Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Alexander (der Große)'
«Persischen Thore», wurde noch von 40000 Mann unter Ariobarzanes verteidigt. A. umging diese auf Bergpfaden und zog Ende Jan. 330 in Persepolis
ein. Dort wurde die Königsburg als Sühne für die Verwüstung Griechenlands durch Xerxes zerstört. Im April 330 brach A. zur Verfolgung des Darius
auf, zunächst nach Ekbatana, von da gegen Osten. Auf die Nachricht, daß den nach Baktrien zu flüchtenden Darius drei Große, darunter der Satrap
von Baktrien, Bessus, entthront hätten und gefangen hielten, beschleunigte er die Verfolgung: allein ehe er ihn erreichte, war Darius von jenen
getötet (Juli 330). Nun durchzog A., um den Usurpator Bessus in seine Gewalt zu bringen, dessen östlichste Provinzen; Hyrkanien, Aria, Drangiana
und Arachosien, dann 329 und 328 auch Baktriana und Sogdiana wehrten sich hartnäckig. A. sah sich dort, obschon ihm in Sogdiana Bessus
ausgeliefert wurde (329), längere Zeit zum Niederwerfen von Empörungen des Volks und namentlich zur Belagerung von Bergfesten des Adels genötigt.
Er drang dabei bis an die äußersten Grenzen des Perserreichs und über den Jaxartes hinaus ins Land der Scythen vor. Nach der Unterwerfung von
Sogdiana vermählte er sich mit der schönen Tochter des baktrischen Fürsten Oxyartes, Roxane, und that damit zugleich einen erfolgreichen Schritt
zur Befestigung seiner Herrschaft in jenen Gegenden.
Indessen hatte A. aber mit Widerspenstigkeit und Verschwörungen unter seinem macedon. Adel zu kämpfen. Schon im Herbst 330 wurde zu Prophthasia
in Drangiana eine Verschwörung entdeckt, in welche angeblich der Anführer der macedon. Ritterschaft, Philotas, verwickelt war. Er wurde
hingerichtet und auch sein Vater Parmenio getötet. A. ließ sich 328 hinreißen, den Klitus, der ihm am Granicus das Leben gerettet hatte, im
Rausche mit einer Lanze zu erstechen, eine That, die er dann aufs tiefste bereute. Zuletzt kam Anfang 327 zu Baktra die Verschwörung einiger
Edelknaben ans Licht, die zum Tode verurteilt wurden. Auch der Philosoph Kallisthenes fand dabei seinen Untergang.
Als A. auch die letzten baktrischen Häuptlinge zum Gehorsam gezwungen hatte, brach er im Frühjahr 327 mit 120000 Mann europ. und asiat. Truppen
gegen Indien auf und bezwang zuerst die Völkerschaften westlich vom Indus. Im Frühling 326 überschritt er diesen Strom und gelangte in das Reich
des Königs Taxilas (eigentlich des Königs von Taxila), der ihm seine Hauptstadt freiwillig übergab. Von diesem und andern ind. Fürsten
unterstützt, überschritt er dann den Hydaspes, auf dessen anderm Ufer ihm der König Porus gegenüberstand, besiegte diesen im Mai 326 und nahm ihn
gefangen, setzte ihn jedoch in sein Reich wieder ein. Darauf durchzog er das heutige Pandschab, und war im Begriff zum Ganges vorzudringen, als
Ende August das Widerstreben des Heers ihn am Hyphasis zur Rückkehr zwang. Als er den Hydaspes wieder erreicht und durch die Gründung zweier
Städte Maßregeln zur Behauptung der ind. Landschaften getroffen hatte, fuhr er auf einer dazu erbauten Flotte (im Nov. 326) mit einem Teile des
Heers diesen Fluß, dann den Akesines hinab, während der andere an beiden Ufern folgte. Auch auf diesem Zuge hatte er mehrere Kämpfe mit ind.
Völkerschaften zu bestehen, und wurde bei der Belagerung der Hauptstadt der Maller gefährlich verwundet. Nach seiner Genesung zog er weiter,
gelangte vom Akesines in ↔ den Indus, fuhr auf diesem hinab und kam am Indischen Ocean im Juli 325 an.
