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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Agass; Agassiz; Agates blanches; Agatha; Agathe; Agathias; Agatho; Agathodaimon; Agathokles

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Agass. - Agathokles

plastischer Anatomie eingetragen. Man setzt das Werk in das 1. Jahrh. v. Chr. - Vgl. Rayet, Monuments de l'art antique, Taf. 64, 65 (Par. 1884).

Agass., bei naturwissenschaftlichen Namen Abkürzung für Agassiz (s. d.).

Agassiz (spr. -ßīß), Louis, Naturforscher, geb. 28. Mai 1807 in Motier am Murtnersee, studierte in Zürich, Heidelberg und München Medizin und vergleichende Anatomie, war 1832-46 Professor der Naturgeschichte in Neuchâtel und siedelte dann nach Nordamerika über, wo er seit 1847 in Cambridge bei Boston, seit 1851 in Charleston (Südcarolina) und seit 1853 wieder in Cambridge Professor der Geologie und Zoologie war. Dort ward er in freigebigster Weise bei seinen Untersuchungen, Reisen und Sammlungen für das großartige Museum of comparative Anatomy in New-Cambridge unterstützt und starb 14. Dez. 1873. Seit 1835 war er Korrespondent, seit 1872 Associé étranger der Akademie der Wissenschaften in Paris. A. war in mehrern Fächern der Naturwissenschaften thätig und hatte sich durch mannigfache Reisen in Europa, Nordamerika und Brasilien, sowie (1871) zum Zweck der Tiefseeforschung um das Kap Hoorn nach Kalifornien, mit den Gegenständen seiner Forschungen vertraut gemacht. In seinen letzten Lebensjahren war er erbitterter Feind des Darwinismus und hielt hartnäckig an den Überlieferungen der Cuvierschen Schule fest. Seine Hauptforschungen beziehen sich auf Fische, Seeigel und Gletscher. Hinsichtlich der erstern ist sein Hauptwerk: "Recherches sur les poissons fossiles" (5 Bde., Neuchâtel 1833-42, mit 311 lithogr. Taf. in Fol.), nebst einer Folge: "Monographie des posissons fossiles du vieux grès rouge ou système Dévonien des Iles Britanniques et de Russie" (Soloth. 1845, mit 41 Taf.). Mit C. Desor bearbeitete A. die Seeigel in verschiedenen Monographien. Die nach mehrfachem längerm Aufenthalt auf dem Aargletscher gemachten Gletscheruntersuchungen wurden, besonders unter Mitarbeit von E. Desor, in den "Études sur les glaciers" (Neuchâtel 1840, mit 32 Taf.) und "Nouvelles études et expériences sur les glaciers actuels" (Par. 1847) niedergelegt. A. war der eifrigste Verteidiger der von Charpentier zuerst nachgewiesenen frühern Ausdehnung der Gletscher. In Amerika beschäftigte er sich vorzugsweise mit Fortführung der Gletscheruntersuchungen, faunistischen Forschungen und volkstümlichen Vortragen und Werken. Die "Contributions to the natural history of the United States" (2 Bde., Boston 1857) enthalten wertvolle Beiträge von Clarke, seinem Sohne Alexander u. a. Über eine 1865 unternommene Reise nach Brasilien veröffentlichte er: "A journey to Brazil by Mr. and Mrs. Louis A." (Lond. 1868). - Vgl. Louis A., his life and correspondence edited by Elizabeth C. A. (Boston 1885: deutsch Berl. 1886; Holder, Louis A., his life and his work (Lond. 1893).

Sein Sohn Alexander A., geb. 17.Dez. 1835 zu Neuchâtel, folgte dem Vater in der Direktion des Museums und ist einer der gründlichsten Forscher der Neuzeit. Er hat sich besonders mit Quallen, Entwicklungsgeschichte der niedern Tiere und neuerdings mit ausgedehnten Tiefseeuntersuchungen im Meere der Antillen und im Mexikanischen Meerbusen beschäftigt. Er veröffentlichte: "North American Acalephae" (Cambr. 1865), "Embryology of the star fish" (Boston 1865), "History of Pornaria and Balanoglossus", "Three cruises of the U. S. coast and geodetic survey steamer Blake 1877-80" (2 Bde., Lond. 1888).

