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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Amputieren; Amrabaum; Amraoti; Amras; Amrawati; Amri; Amr ibn al-Âßî; Amrît; Amrĭtam; Amritsar

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Amputieren - Amritsar

in später Zeit zur Operation zu schreiten. Die Gefahren der A. bestehen in der Nachblutung, welche infolge des Wiederaufbruchs der durchgeschnittenen Pulsadern auftreten kann, im Starrkrampf, welcher in seltenen Fällen infolge der unvermeidlichen Durchschneidung der Nerven entsteht, in erschöpfenden Eiterungen der Schnittwunde und endlich in der Möglichkeit der Entstehung einer Septichämie oder Pyämie, Vergiftung des Blutes durch Jauche oder Eiter. – Vgl. Esmarch, Handbuch der kriegschirurg. Technik (Hannov. 1877); Oberst, Die A. unter dem Einflüsse der antiseptischen Behandlung (Halle 1882).

Amputieren (lat.), das chirurg. Ablösen eines Gliedes vom menschlichen Körper, s. Amputation.

Amrabaum, Amraharz, s. Spondias.

Amraoti (ältere Namensform Amrawati). 1) Distrikt in der ostind. Landschaft Berar (s. d.), zwischen 20° 25’ und 21° 36¾’ nördl. Br. und 77° 15½’ und 78° 29½’ östl. L., hat 7144 qkm und (1881) 575328 E., darunter 527467 Hindu, 41118 Mohammedaner, 6127 Dschain, 366 Christen, 119 Sikh und 103 Parßi. Die Haupterzeugnisse sind Hirse, Baumwolle (der Hauptausfuhrartikel), Weizen, Leinsaat, Tabak, Hülsenfrüchte, Hanf, Lack, Zuckerrohr. – 2) Wichtiger Handelsplatz im Distrikt A., 20° 55¾’ nördl. Br., 77° 47½’ östl. L., hat (1881) 23550 E., darunter 17675 Hindu, 4725 Mohammedaner, 851 Dschain und 266 Christen; er liegt an der Bahnlinie Bombay-Kalkutta.

Amras, Schloß bei Innsbruck, s. Ambras.

Amrawati, s. Amraoti.

Amri, israel. König, s. Omri.

Amr ibn al-Âßî (unrichtig: Amru), dessen Vater zu den Gegnern Mohammeds gehörte, schloß sich dem Propheten erst im 8. Jahre nach der Hidschra an und war einer der hervorragendsten Feldherren des Islams. Bereits auf seinen noch zu Lebzeiten Mohammeds unternommenen Zügen erhob er sich über die bedeutendsten Mitkämpfer. Unter Abû Bekr kämpfte er mit Erfolg in Syrien und Palästina; während des Chalifates des Omar eroberte er 640‒642 Ägypten. Er ordnete in den eroberten Gebieten sehr geschickt die Regierungsverhältnisse und trug in hervorragender Weise dazu bei, die unterworfenen Völkerschaften dem Islam gefügig zu machen. Nach der Ermordung des Chalifen Othman erklärte er sich für Mo’âwijah, den Gegner Alis (s. Ali ibn Abî Tâlib). Die Einsetzung des für Ali verhängnisvollen Schiedsgerichts erfolgte auf seine Anregung, in demselben vertrat er die Sache des Moâwijah. Als Moâwijah 661 zum Chalifen ausgerufen war, betraute er ihn mit der ägypt. Statthalterschaft, die A. bis zu seinem 664 erfolgten Tode führte.