Von hier aus schlug A. (Ende Aug. 325) mit einer Hauptkolonne des Heers den Rückweg zu Lande durch Gedrosien (Belutschistan) ein, wo ein großer
Teil der Expedition in der Wüste den Untergang fand. Nearchus hatte den Auftrag, die Flotte durch den Ocean zurückzuführen. Ein Teil des Heers,
den A. unter Kraterus durch Arachosien vorausgeschickt hatte, vereinigte sich mit ihm in Karamanien. Auch Nearchus landete nicht lange nachher
dort (Dez. 325), um dann seinen Weg zur See wieder fortzusetzen. Nach Persis zurückgekehrt, mußte A. strenges Gericht über eine Anzahl
verbrecherischer Satrapen halten und ging nun an die Maßregeln zur dauernden Einrichtung des Reichs auf Grundlage einer Verschmelzung des
macedon.-griech. Elements mit dem orientalischen, namentlich im Heere. In Opis am Tigris kam darüber die Unzufriedenheit des macedon. Heers zum
Ausbruch (Juli 324); dessen Trotz wurde aber gebrochen und die Erneuerung und Ergänzung der Armee des Weltreichs aus allen Provinzen durchgeführt.
Bald darauf verlor A. zu Ekbatana seinen Liebling Hephästion durch den Tod, im Spätsommer 324; derselbe ward in Babylon mit königl. Pracht
bestattet. In dieser Stadt, die A. zum Mittelpunkte seines Reichs zu machen gedachte, zog der König zu Anfang 323 ein. Mit neuen großen
Kriegsplänen beschäftigt, erkrankte er plötzlich nach einem Gastmahle und starb wenige Tage darauf in seinem 32. Lebensjahre (8. oder 11. Juni,
vielleicht auch schon im Mai 323). Sein Leichnam wurde von Ptolemäus, der sich 322 desselben bemächtigt hatte, zu Alexandria beigesetzt und war
noch im 3. Jahrh. n. Chr. dort zu sehen. Erst Kaiser Severus vermauerte das Grabmal, und da 272 n. Chr. der ganze umliegende Stadtteil zerstört
wurde und lange Zeit wüste blieb, wurde allmählich die Stelle vergessen. A. hatte keinen Erben des Reichs bestimmt. Nach vielen Wirren erkannten
seine Feldherren den blödsinnigen Arrhidäus, einen Sohn Philipps und der Tänzerin Philinna, und A.s von Roxane nachgeborenen Sohn Alexander als
Könige an und teilten sich in die Provinzen. Perdikkas wurde Reichsverweser und Vormund des Königs.
A. ist seinem persönlichen Charakter nach vielleicht der größte und genialste Held des Altertums. Abgesehen von der Frage, ob es ihm bei längerm
Leben gelungen wäre, die Masse der eroberten Länder und unterjochten Völker vom Indus bis zur Adria in eine geordnete polit. Gesamtheit zu
bringen, ist doch gewiß, daß seine flüchtige, meteorähnliche Laufbahn sowohl durch Aufrüttelung der Völker im allgemeinen als auch durch Gründung
griech. Kolonien und Plätze viele Keime zurückgelassen hat, die später, wenn auch in ganz anderer Weise, ihre welthistor. Entwicklung fanden.
Seine Herrschaft zerfiel nach seinem Tode, aber seine Nachfolger Antigonus, Seleucus, Ptolemäus, Lysimachus u. s. w.
(s. Diadochen) stifteten allmählich in den einzelnen Hauptteilen des großen Reichs Staaten, in denen mehr oder weniger die
griech. Kultur wirksam und heimisch geworden ist. (Hierzu eine Karte:
Alexanders d. Gr. Reich und Eroberungszüge.)
Obwohl A. verbot, daß außer Apelles, dem Steinschneider Pyrgoteles und Lysippus ihn jemand bildlich darstelle, ist er doch durch die Kunst
vielfach verherrlicht worden. Berühmt waren ein Gemälde des Apelles zu Ephesus und die zahlreichen plastischen
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 362.