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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Agonistiker - Agra

Agonistiker (grch.), s. Donatisten.

Agonothēten (grch.), Kampfrichter, s. Agon.

Ägophonie (grch., Ziegenstimme, Meckerstimme), auskultatorisches Symptom, darin bestehend, daß man beim Behorchen der Brust die Stimme des Kranken verstärkt und mit einem eigentümlichen zitternden oder meckernden Beiklang hört; dient zur Erkennung gewisser Lungen- und Rippenfellkrankheiten.

Aegopodĭum, Pflanzengattung aus der Familie der Umbelliferen (s. d.) mit einer im gemäßigten Europa und Asien einheimischen Art: A. Podagraria L. (Giersch, Strenzel oder Geißfuß), einer ausdauernden (0,60 - 1 m hohen) Staude mit doppelt oder einfach dreizähligen Blättern und kriechendem Wurzelstocke. Sie ist ein lästiges, schwer ausrottbares Unkraut auf Gartenland, an Hecken u. s. w.; die jungen Triebe ißt man als Gemüse.

Agorá (grch.), Markt.

Agorakrĭtos, von Paros, griech. Bildhauer, lebte im 5. Jahrh. v. Chr. und war Zeitgenosse und Schüler des Phidias. Man kannte im Altertum von ihm Statuen der Athena und des Zeus in Koronea, der Göttermutter in Athen, sein berühmtestes Werk aber war die kolossale Marmorstatue der Nemesis in Rhamnus, an deren Ausführung Phidias selbst Anteil gehabt haben soll. Teile der Basis dieser Figur, auf welcher Scenen aus der Helenasage in Relief dargestellt waren, sind neuerdings in Rhamnus wieder aufgefunden, und ein Fragment des Kopfes glaubt man in einem im Britischen Museum zu London befindlichen Bruchstück zu besitzen. - Vgl. Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, athenische Abteilung (Athen 1890).

Agoraphŏbie (grch.), s. Platzangst.

Agordinische Dolomite, s. Ostalpen.

Agordo, Marktflecken (Borgo) und Hauptort des Distrikts A. (22724 E.) in der ital. Provinz Belluno, in den Cadorischen Alpen am Cordevole, einem Zuflüsse des Piave, ist Sitz eines Distriktkommissariats, einer Prätur und eines Montaninspektorats und hat (1881) 853, als Gemeinde 3038 E. In dem Thale des Cordevole, dem Valle imperina, finden sich reichhaltige Lager von Kupfererzen, die seit dem 15. Jahrh. von einigen bellunesischen und venet. Familien ausgebeutet wurden, 1654 jedoch großenteils an den venet., 1815 an den österr. und 1866 an den ital. Staat kamen. Das Staatsbergwerk von A., das bedeutendste (500 Arbeiter) in Venetien, liefert Blei, Vitriol, Schwefel und jährlich gegen 180 t Kupfer.

Ägos-Potămos, d. h. Ziegenfluß, im Altertum ein Flüßchen, das bei einem gleichnamigen Orte (jetzt Braham Kiöi) an der Ostküste des thraz. Chersones in den Hellespont mündete. Auf der Reede dieses Ortes wurde 405 v. Chr. die den Peloponnesischen Krieg entscheidende Seeschlacht geliefert, in der Lysander (s. d.) die Flotte der Athener vernichtete.

