Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Algen'
mehrung; es ist dies die früher vielfach zum Tierreich gerechnete Gruppe der Diatomeen (s. Tafel:
Algen II, Fig. 1–4) oder Bacillariaceen. Ihre Arten sind meist
sehr kleine, gelb oder braungefärbte, mit einem Kieselpanzer umgebene Zellen, die entweder einzeln leben oder in fadenartigen und auch anders gestalteten
Kolonien vereinigt sind. Bei ihnen findet sich neben der Vermehrung durch Teilung auch noch eine solche durch Auxosporenbildung. Eine zweite Gruppe
besteht gleichfalls aus einzelligen Formen, die sich häufig in Fäden oder zu Haufen einzelner in eine gemeinsame Gallerthülle eingeschlossenen Individuen
vereinigen. Sie enthalten in der Regel einen blaugrünen Farbstoff und man bezeichnet sie deshalb als Cyanophyceen (s.
Tafel: Algen II, Fig. 5–7). Die Vermehrung erfolgt fast ausschließlich durch Teilung der einzelnen
Zellen, doch werden in gewissen Zeiten auch eine Art ungeschlechtlich erzeugter Sporen, Dauersporen gebildet. (S.
Cyanophyceen.) Die dritte, wenn auch wenig natürliche Gruppe umfaßt alle A. mit rein grüner Färbung, bei denen also das Chlorophyll
nicht durch einen andern Farbstoff verdeckt ist; es sind dies die Chlorophyceen oder
Chlorospermeen (die Familie der Characeen inbegriffen; s. Tafel:
Algen I, Fig. 12–15; II,
Fig. 10–16), die im morpholog. Aufbau und in der Art der Fortpflanzung sehr verschieden sind. Ähnlich wie mit der Gruppe der Chlorospermeen verhält es sich
mit der der Melanospermeen oder Phäophyceen (s. Tafel:
Algen I, Fig. 1–4; II,
Fig. 8, 9) oder Melanophyceen (auch Phäospermeen oder
Fucoideen genannt), die sich durch eine olivengrüne oder dunkelbraune Färbung auszeichnen; auch hier sind sowohl
hinsichtlich der äußern Gestalt als der Fortpflanzungserscheinungen die verschiedenartigsten Formen vereinigt. Die fünfte Gruppe endlich ist wieder eine
mehr natürliche; sie umfaßt alle die A. mit roter oder violetter Färbung, durch die der Chorophyllgehalt fast ganz verdeckt wird. Es sind dies die
Rhodospermeen (s. Tafel: Algen I, Fig. 5–11;
II, Fig. 17, 18), Rhodophyceen oder
Florideen; aber neben dieser Übereinstimmung in der Farbe ist auch eine solche, wenigstens in den wesentlichsten
Punkten, im Aufbaue des Thallus und in der Art der Vermehrung vorhanden. (Wegen Erklärung der einzelnen Abbildungen auf Tafel: Algen I u. II vgl. die
Artikel: Bacillariaceen, Cyanophyceen, Chlorophyceen, Phäophyceen,
Rhodophyceen.) – Die verschiedenen Farbstoffe, die in den einzelnen Gruppen vorkommen, sind
zwar vielfach untersucht und mit verschiedenen Namen wie Diatomin, Phycoxanthin, Phycocyan, Phycochrom, Phycophäin, Phycoerythrin u.s.w. belegt
worden, doch weiß man über ihre chem. Zusammensetzung, sowie über ihre physiol. Bedeutung für die einzelnen A. nur sehr wenig. Sehr wahrscheinlich ist
es jedoch, daß überall Chlorophyll vorhanden und dies für die Assimilation auch notwendig ist, also nicht durch andere Farbstoffe vertreten werden kann. – Die
Zahl der bekannten A. beträgt etwa 5000, ihre Verbreitung ist eine sehr ausgedehnte, manche Arten leben sogar auf
den Schneeflächen der arktischen Gegenden, sowie im Eise der Polarmeere und der Gletscher; andere wieder in heißen Ouellen von ziemlich hoher Temperatur.
