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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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All' ottava - Alluvium

All' ottava (ital.), abgekürzt all' ott. oder 8va, zeigt in der Musik an, daß die Stelle, über die dieses Zeichen gesetzt ist, eine Oktave höher gespielt werden soll, als die Noten angeben. Das Wiedereintreten der gewöhnlichen Tonhöhe wird durch loco angedeutet. In Partituren zeigt all' ottava an, daß ein Instrument mit einem andern in der Oktave fortschreiten soll. Auch unter Baßnoten findet sich diese Bezeichnung, die dann aber bedeutet, daß die tiefere Oktave dazu gespielt werden soll. Richtiger wird in diesem Falle coll' ottava bassa geschrieben.

Alloway (spr. älloweh), s. Ayr.

Alloxan, chem. Verbindung von der Zusammensetzung C4H2N2O4, die bei der gemäßigten Oxydation von Harnsäure mit kalter Salpetersäure oder Chlor entsteht. Das A. krystallisiert aus warmem Wasser in prismenförmigen Krystallen mit 4 Molekülen Krystallwasser, von denen 1 Molekül erst bei 150° entweicht. Es ist als Mesoxalylharnstoff, ^[img], aufzufassen. Das A. besitzt saure Eigenschaften, durch Barytwasser wird es zu Alloxansäure, C4H4N2O5, deren Salze beim Kochen in Harnstoff und Mesoxalsäure zerfallen.

Alloxantin, eine krystallisierte chem. Verbindung von der Zusammensetzung C8H4N4O7, bildet sich bei der Reduktion des Alloxans (s. d.) mit Zinnchlorür.

All right (engl., spr. ahl reit), Alles recht! Gut!

All Saints Day (engl., spr. ahl sehnts deh), Allerheiligen (s. d.).

Allstedt, Stadt im sachsen-weimar. Verwaltungsbezirk Apolda, bildet mit dem Amtsbezirk A. eine Exklave im preuß. Reg.-Bez. Merseburg, im östl. Teile der fruchtbaren "Goldenen Aue". Die uralte Stadt an der Rohne und der Linie Oberröblingen a. d. Helme-A. (7,43 km) der Preuß. Staatsbahnen, in 142 m Höhe, hat (1890) 3343 meist evang. E., Amtsgericht (Landgericht Weimar), Post zweiter Klasse, Telegraph, Rechnungsamt, altes Schloß (18. Jahrh.), Oberförsterei, Superintendentur, Bürgerschule, Knabenfortbildungs- und Mädchenindustrieschule, Krankenhaus, Darlehns- und städtische Sparkasse, ein großherzogl. Landesgestüt (1888 neu erbaut); Zucker- und Malzfabrik, Aktienbierbrauerei und bedeutende Landwirtschaft. - Vgl. Däumler, Beiträge zur Geschichte A.s (Allstedt 1883).

Allston (spr. ahlstn), Washington, nordamerik. Maler und Dichter, geb. 5. Nov. 1779 zu Waccamaw bei Georgetown in Südcarolina, studierte auf dem Harvard College in Cambridge (Massachusetts) und ging 1801 nach Europa, wo er dann abwechselnd in London, Paris und Rom lebte. Von 1809 bis 1811 hielt er sich in Cambridge (Mass.) auf, von 1811 bis 1818 wieder in London, wo er seine ersten Gedichte: "The sylphs of the season" (1813) herausgab. Später lebte er zu Cambridgeport bei Boston der Kunst und starb dort 8. Juli 1843. Die Stoffe seiner Gemälde sind meist der biblischen Geschichte entnommen, wie: Elias erweckt einen Toten, Jakobs Traum, Elias in der Wüste, Saul und die Hexe von Endor, die Befreiung des Petrus aus dem Gefängnisse; das Fest Belsazars, ein Kolossalgemälde, blieb unvollendet. Der Stil A.s ist großartig bis zum Bizarren, seine Ansichten über Kunst haben auf Washington Irving, mit dem er in Rom zusammentraf, stark gewirkt. Er schrieb u. a. noch den phantastischen Roman "Monaldi" (Bost. 1842; deutsch von Kahldorf, Lpz. 1843) und "Lectures on art", die nach A.s Tode Dana (2 Bde., Neuyork 1850) herausgab. - Vgl. Doehn, Der Maler-Dichter Washington A., in "Unserer Zeit", 1881, I; Flagg, Life and letters of Washington A. (Neuyork 1893).

