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Altenesch - Altenstein
und Schederhof mit (1890) 4408 E., darunter 2081 Katholiken, sowie die Bauernschaften Bochelt und Vogelheim, Post, Telegraph, Telephonanschluß an das niederrhein.-westfäl. Netz, 1 evang. und 2 kath. Kirchen, gewerbliche Fortbildungsschule, Obstbau-, Kruppsche Privatvolks- (17 Lehrer) und 13 andere Schulen (73 Lehrer), Wilhelm-Augusta-Stiftung zur Aufnahme von Waisen und verwahrlosten Kindern; Wasserleitung (von Essen aus), Gemeindesparkasse; Montan- und Eisenindustrie (in 4 benachbarten Gruben), Koks- und Ziegelbrennereien, Cementfabrik. - 2) Dorf im Kreis Hattingen des preuß. Reg.-Bez. Arnsberg, unweit der schiffbaren Ruhr, an der Linie Heißen-Dahlhausen und der Güterbahn A.-Altenessen (4,70 km) der Preuß. Staatsbahnen, hat (1890) 2546; E., Post, Telegraph, kath. Pfarrkirche, Dampfmühle, Steinkohlenzechen A. und Charlotte.
Altenesch, Gemeinde im oldenb. Amte Delmenhorst, links von der Weser und der in diese mündenden Ochtum, besteht aus den Ortschaften A. mit (1890) 285 evang. E., Süderbrook (197 E.) und Lemwerder (724 E.), die Schiffahrt und Schiffsbau in Bremerhaven und Vegesack, wohin eine Dampffähre geht, betreiben, hat Post, Fernsprechverbindung mit Berne und Delmenhorst und 8 Volksschulen. - Berühmt ist A. durch den Sieg des Kreuzheers über die Stedinger (s. d.) 27. Mai 1234 (Denkmal seit 27. Mai 1834 auf dem St. Veitshügel).
Altenessen, Landgemeinde im Landkreis Essen des preuß. Reg.-Bez. Düsseldorf, an den Linien Oberhausen-Herne, A.-Bergeborbeck (7,1 km) und Altendorf-A. (4,70 km, nur für Güterverkehr) der Preuß. Staatsbahnen, hat (1890) 18 062 (9556 männl., 8506 weibl.), mit Karnap 20 177 E., Postamt zweiter Klasse, Telegraph, evang. und kath. Kirche, 10 Volks- und 3 Fortbildungsschulen, Industrieschule, Armen- und Waisenhaus, kath. Krankenhaus, Wasserleitung, elektrische Straßenbeleuchtung; Steinkohlenbergbau (6 Tiefschächte mit 3396 Mann Belegschaft und 1 152 923 t Jahresausbeute), drei Kokereien (118 264 t Jahresproduktion), Maschinenfabriken, Dampfsägewerk und -Tischlereien, zwei Ringofenziegeleien und große Schweinemärkte.
Altengland, Old England, nennt der Engländer sein Vaterland als das Land der alten Sitte, der alten Satzungen und des alten Ruhms. Es spricht sich in dieser Benennung der bei aller Freisinnigkeit doch in seinen Grundlagen konservative Charakter des engl. Volks, seine Vorliebe für das Altertümliche und Ehrwürdige aus.
Altenglisch, s. Angelsächsische Sprache.
Altenhundem, Dorf im Kreis Olpe des preuß. Reg.-Bez. Arnsberg, an der Mündung der Hundem in die Lenne, und den Linien Hagen-Betzdorf und A.-Fredeburg (23,90 km) der Preuß. Staatsbahnen, hat (1890) 1577 E., Eisenerzgruben, Hochöfen mit Puddel-, Walz-und Hammerwerk, Drahtzieherei (Aktiengesellschaft Lenne-Ruhr) und nahebei Blechwalzwerk sowie die Stabeisenfabrik Karlshütte.
