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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Aloeholz – Alp (Weideplatz)

genannt wird, weil die Agavearten in ihrer äußern Erscheinung den Aloearten sehr ähnlich sind und im Volksmunde auch als Aloe bezeichnet werden. Die echte Aloefaser ist weich und geschmeidig, von spinnbarer Feinheit, weiß und etwas glänzend. Die Länge der rohen Faser steigt bis auf 50 cm, die der fein ausgehechelten Faser auf 20‒38 cm. Die Fasern sind in ihrem Verlaufe äußerst gleichartig; sie bestehen bloß aus Bastzellen. Die Faser wird zu Seilen, Tauen oder im fein zubereiteten Zustande auch zu Geweben (Aloetüchern) verarbeitet.

Aloëholz, s. Agallocheholz.

Aloëpillen, s. Aloe.

Aloëtinktur, s. Aloe; zusammengesetzte A., s. Lebenselixir.

Aloëtīnsäure, soviel wie Trinitroanthrachinon (s. Anthrachinon); diese Verbindung wurde zuerst aus Kapaloe durch Erhitzen mit konzentrierter Salpetersäure gewonnen. A. ist ein gelbes amorphes, in Weingeist lösliches Pulver, wirkt als starke Säure und verpufft, wenn sie für sich erhitzt wird.

Aloëtücher, s. Aloehanf.

Alofi, Insel im Stillen Ocean, s. Hoorne-Inseln.

Alŏger, christl. Sekte, gegen Ende des 2. Jahrh. namentlich in Kleinasien, wahrscheinlich auch in Rom verbreitet, sah in Jesus nur einen natürlich erzeugten Menschen, der aber wegen seiner vollkommenen sittlichen Entwicklung Sohn Gottes genannt worden sei. Nach Epiphanius sind sie die Vorläufer der ähnlich denkenden Monarchianer. Sie verwarfen die Schriften des Johannes, namentlich dessen Lehre vom «Logos», weshalb sie Epiphanius A. nannte, was zugleich «Unvernünftige» heißt.

Alŏgie (grch.), Rücksichtslosigkeit, Nichtbeachtung, Unüberlegtheit; alogisch, widersinnig; alogistisch, unüberlegt, unbesonnen.

Aloi (frz., spr. alŏá), der gesetzmäßig festgestellte Feingehalt einer Münze.

Aloīden oder Aloaden hießen im griech. Mythus Otos und Ephialtes, die beiden Söhne der Iphimedeia und des Poseidon, nach Aloeus, dem Gemahle ihrer Mutter. Sie waren Riesen von außerordentlicher Größe und Kraft. Früh übermächtig erstarkt, hielten sie Ares 13 Monate in einem ehernen Faß gefangen, bis ihn Hermes listig befreite. Neun Jahre alt, versuchten sie (wie die Giganten) den Himmel zu stürmen, türmten deshalb den Ossa und den Pelion aufeinander und beide auf den Olymp, fielen dann aber durch die Pfeile des Apollon. Auch wird erzählt, daß sie nach dem Besitz der Artemis (oder Hera) trachteten und daß diese in Gestalt einer Hirschkuh mitten zwischen ihnen hindurchsprang, worauf sie, mit den Speeren nach dem Tiere werfend, sich gegenseitig selbst töteten. Dann erscheinen sie auch unter den unglücklichen Büßern in der Unterwelt. Außer diesen Sagen finden sich bei den Alten noch viele lokale Mythen, worin die A. auch eine kulturfreundliche Thätigkeit entfalten. Sie sind Dämonen des fruchtbaren Bodens und des Ackerbaues.

Aloīn, der abführend wirkende Bestandteil der Aloe (s. d.). Er bildet gelbliche Krystalle, die anfangs süßlich, dann bitter schmecken und sich bei 100° unter Erweichung zersetzen. Die chem. Formel ist C₁₆H₁₈O₇ ^[C<sub>16</sub>H<sub>18</sub>O<sub>7</sub>].

Alonge, s. Allonge.

