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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Alt; Altai

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Alt - Altai

sechsblätterigem Perigon. Verschiedene Arten sind beliebte Zierpflanzen. Von letztern sind bemerkenswert A. aurantiaca Don (mit fast 5 cm langen Blüten, deren vier äußere Blätter orangegelb, deren beide innere purpurn gestreift sind) und A versicolor Ruiz et Pavon, beide aus Chile (mit von Weiß durch Blaßrosa bis Orange- oder Safrangelb variierenden, außerdem noch gestreiften und gefleckten Blüten). Man kultiviert sie in Töpfen und überwintert sie in frostfreien Räumen oder pflanzt sie auf sonnig gelegene, gut mit Steinschutt drainierte Beete in sandige Laub- und, Moorerde und schützt die Pflanzung besonders in der ersten Zeit gegen starke Regengüsse und im Winter gut gegen Frost und eindringendes Schneewasser. Gegen das Verletzen der Knollen beim Umpflanzen sind die A. sehr empfindlich.

Alt (ital. alto und contralto; frz. haute-contre), vom lat. altus, d. i. hoch, hieß ursprünglich, nämlich vor Einführung des Soprans, die höhere, über den Tenor hinausgehende Männerstimme, auch Falsetto (s. Falsett) genannt, bedeutet aber jetzt umgekehrt die tiefere Stimme bei Frauen und Knaben. Der A. ist nach dieser modernen Bezeichnung die zweite der vier Hauptklassen der menschlichen Stimme und kommt, wie jede der drei übrigen, in verschiedenen Abstufungen vor. Man unterscheidet hauptsächlich einen tiefern und höhern A. Der Umfang des erstern reicht ungefähr vom kleinen f bis zum zweigestrichenen f (s. Eingestrichen), während die Grenzen des letztern um einen bis zwei Töne höher zu setzen sind. Dem Umfange nach fällt der höhere A. mit dem Mezzosopran zusammen, und beide Stimmen werden oft miteinander verwechselt, sind aber durch die natürliche Struktur der Stimme, das Registerverhältnis, leicht zu unterscheiden. Der A. besteht aus zwei Registern (s. Stimme), deren Scheide ungefähr beim eingestrichenen h, beim Knabenalt meist einige Stufen tiefer liegt. - In der Tonsatzlehre, vorzugsweise im vierstimmigen Satze, nennt man A. die zweite Oberstimme. In der Instrumentalmusik werden die Instrumente, die die zweite Oberstimme vertreten, durch das vorgesetzte "Alt" bezeichnet, z. B. Altviole, Altposaune u. s. w. Altschlüssel oder Altzeichen heißt die dem Umfange des A. entsprechende Anwendung des C-Schlüssels auf der dritten Linie des Notensystems.

Alt, Nebenfluß der Donau, s. Aluta.

Alt, Rud., Aquarellmaler, geb. 23. Aug. 1812 zu Wien, erhielt von seinem Vater, Jakob A., künstlerischen Unterricht, besuchte die Akademie zu Wien und nahm dann an den Studienreisen des Vaters teil. Er widmete sich mit besonderm Eifer der Prospekten- und Architekturmalerei und malte zahlreiche Ansichten aus den Alpen, den österr. Ländern und Bayern. 1874 erhielt er von der Regierung den Auftrag zu einem Cyklus von Darstellungen der hervorragendsten Bauwerke des österr. Kaiserstaates.

Auch sein Bruder Franz A., Architekturmaler, geb. 16. Aug. 1821 zu Wien, durch seinen Vater und dann an der Wiener Akademie unter Danhauser und Kupelwieser gebildet, arbeitet vorzugsweise in Aquarell. Sein Cyklus "Wien einst und jetzt" befindet sich im Besitz des Kaisers von Österreich. A. lebt in Wien.