Altenkirchen. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Koblenz, hat 637,52 qkm, (1890) 61 556 (30 724 männl., 30 832 weibl.) E., 160 Landgemeinden. - 2) A. im Westerwald, Flecken und Kreisort im Kreis A., in 240 m Höhe, an der Wied und den Linien Engers-A.-Au (74,10km) und A.-Limburg (65,1 km), Sitz des Landratsamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Neuwied), Zoll-, Steueramtes erster Klasse, hat (1890) 1827 E., darunter 492 Katholiken und 117 Israeliten, Post zweiter Klasse, Telegraph, Residenzschloß der Grafen von Sayn, evang. und kath. Kirche; Eisen- und Bleierzgruben, Eisenhammer, Papiermühlen, Leinweberei. - Am 4. Juni 1796 siegten hier die Franzosen unter Kleber über die Österreicher unter Ferdinand von Württemberg, am 20. Sept. Sieg der Österreicher. - 3) Grafschaft und ehemalige Besitzung der Grafen von Sayn (s. Sayn und Wittgenstein), bildet den Hauptbestandteil des Kreises A. und wird vom Westerwald durchzogen. - 4) A. auf Rügen, Pfarrdorf auf der Insel Rügen im preuß. Reg.-Bez. Stralsund, 10 km südwestlich vom Vorgebirge Arkona, Hauptort der Halbinsel Wittow, hat (1890) 670 E., Post, Telegraph und alte heidn. Denkmäler. Der Dichter Kosegarten, 1792-1808 Ortspfarrer, liegt hier begraben.
Alten-Ötting, s. Altötting.
Altenstadt, Marktflecken im Kreis Büdingen der hess. Provinz Oberhessen, 14 km von Büdingen, unweit der Nidder, Sitz eines Amtsgericht (Landgericht Gießen) und Zollamtes, hat (1890) 1054 E., Post und Telegraph. Schon 767 als Aldinstadt und Altunstadt erwähnt.
Altensteig, Stadt im Oberamt Nagold des württemb. Schwarzwaldkreises, in 371 m Höhe, an der Nagold und an der Nebenlinie A.-Nagold (15,11 km) der Württemb. Staatsbahnen, hat (1890) 2156 evang. E., Post, Telegraph, Zoll- und Kameralamt, Kirche, Schloß; Wollspinnerei, Gerbereien, bedeutenden Holzhandel, Handwerkerbank, Sparverein.
Altenstein, Lustschloß des Herzogs von Sachsen-Meiningen auf felsiger Höhe am südwestl. Abhange des Thüringer Waldes, mit schönem Park, in der Nähe des Bades Liebenstein, 1739 auf den noch sichtbaren Trümmern der alten, 1733 abgebrannten Burg "Markgrafenstein" erbaut, und 1888 im engl. Renaissancestil völlig neu gebaut; diese war Eigentum des 1722 ausgestorbenen Geschlechts der Hundt von Wenkheim. Zu A. und zu Altenberga predigte 724-27 Bonifatius, der Apostel der Deutschen. Zwischen hier und Ruhla ließ Kurfürst Friedrich der Weise 4. Mai 1521 Luther, um ihn nach der Wartburg zu retten, auffangen. Das Andenken an die Stelle, wo Luther unter einer Buche ausruhte und sich an einer Quelle labte, wird durch die Namen Lutherbuche und Lutherbrunnen bewahrt. Die Überreste der 18. Juli 1841 gebrochenen Buche werden in der Kirche zu Steinbach aufbewahrt; den Platz bezeichnet seit 1857 ein got. Denkmal. Zwischen A. und Liebenstein, bei Glücksbrunn, wurde 1799 die 180 m lange Altensteiner oder Glücksbrunner Höhle im Flözkalkstein (Zechstein) aufgeschlossen. Sie enthielt zwar fossile Knochen des Höhlenbären, aber keine Stalaktitenbildung: dagegen ist sie merkwürdig durch ihre ungeheuren Weitungen und ein durchrauschendes Wasser.
Altenstein, Karl, Freiherr von Stein zum, preuß. Staatsminister, geb. 7. Okt. 1770 zu Ansbach, studierte zu Erlangen und Göttingen, trat dann als Referendar bei der preuß. Kriegs- und Domänenkammer zu Ansbach ein und wurde zum Kriegs- und Domänenrat befördert. Vom Minister von Hardenberg 1799 nach Berlin gezogen, wurde er vortragender Ministerialrat und 1803 Geh. Oberfinanzrat im Generaldirektorium. Die Katastrophe von 1806 führte ihn nach Königsberg, wo er an den Arbeiten für die Neugestaltung des preuß. Staates teilnahm. Nach dem Abgange des Freiherrn vom Stein kam er 1308 an die Spitze der