Allüre (frz.), Gang, Gangart, namentlich bei Pferden; Allüren, Benehmen, Lebensart.

Allusion (lat.), Anspielung, Hindeutung.

Alluvialbildungen, s. Alluvium.

Alluvion (lat.), Anländung (frz. lais). Wird durch Anschwemmung oder infolge dauernden Sinkens des Wasserstandes der früher wasserbedeckte Boden eines öffentlichen Gewässers nach dem Ufer zu dergestalt erhöht, daß die Wasserbedeckung zurücktritt, taucht ein Teil des Flußbettes über den Wasserspiegel auf oder wird das ganze Flußbett trockengelegt, so lebt nach dem röm. Rechte (s. Wasserrecht) das Eigentum der Anlieger, welches durch die Wasserbedeckung gleichsam im öffentlichen Interesse enteignet war, wieder auf. Das Preuß. Landrecht stimmt wohl im wesentlichen hiermit überein (I, 9, §§. 225 fg.), doch fallen Inseln und verlassene Flußbetten den Anliegern nicht von selbst zu, sondern es werden denselben nur eigentümlich gestaltete Occupationsrechte und Vorrechte auf die Erwerbung zugestanden. Nach Code civil Art. 563 sollen die durch Bildung des neuen Flußbettes beeinträchtigten bisherigen Eigentümer mit dem alten, vom Fluß verlassenen Bette entschädigt werden. Inseln im öffentlichen Flusse gehören dem Staat (Art. 560). Das bayr. Wassergesetz vom 28. Mai 1852 gesteht nur die A. im engern Sinne, die Erstreckung des Ufers, nicht aber künstliche Verlandungen, Inseln und verlassene Flußbetten den Anliegern zu. Viele kleinere Staaten beschränken den Erwerb der Anlieger in ähnlicher Weise (Weimar, Sondershausen, Meiningen). In Oldenburg werden (abgesehen von den schiffbaren Gewässern) alle Wasseranlagen ebenso wie die Landstraßen als im festbegrenzten Eigentume des Staates stehend angesehen. - Die Landseen sind regelmäßig Privateigentum (Preuß. Landr. I, 9, §. 176, nach diesem, soweit sie nicht mit einem ein- und ausfließenden öffentlichen Strom eine Einheit bilden, Bayr. Wassergesetz Art. 7). Soweit Landseen im öffentlichen Eigentum stehen, werden sie nicht anders behandelt als öffentliche Plätze, also findet kein Erwerb durch A. statt. - Das durch Zurücktreten des Meers an der Nordseeküste entstehende "Vorland" kann die Regierung in Oldenburg, Holstein und Bremen bedeichen lassen, um es zu benutzen. (S. auch Avulsion.)

Alluvium (lat.), Alluvionen oder Alluvialbildungen, die durch Vermittelung des Wassers, in seltenern Fällen auch durch Vermittelung des Windes zur Ablagerung gelangten Gesteinsgebilde der Gegenwart. Hierher gehören die Flußanschwemmungen, Deltabildungen und Dünen oder Sandbänke, die Ablagerungen auf dem Meeresgrunde, unter letztern auch der Tiefseeschlamm, die Lößdecken im Innern von Kontinenten, endlich die kalkigen, kieseligen oder eisenreichen Niederschläge der jetzigen Quellen. Alle diese Ablagerungen bezeichnet man auch als recente Ablagerungen. Sie bestehen aus Geröllen, Kies, Sand, Lehm, Löß, Schlamm, Thon, Mergel, Kalkschlamm, Kalktuff, Kalksinter, Kieselsinter, kieseliger Infusorienerde, Eisenocker, Raseneisenstein, Torf und zusammengeschwemmten Pflanzenresten. Es sind das zugleich die ursprünglichen Materialien, aus denen, nachdem sie durch spätere Ablagerungen bedeckt worden waren, alle die verschiedenen ältern und festern Sedimentär-^[folgende Seite]