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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Angelo; Angelolatrie; Angelologie; Angelonia; Angelophanie; Angelrute; Angelsachsen

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Angelo - Angelsachsen

Northumbrien und Mercia gründeten und dadurch die Benennung Angelsachsen (s. d.) und England (lat. Anglia; angelsächs. Englaland) veranlaßte. In ihrem Stammsitz vermischten sie sich mit dän., später mit deutschen Einwanderern. Andere A. sahen in dem nach ihnen benannten Gau links von der untern Saale; doch verschwand hier seit dem 9. Jahrh., wo eine Aufzeichnung ihres Rechts (Lex Angliorum, s. Thüringisches Volksrecht) statthatte, der Name. - Vgl. Weiland, Die A. (Tüb. 1889); Erdmann, Über die Heimat und den Namen der A. (Upsala 1891).

Angelo, ital. Stadt, s. Monte-Sant'-Angelo.

Angelo, Michel A. Buonarroti, s. Michelangelo.

Angelolatrie (grch.), Anbetung der Engel, Engelverehrung (s. Engel).

Angelologie (grch.), der Teil der Dogmatik, der von den Engeln (s. d.) handelt.

Angelonia. H. B. K., Pflanzengattung ans der Familie der Scrophulariaceen (s. d.) mit gegen 20 Arten im tropischen Südamerika; schönblühende, ausdauernde Kräuter und Halbsträucher mit gegenständigen lanzettförmigen Blättern und bald einzeln in den Blattachseln siebenden, bald in endständige Trauben geordneten Blüten, die einen fünfspaltigen oder fünfteiligen Kelch und eine beinahe radförmig-zweilippige Blumenkrone besitzen. Die zweifächerige Kapsel enthält viele von einem breiten, häutigen, durchscheinenden Rand umgebene Flügel. Es sind drei aus Brasilien stammende Arten (A. minor, Gardneri und cornigera) in die europ. Gewächshäuser eingeführt worden. Sie können nur im Warmhause gezogen werden, wo sie während des Winters einen hellen Standort verlangen. Im Sommer kann man sie an die Luft bringen und sogar ins freie Land setzen, wo sie vorzüglich gedeihen, wenn man ihnen Heideboden giebt. Sie lassen sich durch Ableger und Samen leicht vermehren.

Angelophanie (grch.), Engelserscheinung, s. Engel.

Angelrute, s. Angelfischerei.