Alopecūrus L., Fuchsschwanz, Pflanzengattung aus der Familie der Gramineen (s. d.) mit gegen 20 Arten, in Europa und den gemäßigten Gegenden Asiens einheimisch, zum Teil aber auch in andern Ländern eingeführt und dort weit verbreitet. Sie haben lange walzenförmige dichte Rispen. Die Fuchsschwanzarten sind zum Teil gute Futtergräser. Besonders gilt dies vom Wiesenfuchsschwanz, A. pratensis L., der auf mäßig feuchten Wiesen, Grasplätzen, an Gräben u. s. w. wächst und zu den am zeitigsten im Frühling blühenden Gräsern gehört. (S. Tafel: Gramineen ⁠⁡⁠Ⅰ, Fig. 7.) Andere Arten gelten als Unkräuter, wie der Ackerfuchsschwanz, A. agrestis L., der gekniete Fuchsschwanz, A. geniculatus L. u. a.

Alopĕkie (grch.), das Schwinden der Haare, besonders am Kopfe, s. Haarschwund.

Alopēus, Maximilian von, russ. Diplomat, geb. 21. Jan. 1748 zu Wiborg in Finland, studierte zu Åbo und Göttingen Theologie und erlangte durch den Einfluß des Grafen Panin das Direktorat der Reichskanzlei in Petersburg. 1783 ging er als russ. Gesandter nach Eutin zum Fürstbischof von Lübeck, 1790 nach Berlin, wo er die besondere Gunst König Friedrich Wilhelms Ⅱ. gewann und unter den schwierigsten Zeitverhältnissen große diplomat. Geschicklichkeit entwickelte. Nach dem Frieden von Basel (1795) übernahm er, zum Staatsrat ernannt, den Posten eines russ. Gesandten beim Reichstag zu Regensburg, bis er 1802 wieder nach Berlin in seine frühere Stellung zurückkehrte. Im Frühjahr 1807 wurde er mit einer außerordentlichen Mission nach London betraut; der Friede von Tilsit setzte seiner Thätigkeit dort sehr bald ein Ziel. Er starb in Frankfurt a. M. 16. Mai 1822.

David, Graf A., Bruder des vorigen, geb. 1769 zu Wiborg, wurde auf der Militärschule zu Stuttgart erzogen und durch seinen Bruder der Diplomatie zugeführt. Er war 1808 russ. Gesandter am schwed. Hof und wurde beim Einfall der Russen in Finland verhaftet, aber dafür von seinem Monarchen in den Grafenstand erhoben. Nachdem er 1809 im Verein mit dem Reichskanzler Rumjanzow den Frieden von Frederikshamn zwischen Schweden und Rußland abgeschlossen, ging er 1811 als Gesandter an den württemb. Hof. 1813 war A. Generalkommissar der verbündeten Heere und wurde nach dem Friedensschluß zum Gesandten in Berlin ernannt, welchen Posten er bis zu seinem 13. Juni 1831 erfolgten Tode bekleidete.

Alōra, Distriktsstadt in der span. Provinz Malaga, rechts am Guadalhorce, an der Linie Cordoba-Malaga der Andalus. Eisenbahnen, 38 km von Malaga, in reizender, wein- und früchtereicher Gegend, hat (1887) 10543 E. und ein malerisches Kastell und Mineralbäder. A. hieß in maur. Zeit Lura oder Lora und gehörte zur Landschaft Oschûna.

Alose, Fisch, s. Alse.

Alost, s. Aelst.

Aloyau (frz., spr. alŏajoh), in der Kochkunst das Schoßstück vom Ochsen.

Aloysĭa, Pflanzengattung, s. Lippia.

Aloysĭus (ital. Luigi) von Gonzaga, aus der fürstl. Familie Gonzaga, geb. 9. März 1568 zu Castiglione, führte von Kindheit an ein streng ascetisches Leben, trat 1585 in den Jesuitenorden zu Rom, zog sich 1590 bei der Krankenpflege in einem röm. Spital eine Krankheit zu und starb 21. Juni 1591. Er wurde 1621 selig, 1726 heilig gesprochen und wird namentlich als Patron der studierenden Jugend verehrt. – Lebensbeschreibungen von Brockmann (2. Aufl., Münst. 1820), Meschler (4. Aufl., Freib. i. Br. 1893), Schröder (nach der ältesten ital. Biographie von Virgilio Cepari, Einsied. 1891) u. a.

Alp, in Tirol und den nördlich angrenzenden Gebieten auch Alm genannt, heißt in den Alpen- ^[folgende Seite]