Agoult (spr. agguh), Marie Catherine Sophie, Gräfin d', unter dem Namen Daniel Stern bekannte franz. Schriftstellerin, geb. 31. Dez. 1805 in Frankfurt a. M., Tochter des Vicomte de Flavigny, der in der Revolutionszeit Marie Bethmann, aus dem bekannten Frankfurter Bankierhause, geheiratet hatte, vermählte sich 1827 mit Graf d' A., trennte sich aber bald von ihm und lebte lange in der Schweiz, Italien und Deutschland. Ein während dieser Zeit mit Fr. Liszt (s. d.) geschlossener Bund wurde nach mehrjähriger Dauer gelöst. Von den drei dieser Verbindung entsprossenen Töchtern heiratete die eine Emile Ollivier (s. d.), die zweite, Claire Christine (geb. 1830), die unter dem Namen C. de Sault schreibt, den Schriftsteller Guy de Charnacé, die dritte, Cosima, erst vermählt mit Hans von Bülow, wurde 1870 Richard Wagners Gattin. Herzenserfahrungen wie Vernunftgründe führten 1830 die Gräfin d' A., die im Institut "Sacré Cœur" zu Paris gebildete Aristokratin, ins Lager der reformbegierigen Opposition. Sie näherte sich George Sand im Denken und Fühlen, blieb aber hinter ihr an Erfindungskraft, Feuer und Schwung weit zurück. In der "Presse" erschienen seit 1841 die Novellen "Hervé", "Valentia" (neue Ausg. 1883), ihre ersten Arbeiten. Ein moralisierendes, aber einseitig darstellendes Selbstbekenntnis, dem die Beziehungen zu Liszt zu Grunde liegen, ist der Roman "Nélida" (1846). Aufsätze über Deutschland brachte gleichzeitig die "Revue des Deux Mondes". Auf ihre Höhe gelangt sie in der "Histoire de la révolution de 1848" (3 Bde., 1851 - 53; neue Aufl. 1878), die, nicht ohne Voreingenommenheit für die Helden der Bewegung geschrieben, doch Sammelfleiß und Darstellungsgabe eines männlichen Geistes bekundet und eine wertvolle Geschichtsquelle bleibt. Viel Anklang fanden "Esquisses morales" (1849; 2. Aufl., mit Einleitung von Ronchaud,1880; deutsch Berl. 1862), knappe Maximen und Aphorismen über Bedrängnisse der Gegenwart, aus dem Kampfe zwischen Moral und Leidenschaft. Danach erschienen noch: "Trois journées de la vie de Marie Stuart" (1856), "Florence et Turin, études d' art et de politique" (1862), "Dante et Goethe, dialogues" (1866), "Histoire des commencements de la république aux Pays-Bas, 1581 - 1625" (1872), preisgekrönt. Sie starb 5. März 1876 zu Paris. 1877 erschienen: "Mes souvenirs, 1806 - 33". - Vgl. Pommier, Profils contemporains. Madame la comtesse d' A. (Par. 1867); K. Hillebrand in "Profile" (Berl. 1878).

Agout (spr. agguh), linker, 180 km langer Nebenfluß des Tarn, entspringt im franz. Depart. Hérault in den Bergen von Espinouse, treibt besonders bei Castres viele Hüttenwerke, ist aber trotz seiner mittlern Breite von 87 m nicht schiffbar.

A. Gr., naturwissenschaftliche Abkürzung für Asa Gray (s. d.).

Agra, Hauptstadt des Distrikts A. in den indobritischen sog. Nordwestprovinzen, 27° 10' nördl. Br., 78° 5' östl. L., rechts der Dschamna, mit einer mittlern Jahrestemperatur von 24° C. Das alte Weichbild (28,5 qkm) wird nur zur Hälfte von der heutigen Stadt ausgefüllt. A. hatte 1881: 160203, 1891: 168662 E., darunter 111295 Hindu, 49369 Mohammedaner, 4015 Christen und 3211 Dschain, enge Straßen, drei- oder vierstöckige Häuser meist aus rotem Sandstein und gilt für die reinlichste Stadt Indiens. Eine breite gepflasterte Hauptstraße führt von der Festung mitten durch die Stadt und seit 1838 eine ebensolche längs des Stromufers hin mit breiten Treppen (Ghat, s. d.) zur Dschamna; im Süden die weit angelegten Straßen des engl. Kantonnements. Westlich vom Fort auf einem großen Platze die Hauptmoschee "Dschami' Masdschid" und der Bahnhof. Architektonisch wertvoll sind die großartigen Bauwerke aus der Zeit der Mogulherrschaft, so die von Akbar in einem Knie der Dschamna aus Sandstein erbaute Festung Akbarabad, auch Lal Kil'a (rote Burg) genannt, mit 24 m hohen Mauern, Zinnen und tiefem Graben. Eine Zugbrücke westlich der Stadt verbindet das "Thor von Dehli" mit