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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Agnes; Agnesen-Rolle; Agni; Agnition; Agnoëten; Agnomen; Agnone; Agnoscieren; Agnus Dei

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Agnes (Gräfin von Meran) - Agnus Dei

etwa 303 als Zauberin hingerichtet wurde. Ihr Gedächtnistag ist der 21. und 28. Jan. und ihre Heiligenattribute ein Scheiterhaufen und ein Lamm. Ihr gewidmet ist die vor der Porta pia zu Rom gelegene Kirche Santa Agnese, in welcher am 21. Jan. die Lämmer geweiht werden, aus deren Wolle man die Pallien (s. d.) für die Erzbischöfe verfertigt. In Gemälden wurde sie dargestellt von: Andrea del Sarto (Pisa, Dom), Paolo Veronese (Wien, Belvedere), Joh. Schraudolph (München, Neue Pinakothek).

Agnes von Meran (frz. Agnès de Méranie), Tochter des Herzogs Berthold von Meran, heiratete Juni 1196 den franz. König Philipp II. August, der 1193 seine zweite Gemahlin, Ingeborg (s. d.) von Dänemark, ungerecht verstoßen hatte. Papst Innocenz III. hatte diese Trennung nicht für rechtmäßig anerkannt, erklärte daher die Ehe mit A. für ungültig und belegte zur Strafe Frankreich 1199 mit dem Interdikt, so daß Philipp sich von A. trennen mußte, wenn er sich auch ihrer Entfernung aus Frankreich widersetzte. Sie starb 19. Juli 1201 in Poissy; ihre zwei Kinder, die sie dem König geboren hatte, wurden für rechtmäßig erklärt.

Agnes, Gräfin von Orlamünde, die als Weiße Frau (s. d.) in den Schlössern der Hohenzollern den Eintritt verhängnisvoller Familienereignisse, namentlich von Todesfällen, durch ihr Erscheinen andeuten soll, stammte der Sage nach aus dem herzogl. Geschlechte von Meran und war die Gemahlin des Grafen Otto von Orlamünde, dem sie zwei Kinder gebar. Nach dem Tode des Gatten 1293 trat sie in ein Liebesverhältnis zu Albrecht dem Schönen (gest. 1361), Burggrafen von Nürnberg, und lebte mit ihm auf der Plassenburg bei Kulmbach. Dessen Äußerung, daß er ein Ehebündnis mit ihr nicht eingehen könne, solange diesem vier Augen entgegenstanden (nämlich die seiner Eltern, die nicht in die Ehe willigen wollten), bezog A. auf ihre beiden Kinder und ermordete diese. Nun wandte sich Albrecht mit Abscheu von ihr; sie pilgerte nach Rom, übte harte Bußwerke und stiftete das Kloster zu Himmelskron unweit Berneck (in Oberfranken). Sie starb zu Hof in Gefangenschaft und wurde nebst ihren Kindern und Albrecht dem schönen in der Klosterkirche zu Himmelskron begraben. Dieser Sage entsprechen jedoch keineswegs histor. Thatsachen. Die Gemahlin jenes Grafen Otto von Orlamünde gehörte zwar dem Geschlechte der Herzöge von Meran an, hieß aber Beatrix und konnte schon darum nicht die Geliebte Albrechts des Schönen sein, weil sie die Schwester seiner Großmutter war. Eine andere Gräfin von Orlamünde und Zeitgenossin Albrechts war Kunigunde, Landgräfin von Leuchtenberg, Gemahlin des Grafen Otto V. von Orlamünde. Diese machte zwar 1342 eine Stiftung im Kloster zu Himmelskron, aber das Kloster bestand damals schon länger als ein halbes Jahrhundert, und außerdem war diese Gräfin ohne Kinder. Eine dritte, mit Albrecht gleichzeitige Gräfin von Orlamünde war die Witwe des Grafen von Orlamünde zu Berneck. Deren Kinder lebten aber noch, als sich Albrecht der Schöne 1342 mit der Gräfin Sophia von Henneberg vermählte. Auch die Untersuchung der Gräber im Kloster zu Himmelskron hat ergeben, daß weder A. noch ihre Kinder daselbst ruhen. Albrecht aber liegt im Kloster Heilsbronn bei Ansbach begraben.