Agates blanches (spr. aggaht blangsch), franz. Benennung für die länglichrunden, weißen, achatähnlichen Glaskorallen, die an der Küste von Guinea, Angola und Gorée oft noch als Tauschartikel gebraucht werden.

Agatha, Heilige, nach der Legende von vornehmen Eltern aus Palermo oder Catania gebürtig, wurde, weil sie als Christin die Werbungen des heidn. Statthalters Quintianus zurückwies, in ein Freudenhaus gebracht, blieb aber auch hier standhaft und starb nach grausamen Martern am 5. Febr. 250 im Gefängnis. Sie war die Patronin der Maltheser und wird noch besonders in Sicilien gegen die Ausbrüche des Ätna angerufen. Ihre Heiligenattribute sind Zange und Kohlenbecken.

Agathe, der 228. Planetoid.

Agathias, mit dem Beinamen Scholastikos, griech. Dichter und Geschichtschreiber, geb. um 536 n. Chr. zu Myrina in Äolien, ward in Alexandria, dann in Byzanz gebildet, wo er Advokat wurde, und starb 582. Von poet. Arbeiten meist erotischer Tendenz, die er in den 9 Büchern der "Daphniaka" zusammenstellte, enthält die griech. Anthologie 101 Epigramme; "Kyklos", eine umfangreiche Sammlung von Gedichten teils seiner Zeitgenossen, teils älterer Dichter, ist nicht erhalten, wohl aber A.' Geschichtswerk in 5 Büchern, das aus Justinians Zeit die J. 552-558 behandelt, eine Fortsetzung Prokops. Den Prosastil A.' charakterisiert die seiner dichterischen Neigung entspringende Vorliebe für Redeblumen und Ausdrücke der alten Poesie. A.' Geschichtswerk und Epigramme wurden gedruckt Leiden 1594, neuerdings hg. von Niebuhr (Bonn 1828), besser von L. Dindorf in den "Historici Graeci minores", Bd. 2 (LpZ. 1871).

Agatho, der Heilige, aus Cypern gebürtig, Papst von 678 bis 682, veranlaßte, nachdem eine Versammlung abendländ. Bischöfe zu Rom 680 die Lehre der Monotheleten verdammt hatte, das sechste allgemeine Konzil, das sog. Trullanische, in Konstantinopel, auf dem die von ihm gegebene Lehrentscheidung zum Dogma der Kirche erhoben wurde. Sein Andenken feiert die griech. Kirche am 20. Febr., die römische am 10. Jan.- Den Namen A. führen auch zwei Märtyrer, deren Gedächtnistage der 10. Jan. und der 14. Febr. sind.

Agathodaimon, d. h. der gute Geist oder Gott, nach späterer griech. Anschauung der verkörperte göttliche Segen, wie er besonders beim Feld- und Weinbau sichtbar wird. Deshalb erhielt er nach jedem Gastmahl eine Spende von ungemischtem Weine, und auf Bildern wurde er mit einer Schale, einer Ähre und Mohn oder auch einem Füllhorn in der Hand dargestellt. Ihm war Tyche (s. d.) nahe verwandt. (S. Dämonen.)

Agathokles, Tyrann von Syrakus, geb. 361 v. Chr., war der Sohn des Carcinus, der, aus Rhegium vertrieben, sich zu Thermä in Sicilien aufhielt. Dort erlernte A. das Töpferhandwerk. 343 v. Chr. wandte sich Carcinus nach Syrakus. Durch einen vornehmen Syrakusaner, Damas, aus der Dunkelheit hervorgezogen, zeichnete A., der eine große militär. Begabung und energischen Charakter besaß, sich im Heere der Republik aus und gewann eine bedeutende militär. Stellung. Nach dem Tode des Damas (333) heiratete er dessen Witwe und ward dadurch einer der reichsten Männer in Syrakus, wurde