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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Alföld; Alföld-Fiume Eisenbahn; Alfons; Alfons III.; Alfons V.; Alfons X.

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Alföld – Alfons X. (König von Leon und Castilien)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Alfieri (Vittorio)'

zur Dürftigkeit. Der Vers ist hart, die Sprache ausdrucksvoll, aber farblos. Dennoch steht A. unter den ital. Dramatikern obenan und brachte einen nachhaltigen Eindruck hervor, er wollte die Bühne für eine Erziehungsanstalt gehalten wissen, um das Volk «frei, stark und edel» zu machen; er schrieb, weil er nicht handeln könnte, und seine Stücke sollten wirken wie Handlungen, seine Landsleute aus dem polit. und moralischen Schlummer aufrütteln. A.s Komödien, Arbeiten des Alters, ohne Individualität und Spannung, mehrten seinen Ruf nicht. Außerdem hat er in vielen Oden und Sonetten kraftvoll und erhaben den Gegenstand seiner Liebe und Freundschaft besungen. Die polit. und didaktischen Schriften «Della Tirannidae» (neue Ausgabe, Flor. 1860), «Del Principe e delle Lettere» (hg. mit andern Prosaschriften, ebd. 1859) sind merkwürdige Zeugnisse eines ernsten, freien, strebenden Geistes. Die übrigen poet. Arbeiten und die Übersetzungen aus dem Griechischen und Lateinischen teilen Vorzüge und Mängel der größeren Werke. Nach dem Tode kam «Il Misogallo», ein Denkmal seines Franzosenhasses, heraus; ferner A.s «Opere» (22 Bde., Pisa 1805–15; 37 Bde., Padua 1809-11), die Selbstbiographie «Vita di V. A., da Asti, scritta da esso» (2 Bde., Lond. 1804; deutsch von Hain, 2 Bde., Lpz. 1812), die originellste, die Italien nach Cellini aufweist, «Satire e Poesie minori» (Flor. 1863), «Lettere inedite» (ebd. 1864), «Il Misogallo, la Satire e gli Epigrammi» (hg. von Renier, ebd. 1884). Sammlungen der «Tragedie» sind mehrfach erschienen (6 Bde., Par. 1788–89; 6 Bde., Flor. 1820; nach den Handschriften, von Milanesi, 2 Bde., Flor. 1855; Auswahl von Locella, Lpz. 1878). – Vgl. Centofanti, Tragedie e vita di A. (Flor. 1843); Teza, Vita, giornali, lettere di A. (ebd. 1861); Tedeschi, Studie sulla tragedia di A. (2. Ausg., Mail. 1876); Mazzatinti, Lettere edite ed inedite di A. (Tur. 1890).

Alföld (d.i. Niederland) ist die ungar. Benennung der weiten Ebene Ungarns oder der sog. «größten ungar. Ebene» (des «Pester Beckens»), die im W. und S. von der Donau, im N. und O. von den Ausläufern der nördl. und östl. Karpaten begrenzt wird und ein längliches Viereck von 220 km Breite und 440 km Länge bildet, dessen Fläche etwa 96000 qkm beträgt, beinahe die Hälfte von Ungarn in engerm Sinne. Die Theiß, die von NO. in die Ebene tritt und, sich südlich wendend, von Szolnok bis Titel parallel mit der Donau (bis Vukovár) fließt, durchschneidet fast die Mitte des A. Das A. ist berühmt als die Kornkammer Ungarns (Weizen, Mais, vorzüglicher Tabak). (S. Ungarn.)

Alföld-Fiume Eisenbahn in Ungarn (Hauptbahn Großwardein-Essegg, 348,12 km, Zweigbahn Essegg-Villany, 44,7 km), 1868 als Privatbahn genehmigt, Hauptbahn 14. Sept. 1871 vollständig eröffnet, seit 1. Dez. 1884 in Staatsbetrieb (s. Österreichisch-Ungarische Eisenbahnen).

Alfons, der Heilige, s. Liguori.