Agnes von Österreich, Tochter des deutschen Königs Albrecht I., geb. 1281, wurde 1296 mit dem Könige Andreas III. von Ungarn vermählt, lebte nach der Ermordung ihres Vaters (1308) meist im Kloster Königsfelden, das ihre Mutter an der Stätte der Mordthat gründete; doch nahm sie auch an den polit. Angelegenheiten teil und war wiederholt Vermittlerin zwischen ihrem Bruder und den Eidgenossen. Sie starb 1364. Daß sie an der Blutrache gegen die Mörder ihres Vaters beteiligt gewesen sei, ist spätere Erfindung. - Vgl. von Liebenau, Lebensgeschichte der Königin A. von Ungarn (Regensb. 1868-69).

Agnes von Poitou, zweite Gemahlin des Kaisers Heinrich III. seit Nov. 1043, Tochter Herzog Wilhelms V. von Aquitanien, wurde nach Heinrichs III. Tode (5. Okt. 1056) als Vormünderin ihres Sohnes, Heinrich IV., zugleich Regentin des Reichs. Doch vermochte A. nicht, dem Widerstreben der selbstsüchtigen Fürsten und den Forderungen der röm. Kirche kraftvoll entgegenzutreten. Selbst ihre persönliche Ehre wurde angetastet, ihr Verhältnis zu ihrem Ratgeber, Bischof Heinrich von Augsburg, verdächtigt, und endlich bildete sich eine fürstliche Verschwörung, um ihr die Regentschaft zu entreißen. Als A. im Mai 1062 sich mit ihrem Sohne in Kaiserswerth befand, wurde ihr dieser durch den Erzbischof Anno von Köln entführt. Sie lebte seitdem meist in Italien und starb 14. Dez. 1077. - Vgl. von Salis-Marschlins, A. von Poitou (Zür. 1887).

Agnesen-Rolle (nach Agnes in Molières "Ecole des femmes"), das einfältige Landmädchen der franz. Bühne, kehrte in der nun veralteten Gurli-Rolle (Kotzebues "Indianer in England") wieder.

Agni (im Sanskrit "Feuer", lat. ignis), ind. Gott des Feuers, einer der hervorragendsten Götter im vedischen Altertum, gilt als Bote zwischen Göttern und Menschen, indem er die Opferspeise von den Menschen, als deren Gast er oft bezeichnet wird, zu den Göttern führt. Im Gegensatze zu Indra ist A. vorwiegend ein Gott der Priester, und die an ihn gerichteten Lieder des Rigveda sind höchst einförmig und voll von mythischer Spekulation, Wortspielen und dunkeln Gleichnissen. In der spätern Mythologie tritt A. ganz zurück; er ist ein Welthüter von untergeordnetem Range. Als seine Gattin gilt später Svāhā, der Segenswunsch beim Opfer, als sein Sohn nach der ältern Auffassung der Kriegsgott Skanda, der später zum Sohne des Çiva wird. Dargestellt wird A. gewöhnlich mit zwei Gesichtern, drei Beinen und sieben Armen. Aus einem Munde kommen drei, aus dem andern vier strahlenförmige Zungen (weshalb er auch saptajihva, "siebenzüngig" heißt), in den Händen hält er eine Art Axt, ein Bündel Brennholz oder eine Fahne mit dem Bilde eines Widders u. a. Er reitet auf einem Widder oder Ziegenbock oder fährt auf einem von roten Pferden gezogenen Wagen mit windschnellen Rädern. Seine Farbe ist dunkelrot. Als sein Freund gilt Bāyu, der Gott des Windes. - Vgl. Holtzmann, A. nach den Vorstellungen des Mahābhārata (Straßb. 1878).

Agnition (lat.), s. Anerkennung.

Agnoëten (grch., d. i. Nichtwissende), s. Monophysiten.

Agnomen (lat.), Beiname, s. Personenname.

Agnone (spr. anjohne), Stadt in der ital. Provinz Campobasso (Abruzzen und Molise), im obern Thalgebiete des Trigno, hat (1881) 6243, als Gemeinde 10 687 E., Werkstätten für Kupfer- und Stahlarbeiten.

Agnoscieren (lat.), anerkennen, s. Anerkennung.

Agnus Dei (lat.), deutsch Lamm Gottes, eine dem Ausspruche Johannis des Täufers Joh. 1,29 entnommene Bezeichnung Jesu Christi. In der kath.