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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Altringer - Altstätten

der Niederlage Karls XII. bei Poltawa erklärte August II. den Frieden von A. für ungültig. Im Vertrage von A. (31. Aug. 1707), zu dem Karl XII., von den bedrückten schles. Protestanten um Hilfe gegen die intolerante österr. Regierung gebeten, den Kaiser Joseph I. nötigte, sicherte dieser dem Schwedenkönig Duldung und Gewissensfreiheit für die schles. Protestanten zu und versprach, ihnen eine größere Zahl von Kirchen zurückzugeben.

Altringer, Jod., Graf, s. Aldringer.

Altringham (Altrincham, spr. áhltringämm), Stadt in der engl. Grafschaft Cheshire, 12 km im SW. von Manchester, hat (1891) als Parlamentsbezirk 37 988, als Stadtbezirk 12 424 E., viele Landhäuser reicher Kaufleute von Manchester.

Altruismus, ein in der neuern Ethik in Gebrauch gekommener Ausdruck für die dem Egoismus (s. d.) entgegengesetzte Ansicht, daß die Gesetze des Sittlichen abzuleiten seien aus dem Princip der Rücksicht auf andere (vivre pour antrui). Auch in die Nationalökonomie hat man den Begriff einzuführen gesucht für die Gesamtheit der Handlungen, die den ökonomischen Vorteil anderer Personen zum nächsten Ziel haben. - Vgl. Dargum, Egoismus und A. in der Nationalökonomie (Lpz. 1885).

Altruppin, s. Neuruppin.

Altsachsen (Antiqui Saxones) hießen im Gegensatz zu den Angelsachsen die im nördl. Deutschland zurückgebliebenen niederdeutschen Stämme, wie die Ostfalen, Engern, Westfalen, Nordalbinger; ihre Sprache Altniederdeutsch oder Altsächsisch (s. d.).

Altsächsisch, die Sprache der Altsachsen als Hauptvertreterin des Altniederdeutschen (s. d.), da das Altniederfränkische oder Altniederländische nur aus sehr dürftigen Sprachresten bekannt ist. Die lingua Saxonica, später Alamannicum vulgare bassum, früh dem Hochdeutschen, andererseits dem benachbarten Friesischen gegenübergestellt, ist die Vorstufe der heutigen niederdeutschen Dialekte westlich der Elbe. Unsere Kenntnis des A. beruht auf einer kleinen Anzahl christl. Denkmäler, meist des 9. oder 10. Jahrh., einigen Glossensammlungen und Urkundennamen, einem Beichtformular (aus Essen), einem Predigtbruchstück, einem Stück eines Psalmenkommentars, einigen Segens- und Zauberformeln, dem altertümlichen sog. Taufgelöbnis und den Glossen im "Indiculus superstitionum et paganiarum" (s. Aberglauben). Sprachlich wichtiger sind die Heberollen (Steuerverzeichnisse), eine ältere aus Essen, eine jüngere aus Freckenhorst bei Münster und aus Werden a. d. Ruhr. Das Hauptdenkmal ist der "Heliand" (s. d.), um 830 verfaßt. Dieses älteste Leben Jesu ist in zwei sprachlich verschiedenen Handschriften (im 9. und 10. Jahrh. geschrieben) überliefert, von einer dritten trat neuerdings ein Bruchstück zu Tage. Von einer andern bereits von Sievers ("Der Heliand und die angelsächs. Genesis", Halle 1875) nachgewiesenen altsächs. Bibeldichtung fanden sich 1894 Bruchstücke in der Heidelberger Bibliothek (hg. von Zangemeister und Braune, Heidelb. 1894). - Vgl. Heyne, Kleine altsächs. und altniederfränk. Grammatik (Paderb. 1873); ders., Kleine altniederdeutsche Denkmäler. Mit ausführlichem Glossar (2. Aufl., ebd. 1877); Behaghel und Gallée, Altsächs. Grammatik (Halle 1891-92).

Alt-Sandec, Stadt in Westgalizien, s. Sandec.

Altschlüssel, s. Alt (musikalisch).