Angelsachsen, der zusammenfassende Name derjenigen german. Stämme, die gegen Mitte des 5. Jahrh. n. Chr. die Eroberung Britanniens begannen und der Grundstock der heutigen engl. Nation wurden. Die Überlieferung erzählt, daß die von den röm. Legionen seit 410 verlassenen Bewohner der röm. Provinz Britannien, die von Norden und Westen durch Picten und Scoten, an ihren Küsten durch nordgerman. Seeräuber bedrängt wurden, sich an letztere gegen Landentgelt um Hilfe wandten. Es waren dies Jüten unter ihren sagenhaften Anführern, den Brüdern Hengist und Horsa, von der nach ihnen benannten Halbinsel Jütland, Angeln, die südlich von diesen im heutigen Schleswig saßen, und Sachsen, deren Wohnsitze vom Unterlauf der Elbe bis gegen den Rhein sich erstreckten. In einzelnen Banden, völlig selbständig voneinander und in verschiedenen Zeiträumen im Laufe des 5. Jahrh., machten diese ihre Vorstöße von der Ostküste aus; nach furchtbaren Kämpfen hielten sie den Osten des brit. Landes im Besitz, im Norden die Angeln, im Süden die Sachsen, daneben in Kent die Jüten; langsam schoben sie die Grenze mehr und mehr nach Westen vor. Entsprechend der Art der Eroberung hatten sie in kleinen voneinander getrennten Reichen sich zusammengeschlossen, die in gegenseitiger Befehdung eines die Hegemonie über die andern erstrebten. Es treten die Namen Kent, Sussex, Essex, Ostangeln hervor, aber der eigentliche Kampf um die Vorherrschaft ging zwischen den drei größern Königreichen Northumbria, Mercia und Wessex vor sich, zwischen denen das Oberkönigtum über die andern Reiche schwankte, bis im Anfang des 9. Jahrh. (829) Egbert diese Stellung dem Stammreich Wessex zu sichern wußte. Der häufig angewandte Name der "Heptarchie" (s. d.), einer "Siebenherrschaft", entspricht also nicht den eigentlichen Verhältnissen. Die Einigung durch Egbert war nicht die Gründung eines völlig einheitlichen Reichs, sondern die einer Hegemonie, in Weiher der König von Wessex als Oberkönig über die andern als Unterkönige gebot; dennoch kann man seit dieser Zeit von einem Königreich Anglia, England, d. i. Land der Angeln, sprechen. Besonders beachtenswert ist das schroff abweisende Verhältnis der Eroberer zu den Urbewohnern. Ebensowenig wie ihre german. Nationalität irgendwelche nennenswerte kelt. Beimischung erhielt, machte sich ein solcher Einfluß auf Sitte und Sprache der A. geltend. Die Bedürfnisse des langen Krieges hatten über der Volksgemeinde freier Männer (ceorls), unter denen die Glieder einzelner Geschlechter zu Häuptern im Rat und Führern im Felde (ealdormen) erkoren wurden, ein eigentliches Königtum emporkommen lassen, das jedoch von der freien Volksversammlung abhängig blieb. Die veränderten Verhältnisse in den größeren Teilreichen, vor allem in dem Gesamtreich, machten ein Zusammenkommen aller Volksgenossen unmöglich und beschränkten die den König beratende Versammlung auf einen Kreis Auserwählter, der "Weisen" (witenagemot), eine Centralisierung, die dann bei der wachsenden Bedeutung des Königtums unter Alfred noch weiter auf ein ausschließlich königliches Regiment durchgeführt wurde. Mit der Stellung des Königs geschah auch ein Wandel in der Stellung der Vornehmen; dem Adel durch Abstammung (den eorlas) trat ein auf dem persönlichen Dienstverhältnis zum König beruhender Adel gegenüber, die thegnas, die Thane. Nach den dän. Einfällen, zumal unter der Dänenherrschaft in der ersten Hälfte des 11. Jahrh., standen die ansässig gewordenen dän. Großen mit gleicher Berechtigung in den Reihen des angelsächs. Adels. Der Ealdorman, der früher selbständige Herr des kleinen Königreichs, wurde königl. Beauftragter, und nicht höher wie er stand der Bischof. Mit diesem mehr und mehr veränderten Staatsleben sank die Grundlage des frühern angelsächs. Gemeinwesens, die freien Bauern, an Bedeutung wie an Zahl. Dem Niedergang dieser Klasse stand, besonders seit der Christianisierung der A., gegenüber die Hebung und damit die Minderung des Sklavenstandes, die vornehmlich den Bemühungen der Kirche zu danken war. Denn die A., deren Heidentum das Christentum in der röm. Provinz verdrängt hatte, waren mit oft schwankendem Erfolg seit dem Ausgang des 6. Jahrh. von Rom aus (s. Augustinus, Wilfrid und Gregor I.) allmählich dem christl. Glauben gewonnen worden; vor den röm. Missionaren mußten die von Irland aus in Northumbrien wirkenden Sendboten das Feld räumen. Die angelsächs. Kirche wurde von hoher Bedeutung für die ganze geistige Kultur des Mittelalters. Dem Angelsachsenreiche, das trotz mancher Erschütterungen unter einheimischen wie dän. Herrschern (s. Ethelred, Knut d. Gr. und Großbritannien) fortbestanden hatte, machte in seiner bisherigen Gestalt die Eroberung durch Herzog Wilhelm von der Nor-^[folgende Seite]