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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Alexander (Päpste)

1165 nach Rom zurück. Im folgenden Jahre zog Friedrich nach Italien, eroberte Rom und vertrieb den Papst neuerdings. Doch zwang die Pest den Kaiser zum Rückzug, und A. stellte sich an die Spitze des sog. Lombardischen Bundes, der ihm zu Ehren die 1168 neuerbaute Festung am Tanaro Alessandria nannte. An die Stelle des gestorbenen Paschalis III. setzten die Römer als dritten Gegenpapst Calixtus. Erst als Friedrich bei Legnano 1176 von den Lombarden geschlagen worden war, kam es nach den Verhandlungen zu Anagni zum Friedensschluß in Venedig 1177. Friedrich gab Calixtus preis, erkannte A. an und wurde vom Banne gelöst. Nach Rom zurückgekehrt, hielt A. 1179 eine große Lateransynode ab, auf der gegen die Albigenser in Südfrankreich neue Maßregeln ergriffen und zugleich die Papstwahl ausschließlich den Kardinälen übergeben und zur Gültigkeit eine Zweidrittelmehrheit bestimmt wurde. Auch in England wußte A. den Einfluß der päpstl. Kurie aufrecht zu halten und zwang Heinrich II. für die Ermordung Thomas Beckets zur Kirchenbuße. In trefflichen Beziehungen zu Ludwig VII. von Frankreich bestätigte er Alfons I. als König von Portugal und erkannte ihm die maur. Gebiete zu, die er erobern würde. Er starb 3. Aug. 1181.- Vgl. Reuter, Geschichte A.s III. und der Kirche seiner Zeit (3 Bde., Lpz. 1860-64); Mor. Meyer, Die Wahl A.s III. und Victors IV. (Gött. 1871); Ribbeck, Friedrich I. und die röm. Kurie (Lpz. 1881); Rolands, nachmals Papstes A. III. Sentenzen, hg. von Gietl (Freib. i. Br. 1891).

A. IV. (1254-61),vorher Rainaldo de' Conti aus dem Geschlecht Innocenz' III. und Gregors IX., der den Neffen 1227 zum Kardinaldiakon machte, spielte, von Konrad IV. zum Vormund Konradins bestellt, in betreff Siciliens wie in Sachen des Kaisertums eine zweideutige Rolle, indem er die Belehnung mit Sicilien an Heinrich III. von England verkaufte und Wilhelm von Holland, dann Richard von Cornwall während des Interregnums unterstützte. Während es ihm gelang, Ezzelino da Romano durch die Lombarden zu vernichten, mußte er vor Manfred und dessen Anhängerschaft aus Rom flüchten. Er starb 25. Mai 1261 in Viterbo. - Vgl. Winkelmann, Die Politik der Päpste und Konradin (in der "Baltischen Monatsschrift", 1870).

A. V. (1409-10), vorher Pietro Filarghi von Candia, trat in den Minoritenorden, worin er aufgezogen war, reiste in Italien, England, Frankreich, wurde 1402 Erzbischof von Mailand, von Innocenz VII. zum Kardinal erhoben und von den im Konzil zu Pisa vereinigten Kardinälen der beiden kirchlichen Parteien, den Anhängern des röm. Gregor XII. und denen Benedikts XIII., in der Hoffnung der Beendigung des großen Schismas gewählt, mehrte aber als dritter Papst nur die Verwirrung und war ganz in der Hand des ehrgeizigen Kardinals Cossa, dem er seine Erhebung verdankte, der ihn aber wahrscheinlich auch vergiftete und nach seinem Tode (3. Mai 1410) als Johann XXIII. sein Nachfolger wurde. Unter A., der nur in Frankreich, England und dem größten Teil von Deutschland anerkannt gewesen war, wurde die Lehre Wiclifs verdammt und Huß vor den päpstl. Richterstuhl geladen.

