308
Alarich II. – Alarmapparate
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Alarich I.'
und Barbaren wie A. kein Land oder Amt überlassen wollte, so erhob A. den Stadtpräfekten Attalus zum Gegenkaiser und nahm die Stadt Rom selbst ein (24. Aug. 410). Nach
dreitägiger Plünderung Roms (Gemälde: «Alarich in Rom» von W. Lindenschmit dem Jüngern; 1886) beabsichtigte A. von Rhegium aus nach Sicilien und Afrika überzusetzen;
unter den Vorbereitungen dazu starb er 410 in Cosenza. Mit reichen Schätzen wurde sein Leichnam im Flußbett des Busento begraben. (Gemälde von Beckerath, München,
Schacksche Galerie.) Zum Nachfolger wurde sein Schwager Athaulf gewählt. – Vgl. Simonis, Versuch einer Geschichte des A. (Gött. 1858); Pallmann, Geschichte der
Völkerwanderung, Bd. 1 (Gotha 1863); von Eicken, Der Kampf der Westgoten und Römer unter A. (Lpz. 1876).
Alărich II., König der Westgoten 481–507, ein Sohn Eurichs, fiel in der Schlacht von Vouglé bei Poitiers. Für seine röm. Unterthanen
ließ er einen Auszug des röm. Rechts, das Breviarium Alaricianum (s. Breviarium),
zusammenstellen.
Alárm (frz. alarme), das plötzliche Unterdiewaffenrufen der Truppen, wobei dieselben möglichst
schnell marsch- und gefechtsbereit sich auf vorherbestimmten Plätzen (Alarmplätzen) einfinden müssen. Das Zeichen dazu wird durch ein
bestimmtes Signal mit Trommel oder Horn (sog. Generalmarsch) oder durch vorher verabredete Zeichen (Fanale, Kanonenschüsse, Telegraphen) gegeben. Da es auf eine
möglichst schnelle und allgemeine Verbreitung des A. ankommt, so ist jede Wache u. s. w. verpflichtet, das Signal dazu sofort aufzunehmen und weiter zu geben. Die Alarmierung
von Festungen geschieht zuweilen durch sog. Alarmkanonen. Im Frieden erfolgen Alarmierungen nur
auf Befehl oder mit Erlaubnis des am Orte Höchstkommandierenden, wenn unvorhergesehene Umstände (Aufruhr) das sofortige Unterdiewaffentreten der Garnison nötig machen,
oder zur Übung der Truppen. Handelt es sich darum, eine Truppe zu alarmieren, ohne daß der Feind es merkt, so kann der «stille A.»
eintreten, d. h. der Befehl wird durch Ordonnanzen oder vereinbarte Zeichen ohne Lärm weiter gegeben. Ist ein Überfall zu befürchten, so werden die Truppen in größern
Verbänden in geeigneten Baulichkeiten, sog. Alarmquartieren oder Ortschaftslagern, untergebracht.
Auch unvorhergesehene Angriffe der Vorposten durch den Feind werden Alarmierungen genannt. Sie sollen im allgemeinen nur dazu dienen,
die Truppen zu beunruhigen und ihnen die Nachtruhe zu rauben, indem sie auch die rückwärtigen Abteilungen zwingen, unter die Waffen zu treten. Im Feldkriege sind sie meist von
geringem Wert. Im Festungskriege können sie, wenn häufig angewandt, leicht die Besatzung einer Festung verleiten, in der Wachsamkeit nachzulassen und, wenn ein ernster
Überfall erfolgt, nicht rechtzeitig auf ihren Plätzen zu sein. Einen ohne genügende Ursache oder aus Irrtum entstandenen A. nennt man
blinden A.