Amrît, die ruinenreichste Stätte an der Küste des alten Phöniziens, 10 km südlich der Hafenstadt Tartus, des alten Antaradus, erst 1861 durch Renan genauer untersucht. A. ist das alte Marathus, das ursprünglich zum Besitz der Inselstadt Aradus (Arwad der Genesis; jetzt Ruad) gehörte. 219 erscheint Marathus als selbständige Stadt. Zur Römerzeit spielte es keine Rolle mehr. Die bedeutendern der Altertümer von A. befinden sich auf einem dem Meeresufer parallel laufenden Höhenzuge. Unter diesen ist das wichtigste El-Mabed (d. h. der Tempel), ein viereckiger, auf drei Seiten von Felsmauern umschlossener Hof von 55 m Länge und 48 m Breite. In dessen Mitte steht ein aus dem Felsen gehauener Würfel von etwa 5,5 m im Geviert, der einer ebenfalls von drei Seiten geschlossenen, 4½ m hohen Cella als Basis dient. Das Ganze ist der bedeutendste Überrest phöniz. Tempelbaukunst, ein heiliger Tempelbezirk mit seinem Tabernakel. Außerdem finden sich noch zwei kleinere, ganz ähnliche Cellas, sowie ein Grabdenkmal, die Spindel genannt; ferner etwa 20 Grabkammern, ein weiteres großartiges Grabdenkmal, das der Schneckenberg heißt; ein Stadium neben einem kreisrunden Amphitheater und andere Reste von Bauwerken. Die Monumente von A. sind beschrieben und abgebildet in Renans «Mission de Phénicie» (Par. 1864). – Vgl. Baedeker, Palästina und Syrien (3. Aufl., Lpz. 1891).

Amrĭtam (d. i. unsterblich), Unsterblichkeitstrank bei den Indern. Der Legende nach kam das A. zum Vorschein, als die Götter und Dämonen das Milchmeer quirlten, wobei der Berg Mandara als Rührstock, die Schlange Bāsuki als Seil diente. Nach anderer Auffassung gilt der Mond als Behälter des A., indem seine Strahlen erfrischend wirken.

Amritsar (engl. Amritsir, Umritsir), d. h. Teich der Unsterblichkeit, früher Ramdaspur genannt, Hauptstadt der Division und des Distrikts A. des Pandschab, 31° 37¼’ nördl. Br., 74° 55’ östl. L., liegt 51,5 km östlich von Lahaur, im Bari-Doab und wird beschützt durch die 1809 von Randschit Singh erbaute, im NW. liegende Festung Gobindgarh und hat (1891) 136766 E., darunter 63366 Mohammedaner, 56652 Hindu und 15751 Sikh. A. liegt in einer sehr flachen Gegend, so daß die Beseitigung der Abwässer trotz Anlegung einer Wasserleitung große Schwierigkeiten bietet; infolgedessen treten Cholera und Fieber stärker auf als in andern Städten des nördl. Indiens. Nahe dem Mittelpunkte liegt der Heilige Teich mit der Darbar-Sahib, dem (ursprünglich dem Hari oder Vishnu geweihten) großen Tempel und Mittelpunkt des Kultus der Sikh. Der Tempeldienst besteht im fortwährenden Lesen des «Granth-Sahib», des heiligen Buches der Sikh; unterbrochen wird dieses Vorlesen nur durch das Absingen von Hymnen mit Musikbegleitung. Europäer haben zu diesem Gottesdienste ungehinderten Zutritt. Zum Dienste am Heiligtum sind 5‒600 Priester bestellt. Jeder Sikh, der nach A. kommt, badet in dem Teiche. Ferner ist von Bauwerken noch der Turm Baba-Atal zu erwähnen, über dem Grabe des Sohnes des Guru (= Lehrers oder Apostels) Gobind Singh erbaut und umgeben von einem mit zahlreichen Fakiren bevölkerten Garten; diese Bettler werden abends um 7 Uhr von Priestern gespeist. Die wichtigsten neuern Gebäude sind die evang. und röm.-kath. Kirche, Rathaus, Polizeistation, Gefängnis, Krankenhaus, Regierungs-, Schulgebäude, Dak-Bungalow (s. Bungalow) und Telegraphenamt. Die städtischen Einnahmen betrugen (1880/81) 623997 M., die Ausgaben 634743 M. – A. ist die bedeutendste Handelsstadt des Pandschab und Mittelpunkt des Transitverkehrs für den Handel mit Kaschmir. Der Gesamtumsatz betrug 1880/81: 91044399 M. Haupteinfuhrartikel sind Getreide, Hülsenfrüchte, Zucker, Öl, Salz, Tabak, Baumwolle, engl. Stückwaren, echte Kaschmirshawls, Seide, Glas, Irdenwaren, Metall-Kurzwaren, Thee und Farbstoffe. Ausgeführt werden die einheimischen Fabrikate, Woll- und Seidenwaren, Goldfäden und besonders unechte Kaschmirshawls, die hier aus dem Seidenhaar der tibetan. Ziege gestickt werden. Seit 1871 nimmt dieser Industriezweig ab, doch ist A. noch