Altshausen (auch Altschhausen. Alshausen), Marktflecken und Domäne im Oberamt Saulgau des württemb. Donaukreises, 30 km südwestlich von Biberach, an den Linien Herbertingen-Isny und A.-Pfullendorf (25,14 km) der Württemb. Staatsbahnen (Allgäubahn), hat (1890) 2360 E., darunter 413 Evangelische, Post, Telegraph, Zoll-, Grenzsteueramt, Zollsteuerstelle, Hofkameralamt, Kammerförsterei, Real-, gewerbliche Zeichen- und Fortbildungsschule, drei Volksschulen, Vorschußbank, Beizwarenfabrik, Dampfsägemühle. Das Schloß des ehemals freien Reichsdorfes war Sitz des zu den Reichsprälaten gehörigen Landkomturs der deutschen Ordensballei Elsaß und Burgund; die Komturei kam 1806 an Württemberg.

Altslowenisch, s. Kirchenslawisch.

Altsohl, ungar. O-Zólyom, slaw. Zvolen, 1244-1876 königl. Freistadt des Komitats Sohl, jetzt Stadt mit geregeltem Magistrat, im nördl. Ungarn, in 295 m Seehöhe, an der Gran, der Slatina und den Linien Budapest-Ruttka und A.-Neusohl-Bries (56 km) der Ungar. Staatsbahnen, hat (1890) 5099 meist slowak. E. (600 Magyaren, 400 Deutsche), von denen 1800 lutherisch, 2999 katholisch, 300 israelitisch sind, Post und Telegraph, Bezirksgericht, Stuhlrichteramt; Blech-, Möbel-, Pfeifen- und Essigfabriken, Branntweinbrennereien und 12 an kohlensaurem Natron und Magnesia reiche Mineralquellen. Außerhalb der Stadt, jenseit der Slatina, auf einer Anhöhe ein Schloß, das angeblich zur Zeit Stephans des Heiligen, nachweisbar aber erst 1350 von König Ludwig d. Gr. erbaut wurde und später Lieblingsitz des Königs Matthias Corvinus war, mit einer 1784 von Graf Stephan Esterházy erbauten Schloßkapelle. Ein zweites Schloß, Pußti brad (Wüste Burg), von dem nur noch Ruinen vorhanden, wurde der Sage nach von dem magyar. Anführer Borschu zur Zeit Arpáds erbaut. In A. wurden wiederholt ungar. Landtagsversammlungen abgehalten; so 1382, wo die poln. Magnaten der Tochter Ludwigs, Maria, und ihrem Gemahl, dem spätern Kaiser Sigismund huldigten. Ungefähr 5 km im Norden der Stadt das berühmte Bad Szliács mit Eisenthermen, reich an Kohlensäure.

Altstadt. 1) A., Ober-Altstadt, czech. Horni Staré město, Markt in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Trautenau in Böhmen, in 449 in Höhe, an der Nebenlinie Trautenau-Freiheit-Johannisbad der Österr. Nordwestbahn, hat (1890) 3965 deutsche E. - 2) A., czech. Staré město, Markt in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Ungarisch-Hradisch in Mähren, durch die March von letzterer Stadt getrennt, hat (1890) 3260 meist czech. E. (141 Deutsche) und alte Kirche. - 3) A., czech. Staré město, Stadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft Schönberg in Mähren, am Graupabache und am Fuße des Spieglitzer Schneebergs, hat (1890) 1862, als Gemeinde 2227 deutsche E., Bezirksgericht (22 Ortsgemeinden, 40 Ortschaften, 15 877 deutsche E.), bedeutende Leinen- und Papierindustrie und in der Nähe Graphitbergwerk (1886: Produktion der Alberti-Graphitgesellschaft: 918 t raffinierter Graphit).

Altstätten (Altstetten, Altstädten), Hauptstadt des Bezirks Oberrheinthal im schweiz. Kanton St. Gallen, 12 km südlich vom Bodensee, in 470 m Höhe, im breiten Rheinthale, am Abhang des Kornberges schön gelegen, von Weinbergen, Obstgärten und Kornfeldern umgeben, an der Linie Rorschach-Chur der Vereinigten Schweizerbahnen und den beiden in den Kanton Appenzell führenden Bergstraßen über den Ruppen (997 m) und den Stoß