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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Altaisches Gebirgssystem; Altaische Völker und Sprachen; Altait; Altamura; Altan; Altar

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Altaisches Gebirgssystem - Altar

werkerstande. Fast der ganze Handel liegt in den Händen wandernder Krämer, der sog. Susdaler, die alljährlich aus dem Moskauer und Wladimirer Gouvernement nach dem Altai reisen.

Außerordentlich groß ist der Reichtum an Erzen. Die Zahl der in Angriff genommenen Erzlagerstätten im A. B. beläuft sich auf einige Tausend; die meisten liegen im westl. Teile des Gebirges. Sie liefern Silber, Kupfer, aber auch Gold, Blei und sehr viel Eisen; vereinzelt, bei Sadowinsk, Tellur. Der Reichtum des A. B. an Erzen war schon früh bekannt. Die zahlreichen Grubenbaue längst verschollener Urbewohner, Tschuden- oder Fremdlingsgruben genannt, haben als Fingerzeige zum Einschlagen neuer Schächte und Grubenwerke gedient. Peter d. Gr. sandte seit 1715 fruchtlose militär. Goldsandexpeditionen nach dem Irtysch und dem Saisansee. Schon 1720 wurde an ersterm die wichtige Paßfeste Ust-Kamenogorsk angelegt, aber erst 1723 in der Nähe des im N. des Schlangenbergs gelegenen Kolywansees Kupfer entdeckt, und 1729 unter Leitung des Nikita Demidow (s. d.) das erste Kupferhüttenwerk, Kolywanskij Sawod, bei dem Blauberg oder Sinaja (1652 m), erbaut, dessen Name allmählich auf den ganzen Distrikt überging. (S. Kolywan.) Darauf verpflanzte man 1731 die Schmelzwerke nach dem jetzigen Barnaul (s. d.), dem Mittelpunkt großartiger Hüttenwerke. Die im Bereich des Hüttenbezirks befindlichen Bergwerke und Ländereien waren im Besitze Demidows, wurden aber 1746 Eigentum der russ. Krone. Seitdem eröffnete man eine Menge von Berg- und Hüttenwerken. Das Gold wird vorzüglich aus Seifen, außerdem durch Ausschmelzen aus den goldhaltigen Silbererzen gewonnen. Der Ertrag ist seit Eröffnung der Seifen 1815-49 beständig gestiegen, hat aber seitdem abgenommen; 1887 betrug er 300 Pud, d. i. ein Siebentel der gesamten russ. Goldgewinnung. Die Gewinnung des Silbers hat schon 1743 begonnen; 1887 ergab der Altai 613 Pud Silber. Die bedeutendsten Silberminen sind die bei Smjeïnogorsk (s. d.), in 415 m Höhe, das in breiter Thalsenkung liegt, umgeben von kahlen Granit- und Porphyrhügeln, und wo der erzführende, gewaltige Schwerspatgang eine Mächtigkeit von 20-100 m hat; sie haben von 1745 bis 1854 allein 82 161 Pud geliefert, sind jedoch jetzt nicht mehr so ergiebig. Kupfererze sind in Menge vorhanden, werden aber wegen Mangel an Absatz in geringer Menge ausgeschmolzen. Eine Steigerung der Eisengewinnung wurde erst in neuerer Zeit durch die Auffindung eines Steinkohlenlagers ermöglicht. Außer den Metallen und Kohlen bietet der Altai auch viele Edelsteine, Jaspis, Chalcedon, Karneol u. s. w. In Kolywan werden in großartigen Schleifwerken Granit, Marmor u. s. w. geschliffen und zur Schmückung der kaiserl. Paläste verschickt. - Vgl. Cotta, Der Altai. Sein geolog. Bau und seine Erzlagerstätten (Lpz. 1871).

Altaisches Gebirgssystem, s. Altai.

Altaische Völker und Sprachen, s. Uralaltaische Völker und Sprachen.

Altait, s. Tellurblei.

Altamura, Hauptstadt des Kreises A.(102 852 E.) in der ital. Provinz Bari, 48 km im SW. von Bari, in 473 m Höhe, ist Bischofsitz und hat (1881) 19 933 E. albanes. Ursprungs, außerdem Ringmauern, sowie eine architektonisch wertvolle Kathedrale, treibt Öl- und Weinbau und unterhält jährlich zwei Messen. A. führt den Titel eines Herzogtums und hatte in früherer Zeit eine Universität. Gründer der Stadt ist Kaiser Friedrich II.