Alarmapparate heißen an Maschinen, die eine regelmäßige Bedienung erfordern, Lärmvorrichtungen (Glocken oder Pfeifen), die von der Maschine,
sobald die Bedienung nötig wird, selbstthätig zur Wirkung gebracht werden. So zeigt in einer Mühle ein Mahlgang oder Walzenstuhl es an, wenn ihm kein Mahlgut mehr zugeführt
wird, er also «leer läuft». Von besonderer Wichtigkeit sind solche Vorrichtungen, wo die Versäumnis eine Gefahr mit sich ↔ bringt, z. B. bei Dampfkesseln, wenn
zu wenig Wasser darin ist. Hierher gehört der Alarmapparat von Blake. Er besteht im wesentlichen aus einer bis zur Linie des niedrigsten zulässigen Wasserstandes in den
Dampfkessel hineinragenden Röhre, deren oberes verschlossenes Ende schraubenförmig gewunden ist. An derjenigen Stelle, wo die Schraubenwindungen anfangen, ist eine
Dampfpfeife aufgesetzt, die bei normalem Wasserstand gegen die Röhre durch einen Metallpfropfen abgeschlossen ist, dessen Material (eine Legierung von Wismut, Blei und
Zinn) bei der Temperatur des Kesseldampfes schmilzt. Unter normalen Umständen ist die ganze Röhre mit Wasser angefüllt, das infolge der Abkühlung in den
Schraubenwindungen eine weit niedrigere Temperatur als der Kesseldampf hat; sobald jedoch der Wasserstand bis unter das untere Ende der Röhre sinkt, tritt Dampf in die
Röhre, schmilzt den Metallpfropfen weg und bringt die Pfeife zum Ertönen, wodurch der Kesselwärter veranlaßt werden soll, der drohenden Explosionsgefahr durch neue
Wasserzuführung vorzubeugen. Von R. Schwartzkopff in Berlin ist eine leicht schmelzbare Legierung zu einem Alarmapparat für Dampfkessel so benutzt worden, daß durch den
ersten geschmolzenen Tropfen ein elektrischer Strom geschlossen wird, der an irgend einer Stelle innerhalb oder außerhalb des Kesselhauses ein Glockensignal giebt. In
ähnlicher Weise werden an Dampfkesseln elektrische A. angebracht, in denen beim tiefsten zulässigen Wasserstande ein Stromkreis geschlossen oder unterbrochen wird,
wodurch eine Klingel oder ein Wecker (s. d.) ertönt. (S. Wasserstandszeiger.) Zu den A. gehören ferner die selbstthätigen
Feuermelder (s. d.) und die Vorrichtungen zur Sicherung gegen Einbruch. Für letztere sind elektrische Kontakte in Verbindung mit elektrischen Klingeln
(Diebestelegraphen) in Gebrauch, die durch das Öffnen einer Thür, durch das Betreten einer Stelle (vor Geldschränken u. s. w.) in Thätigkeit
gesetzt werden. Eine dem genannten Zweck dienende, ohne Mitwirkung des elektrischen Stroms arbeitende Vorrichtung aus der Maschinenfabrik von Adolf Pieper in Mors am
Rhein besteht in einer Art Kanonenrohr, das mit Pulver oder auch nur mit einem starken Zündhütchen geladen, gespannt und an dem zu schützenden Ort aufgestellt wird, worauf
man dasselbe durch eine aus dünnem Draht oder Bindfaden hergestellte Leitung mit Fenstern, Thüren u. s. w. verbindet, so daß beim leisesten Ruck oder Anstoß der Leitung das
aufgerichtete Kanonenrohr niederfällt und durch die mit Knall erfolgende Entladung ein weithin hörbares Signal giebt. Bei Telegraphen- und Telephonanlagen nennt man A. auch die
Wecker, durch die vor Beginn des Telegraphierens oder des Sprechens die Aufmerksamkeit erregt wird.
Zur Vermeidung von Unfällen auf Straßenbahnen (da es dem Kutscher oft kaum möglich ist, im betreffenden Augenblick außer Zügel und Peitsche die getrennt voneinander
angebrachten Hilfsapparate, Bremse und Signalglocke, zu handhaben, und da auch die Benutzung der ständig im Munde zu haltenden Signalpfeife unsicher erscheint) sind
verschiedene A. vorgeschlagen und zum Teil ausgeführt worden. So bringt auf den Pariser Pferdebahnen bei drohender Gefahr der Kutscher durch Niedertreten eines Blasebalgs
scharfe Töne hervor, die als Warnungssignal dienen sollen. Von J. Riedel in Berlin ist ein Alarmapparat hergestellt worden, vermöge dessen
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 309.