, Bischöfe und Erzbischöfe
zu ernennen. Darauf baute A. den Plan, seine Erzdiöcese zu einem nordischen Patriarchat erheben zu lassen; doch ist es ihm nicht gelungen, den
Norden dauernd für seine Kirche und damit für den Machtbereich des Kaisers zu gewinnen, da bald die Entwicklung der deutschen Angelegenheiten
seine Thätigkeit in andere Bahnen lenkte. Die Fürsten legten 1063 die Leitung der Reichsgeschäfte in seine Hand und bald gelang es ihm, den
jungen König Heinrich IV. dem Erzbischof Anno von Köln zu entziehen und an sich zu fesseln. 1065 ließ er ihn zu Worms für mündig erklären und
verfocht nun mit großer Energie die Königsrechte den seit dem Tode Heinrichs III. übermächtig gewordenen Reichsfürsten gegenüber. Diese
brachten es aber 1066 zu Tribur dahin, daß er den Hof verlassen und die Reichsgeschäfte niederlegen mußte. Zugleich fielen die sächs. Billinger,
seine alten Feinde, verwüstend in sein Gebiet ein, während die Wenden an der Ostsee das Christentum wieder abschüttelten und Hamburg in
Asche legten. 1069 kehrte A. an den Hof zurück und war bald wieder im Besitze seiner Macht. Er starb 16. März 1072 zu Goslar. Über sein Leben
berichtet ausführlich sein Freund Adam von Bremen (s. d.) im dritten Buche seiner
«Gesta pontificum Hammaburgensium»). – Vgl. Dehio, Geschichte des Erzbistums Hamburg-Bremen bis zum
Ausgange der Mission (2 Bde., Berl. 1877); Dannenberg, A. und das Patriarchat des Nordens (Mitau 1877).
Adalbert I., Erzbischof von Mainz (erwählt Anfang 1110, investiert 1112), aus
dem Hause der Grafen von Saarbrücken, erscheint zuerst (1106–12) als Kanzler Kaiser Heinrichs V., begleitete diesen auf dem Römerzuge 1110–11
und wird neben dem
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 125.