Altan (vom ital. altana), Söller, der Teil eines Gebäudes, der aus den obern Stockwerken den unmittelbaren Austritt ins Freie gestattet. Der A. wird entweder auf die Mauern eines hervorspringenden Teils des Gebäudes aufgesetzt oder mittels besonderer Säulen oder Pfeiler unterstützt. Von dem A. unterscheidet sich der Balkon (s. d.).

Altar (lat. altāre) bedeutet einen erhöhten Opferplatz oder Opferherd. Die A. verdanken ihre Entstehung nicht bloß dem praktischen Bedürfnis beim Darbringen von Opfern, sondern auch dem religiösen Gefühle, das sich scheut, die der Gottheit geweihten Gaben auf den Erdboden zu legen. Deshalb fehlen die A. keiner irgendwie ausgebildeten Religion des Altertums. Sie galten zugleich als sichtbares Zeichen der Nähe und des Schutzes der Gottheit, als heilige Stätten. In Rom wurden nicht nur einzelnen Göttern, sondern auch den Heroen, später sogar den Kaisern A. errichtet. Bei Griechen (s. Tafel: Altäre I, Fig. 1) und Römern gab es deren nicht bloß in Tempeln, sondern auch an Straßen und Plätzen, in heiligen Hainen und an geweihten Quellen. Bei den Israeliten finden sich A. unter heiligen Bäumen, bei heiligen Steinen, Quellen und auf Bergen. Mehrfach scheinen heilige Steine die Stelle des A. vertreten zu haben. An Kultusstätten, die ein Gottesbild enthalten, steht der A. "vor Jahwe", d. h. östlich vom Tempel, dies war auch sein Platz im Salomonischen Tempel. In dessen Vorderraum (im Heiligen) stand der Schaubrottisch und zwar vor der Thür des Allerheiligsten. In der exilischen Gesetzgebung kam noch der Räucheraltar hinzu; zum Unterschiede davon heißt der große im Freien stehende A. auch Brandopferaltar. - Sehr verschieden von den A. des Altertums sind die der christlichen Kirche. Hier war der A. ursprünglich der Tisch (mensa), auf dem die Abendmahlselemente geweiht wurden. Diese Form hat sich das ganze Mittelalter hindurch erhalten, doch kam schon seit dem 4. Jahrh. der massive Steinaltar auf und wurde bald vorherrschend (altchristl. Stil; s. Taf. I, Fig. 2 u. 3). Der A. beherbergt regelmäßig in einem Metallkästchen (capsa) eine Reliquie, gilt demnach als durch eine Platte (sigillum) versiegelte Gruft (sepulchrum), entsprechend dem Brauche, Kirchen und in ihnen den A. über dem Grabe eines Märtyrers zu errichten. Früh wurde über den Tisch ein Baldachin (ciborium, tabernaculum) gebaut. Solche Ciborien kommen während des ganzen Mittelalters vor, doch treten an ihre Stelle meist höhere Steinwände an der Rückseite des A. (retabulum), die früh mit Bildwerk geziert als Reliquienbehälter oder als Schrein ausgebildet werden. Der vorzüglichste A. ist der stets im Chor der Kirche freistehende Hauptaltar (Fron-, Hochaltar). Außer ihm wurden seit dem 4. Jahrh., veranlaßt durch die zunehmende Heiligenverehrung und später durch die Häufung der Privatmessen, zahlreiche Nebenaltäre (Seitenaltäre) üblich, so daß die wachsende Menge der A. in romanischem Stil bestimmend auf die Grundrißgestaltung der Kirchen wirkte. In den Kirchen dieses Stils wurde der A. zu einem architektonischen mit Bildwerk geschmückten Aufbau. Einer der wenigen in Deutschland erhaltenen A. dieser Zeit ist der der Kirche zu Wechselburg in Sachsen (s. Taf. I, Fig. 5). Auch in gotischem Stil (s. Taf. I, Fig. 6, 7, 8; II, Fig. 1, 2)