A. VI. (1492-1503), vorher Rodrigo Lançol (Lenzuoli) Borgia, geb. 1431 zu Jativa bei Valencia, widmete sich erst der Rechtswissenschaft, dann dem Kriegswesen, wurde durch seinen Oheim, Papst Calixt III., zum Bischof von Valencia, 1456 zum Kardinaldiakon ernannt und später päpstl. Vicekanzler. Seine ausschweifende Lebensweise (er hatte außer andern von einer verheirateten Frau aus dem kleinen Adel, Vannozza de' Catanei, fünf Kinder) zog ihm vielfachen Tadel zu, aber Talent, Thätigkeit, Reichtum verschafften ihm großen Einfluß, so daß er nach dem Tode Innocenz' VIII. 11. Aug. 1492 zu dessen Nachfolger gewählt ward. Nicht ohne Gewandtheit lenkte A. inmitten der Stürme, welche die franz. Könige Karl VIII. und Ludwig XII. über Italien heraufbeschworen, Kirche und Kirchenstaat; aber seine Regierung ist voll von Willkürherrschaft, Treubruch, Verrat und sinnlichen Ausschweifungen. Durch seinen Sohn Cesare (s. Borgia), den er zum Herzog der Romagna ernannte, entledigte er sich der meisten kleinen Gewaltherrscher im nördl. Teil des Kirchenstaates, während er in der nähern Umgebung Roms die alten Dynastengeschlechter zu Paaren trieb und mit Waffen und Gift die Gegner unschädlich machte, um sein Haus zu einer neuen mächtigen Dynastie zu erheben. Dennoch bewahrte er große Autorität, die sich unter andern in der Entscheidung über die Grenzen der portug. und span. Entdeckungen mittels einer Demarkationslinie aussprach. Die während der Anwesenheit Karls VIII. in Rom und durch Savonarola in Florenz wider ihn ins Werk gesetzte Opposition hatte keinen unmittelbaren Erfolg. Er starb 18. Aug. 1503 an einem klimatischen Fieber, wohl nicht an Gift, wie vielfach behauptet wird. Über seine Tochter Lucrezia s. Borgia. Im Widerspruch mit neuern ital. und franz. Rettungen, unter denen die von Leonetti, "Papa Alessandro VI." (3 Bde., Bologna 1880), und Clement, "Les Borgia" (Par. 1882), die bedeutendsten sind, suchten in neuester Zeit Reumont und Gregorovius unter Abweisung erdichteter Übertreibungen den histor. Thatbestand über A. festzustellen. - Vgl. auch Höfler, Don Rodrigo de Borja (Papst A. VI.) und seine Söhne (Wien 1888).

A. VII. (1655-67), vorher Fabio Chigi (s. d.), Nuntius in Deutschland während der letzten Epoche des Dreißigjährigen Krieges und der Westfälischen Friedensverhandlungen. Er konfirmierte die zum Katholicismus übergetretene Königin Christine von Schweden, mußte aber von Ludwig XIV. und Mazarin, namentlich infolge eines Konflikts des franz. Gesandten mit der päpstl. Leibwache in Rom, viele Demütigungen erfahren und den schimpflichen Vergleich von Pisa (1664) annehmen. Ein energischer Verteidiger der päpstl. Unfehlbarkeit, bestätigte er 1656 die von seinem Vorgänger Innocenz X. ausgesprochene Verdammung von fünf Sätzen des Jansen. A. starb 22. Mai 1667. Er war ein Freund der Künste und Wissenschaften und gab unter dem Namen "Philometi labores juveniles" Gedichte heraus (Par. 1656). - Vgl. Sforza Pallavicino, Vita di Alessandro VII. (Prato 1839).

A. VIII. (1689-91), vorher Pietro Ottoboni aus Venedig, schlichtete mit Ludwig XIV. den Streit über die Quartierfreiheit der Gesandten. Den von seinem Vorgänger Innocenz XI. geführten Streit über die vier Propositionen der Gallikanischen Kirche führte er durch deren Verdammung zu Ende. Seine kurze Regierung hat er durch maßlosen Nepotismus geschändet, dagegen die vatikanische Bibliothek durch den Ankauf der an Handschriften reichen Bibliothek der Königin Christine von Schweden bereichert. Er starb 1. Febr. 1691. - Vgl. Gérin, Le pape Alexandre VIII et Louis XIV (Par. 1877).