Altai (türk.; chines. Kin-schan, d. h. Goldberg), der nördl. Gebirgssaum des östl. Hochasiens auf der russ.-chines. Grenze (s. Karte: Sibirien II. Altai-Baikalsee). Früher nannte man den ganzen vielfach gruppierten Gebirgsrand Hinterasiens von 83-143° östl. L. von Greenwich, von den dsungarischen Ebenen am Saisansee bis zu den Küsten des Ochotskischen Meers, Altaisches Gebirgssystem. Da jedoch jenseit des 103.° östl. L. anstatt des westöstl. Normalverlaufs der Wechsel der Gänge und die Nordostrichtung der Ketten eintritt und ein neues Gebirgssystem von verschiedenem geolog. Alter anhebt, versteht man nach Alex. von Humboldts Vorgange unter Altaisystem nur die Gebirge, die zwischen 47 und 55° nördl. Br. von 83-109° östl. L. oder bis zu der obern Selenga und dem obern Orchon in einer Länge von etwa 1500 km sich erstrecken und die Quellgebiete des Irtysch, Ob und Jenissei umgeben. Das westlichste und Hauptglied dieses Systems ist der bis 2000 m hohe A. in engerm Sinne. Von ihm zweigen östlich strahlenförmig die Ketten des Sajanischen Gebirges (s. d.), des Tannugebirges (s. d.), des Changaigebirges (s. d.) und des Großen A. ab. Letzterer, auch Ektag-Altai und im östl. Teile Südlicher Ä. genannt, erstreckt sich fast bis zum großen Hoang-ho-Knie, die Wüste Gobi in zwei Teile scheidend; er bildet den Südrand des abflußlosen Kobdobeckens und erreicht nicht die Höhe des westl., eigentlichen A. Dieser, auch das Kolywansche Erzgebirge genannt und wegen seines Mineralreichtums berühmt, erstreckt sich, kaum ein Viertel des ganzen Systems bildend, von den Bergwerken des 415 m hohen Schlangenbergs oder Smjeïnogorsk (im NO. von Semipalatinsk) und von dem Zusammenflüsse der Uba mit dem Irtysch bis zum Telezker See (488 m) und dem aus diesem hervortretenden Obiquellflusse Bij oder Bija, der in die Katunja fällt, und nimmt in dieser Begrenzung nach Humboldt ungefähr 136 000 qkm ein, d. i. einen dreimal größern Raum als die Schweiz. Sein Bau ist nicht so einfach kettenförmig wie der des Großen A.; er besteht vielmehr aus einer großen Zahl konvergierender und sogar sich kreuzender Züge, welche im Bjelucha, 3352 m, ihre größte Höhe erreichen. Als Tarbagatai (s. d.) zieht im S. ein Zweig weit in die Kirgisensteppe. Die mittlere Höhe des A. überhaupt schätzt man auf 12-1500 m, diejenige der Hauptzüge auf 1830-2700 m, die der Schneegrenze auf 2150 m; seine Spitzen, zerrissene Kegel und Pyramiden, ragen bis 3000 m und mehr darüber hinaus. Überall strecken sich zwischen den Bergketten entweder weit ausgedehnte Hochebenen hin, die mit Schnee oder Sumpf bedeckt, hier und da durch niedrige Felsreihen oder Steinblöcke unterbrochen sind, oder breite Thäler, deren steile Gehänge nur Lichenen oder Zwergbirken zeigen, während die Gründe reiche Weide für Hirsche, Elen- und Renntiere abgeben. Der Fuß des Gebirges ist mit Pappeln, Weiden, Dorngebüsch u. s. w. bedeckt; Weiden, Birken und Hagedorn erfüllen die tiefern Thäler. Die Abhänge bekleiden Nadelwälder von Lärchen, Fichten, Tannen, Zirbelkiefern oder sibir. Cedern, untermischt mit Birken. Die Birke findet sich bis in 1460 m Höhe; Lärchen und andere Bäume gehen, obwohl nur verkümmert, noch höher hinauf. Auf den höchsten Hochebenen finden sich nur Zwergfichten. Im N. des schönen Telezker Sees faßt die Kette des über 1600 m hohen Kusnezkischen A. den obern Tom auf der Ostseite ein. Die Hauptkette streicht fast in Meridianrichtung gegen N., bis sie sich im O. von Kusnezk teilt. Der östl. Zweig läuft als bewaldeter, goldreicher Kusnezkischer Alatau (s. d.), Bjelogori oder Abakanische Kette bis zur Breite von Atschinsk