Alfons V., der Großmütige, König von Aragonien (1416–58, als König von Neapel und Sicilien A. I.), folgte seinem Vater Ferdinand dem Gerechten, griff 1420 Corsica an, eilte aber 1421 nach Neapel, als ihn dessen Königin Johanna II. gegen Ludwig III. von Anjou zu Hilfe rief und zum Erben einsetzte. Da er jedoch ihren ihm feindlichen Liebling Caraccioli in Haft nahm (1423), erklärte sie sich für Ludwig von Anjou. Den jetzt entbrennenden Kampf konnte A., durch Händel mit Castilien ↔ abgezogen, erst nach Johannas Tode (1435) mit Kraft führen. Bei der Belagerung von Gaeta wurde er durch die Genuesen geschlagen und gefangen, durch Philipp Maria Visconti, Herzog von Mailand, aber wieder in Freiheit gesetzt. Nach wechselnden Kämpfen blieb er seit 1443 im unbestrittenen Besitz Neapels. Er starb während der Belagerung von Genua 27. Juni 1458. Sein Bruder Johann II., König von Navarra, folgte ihm in seinen Erbstaaten, während sein Sohn Ferdinand Neapel erhielt. A. hat sich durch Aufnahme der aus Konstantinopel vertriebenen griech. Gelehrten verdient gemacht.

Alfons III. oder der Große, König von Asturien, Leon und Galicien (866–910), geb. 848, folgte 866 seinem Vater Ordoño I. Nachdem A. den Adel seines Reichs unterworfen, erfocht er über die Mauren zahlreiche Siege, durch die er sein Reich nach Portugal, Leon und Castilien hin vergrößerte. Aber die durch die Kriege veranlaßten großen Ausgaben bedrückten das Volk, das sich wiederholt empörte. A.' eigener Sohn Garcias stellte sich 888 an die Spitze der Aufrührer, wurde aber von A. geschlagen und dann in strenger Haft gehalten. Doch sehr bald erregte seine Gattin Jimene von Navarra eine neue Verschwörung, für die sie auch die beiden andern Söhne gewann. Ein blutiger Krieg zerrüttete nun das Reich, bis A., von seinen eigenen Söhnen besiegt, 910 der Krone zu Gunsten Garcias' entsagte. Er starb 20. Dez. 912 zu Zamora.

Alfons X., genannt der Astronom oder der Gelehrte (el Sabio), König von Leon und Castilien (1252–84), geb. 1226, folgte seinem Vater Ferdinand III. 1252 auf dem Throne. Schon früh hatte er, namentlich bei der Eroberung von Sevilla 1248, Beweise seines Mutes gegeben. 1257 trat er von Frankreich und dem Erzbischof von Trier unterstützt als Mitbewerber um die deutsche Kaiserkrone auf, kam aber nie nach Deutschland und verschwendete die Mittel seines Landes. Papst Gregor X. weigerte sich ebenso sehr, ihm die Kaiserkrone als das Herzogtum Schwaben zuzuerkennen, auf das A. durch seine Mutter Beatrix, eine Tochter Philipps von Schwaben, Ansprüche hatte. Bald nachher sah er sich gleichzeitig von den Anschlägen der Großen und den Waffen der Mauren bedroht. Letztere schlug er 1263, entriß ihnen Xeres, Medina-Sidonia, San Lucar und einen Teil von Algarve und vereinigte Murcia mit Castilien. Dem Aufstande im Innern seines Reichs, an dessen Spitze 1271 sein eigener Sohn Sancho sich stellte, vermochte er erst nach mehrjährigem Bürgerkriege ein Ende zu machen. Später empörte sich Sancho aufs neue und raubte ihm 1282 die Krone. Hilfe bei den Mauren suchend, starb er, nach vergeblichen Anstrengungen zur Wiedererlangung des Thrones, 4. April 1284 zu Sevilla. A. war der gelehrteste Fürst seines Jahrhunderts. Er vollendete die von Ferdinand III. begonnene Gesetzsammlung «Leyes de las partidas», die 1501 als allgemeines Landrecht bestätigt ward. Von ihm sind noch mehrere größere Gedichte, ein chemisches (Tesoro) und die Cántigas zu Ehren der Madonna, vorhanden, in Prosa eine Geschichte der Kreuzzüge («Historia de todo e suceso de Ultramar»). Er ließ die erste allgemeine Geschichte Spaniens abfassen und von jüd. Gelehrten die Bibel ins Spanische übersetzen. Viel trug er zur Wiederbelebung der Wissenschaften bei und vermehrte zu dem Zwecke auch die Gerechtsame und Lehrstellen der Universität zu Salamanca. An Stelle der

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 383.