Wegen geringen Lichtbedürfnisses gedeihen manche Arten noch in Tiefen von über 100 m, andere hingegen verlangen eine starke Beleuchtung und gedeihen
nur auf oder in der Nähe ↔ der Wasseroberfläche. Die Meeresalgen sind an Artenzahl ungefähr um das Doppelte reicher als die Formen des
Süßwassers; auch finden sich unter den erstern mit wenigen Ausnahmen die Gruppen der Melanospermeen und Rhodospermeen vollständig vertreten.
Besonders unter den Melanospermeen sind einige Arten von mächtiger Ausdehnung, wie die Arten der Gattungen
Laminaria (s. d.) und Macrocystis (s. d.);
bei der letztern wird der Thallus bis zu 300 m und darüber lang. – Merkwürdig ist das Verhältnis mancher Chlorophyceen und Cyanophyceen zu gewissen
Pilzen, mit denen eine Symbiose (s. d.) stattfindet, deren Resultat eine Gruppe von Gewächsen ist, die man früher neben den A. und
Pilzen als dritte Abteilung der Thallophyten aufführte, die Flechten (s. d.) oder Lichenen. Durch den Parasitismus des Pilzes auf jenen A.
wird die Form der letztern meist insofern geändert, als die einzelnen Zellen derselben isoliert und von den Pilzfäden umsponnen werden. Gleichfalls eine
symbiotische Erscheinung ist das regelmäßige Auftreten mancher niederer A. in den Geweben oder in Hohlräumen höherer Gewächse. So finden sich fast
stets Kolonien von Cyanophyceen in den Blättern der Azolla-Arten (s. Azolla), in den
Intercellularräumen der Cycadeenwurzeln, in den Blättern mancher Ledermoose. Auch in den Haaren mancher Tiere, in den Panzern einzelner Schildkröten
treten gewisse Algenformen auf. Neuerdings ist sogar behauptet worden, daß in manchen grün oder gelb gefärbten Tieren z. B. in der
Hydra viridis, die Färbung durch kleine A. hervorgerufen würde, die symbiotisch in den Tieren leben und zugleich bei der
Ernährung derselben mitwirken. – Daß auch in frühern Perioden der Erde die Abteilung der A. in zahlreichen Arten vertreten war, ist wohl selbstverständlich,
doch sind wegen des zarten Baues der meisten nur sehr wenige sicher als A. anzusprechende Reste bekannt. Zwar sind zahlreiche fossile A. beschrieben
worden, aber viele davon lassen sich auf die Abdrücke von Spuren niederer Tiere zurückführen. Die mächtigen Ablagerungen fossiler Bacillariaceen, wie sie im
Tripel, Kieselgur u.a. vorhanden, sind durch den sehr widerstandsfähigen Kieselpanzer dieser Formen bedingt worden.
Die Litteratur über die A. ist eine sehr umfangreiche, doch behandeln die allerneuesten Schriften nur bestimmte
Familien oder Gattungen, oder beziehen sich auf physiol. oder morpholog. Eigentümlichkeiten einzelner Formen. Eine allgemeine systematische Übersicht und
Aufzählung der bekannten Arten findet sich nur in dem Werke von Agardh: Species, genera at ordines Algarum (Lund
1848–63). Die deutschen A. sind vollständig behandelt in der (1895) noch im Erscheinen begriffenen neuen Auflage von Rabenhersts «Kryptogamenflora von
Deutschland, Österreich und der Schweiz» (Leipzig).
Algerĭen (frz. Algérie, spr. alscherih) oder
Algier, franz. Kolonie in Nordafrika, die sich längs der Küste des Mittelmeers zwischen Tunesien im O. und Marokko im
W. 1070 km weit hinzieht, nach S. zu ohne bestimmte Grenzlinie weit in die Sahara hineinreicht und etwa den mittlern Teil des nordafrik. Atlaslandes umfaßt,
hat mit Einschluß der zur Sahara gehörenden Gebiete über 667065 qkm, von denen aber nur 300000 für Europäer bewohnbar und 150000 überhaupt
kulturfähig sind.
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 389.