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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Antiquieren; Antiquitäten; Antiquitätenhandel; Antirenters; Antirrhinum; Antisana

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Antiquieren - Antisana

Frankreich ist der A. (librairie ancienne) besonders entwickelt, da die Anzahl der Bücherliebhaber (bibliophiles) und Käufer alter Drucke eine sehr große ist. Eine besondere Erscheinung im Pariser A. sind die Bouquinistes, welche auf einem Teile der Seinequais ihre Bücherkasten aufgestellt haben, in denen schon mancher Kenner seltene Werke, deren Wert dem Verkäufer unbekannt war, gefunden hat. Auch in England hat der A. große Bedeutung. Bücherliebhaber und das allgemeine Publikum kaufen gern und viel bei den Antiquariatsbuchhändlern (second-hand booksellers).

Der Betrieb des A. als eines besondern Geschäfts, wenn auch schon im 17. Jahrh. vorkommend, entwickelte sich ausgesprochener erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrh. Die bedeutendsten lebenden Antiquare sind B. Quaritch (s. d.) in London, A. Cohn (s. d.) in Berlin, Morgand u. Fatout in Paris.

Unter modernem Antiquariat versteht man einen Geschäftszweig, welcher Restvorräte älterer Auflagen und größere Partien einzelner Werke vom Verleger erwirbt und diese vertreibt.

Litteratur. Schürmann, Organisation und Rechtsgewohnheiten des deutschen Buchhandels, Bd. 2 (Halle 1881); Weg, Das deutsche wissenschaftliche Antiquariat (2. Aufl., Lpz. 1882). (S. auch Bibliographie.)

Antiquieren (lat.), veralten; für veraltet erklären, abschaffen; antiquiert, veraltet.

Antiquitäten (lat.), Altertümer, s. Altertum.

Antiquitätenhandel, der Ankauf und Verkauf von Kunstgegenständen und Altertümern aller Art und aller Zeiten und Stilperioden. Der A. berücksichtigt alle Zweige der Sammelliebhaberei, doch wechselt mit dem Lande meist auch der Charakter des A. Er beschäftigt sich mit präbistor. und altklassischen Altertümern, Möbeln und kleinerm Hausgerät aller Art, Waffen, den verschiedenen Erzeugnissen der Keramik und Textilkunst, mathem. und musikalischen Instrumenten, kirchlichen Altertümern, Skulpturen in Holz, Elfenbein, Bronze, Schmuckgegenständen und Nippsachen, sonstigen Goldschmiedearbeiten, Uhren, Kostümen, Volkstrachten u. s. w. Auch Büchereinbände, Münzen, Medaillen, Kupferstiche findet man bei Specialisten. Die Haupthandelsplätze in Deutschland sind Städte mit großem Reiseverkehr: München, Köln, Frankfurt a. M., nach diesen erst kommt Berlin; Nürnberg, das früher Pickert) einen der ersten Plätze einnahm, ist zurückgegangen. Doch finden sich Händler auch in kleinen Landstädtchen, namentlich Badeorten und Sommerfrischen; deren Lager werden meist von Händlern größerer Städte versehen, die dort nicht selten zweifelhafte Stücke leichter an den Mann bringen. Die Händler der großen Städte haben in den kleinen und auf dem Lande ihre Agenten, die oft ganz systematisch eine Gegend nach passenden Stücken absuchen. Lagerkataloge mit Preisangabe hat bis jetzt nur eine Münchener Handlung ausgegeben. Einige Handlungen (J. M. Heberle in Köln, dann auch R. Lepke in Berlin) beschäftigen sich vorzugsweise mit der kommissionsweisen Versteigerung von Sammlungen, über welche prächtig ausgestattete Kataloge herausgegeben werden. Köln ist infolge seiner günstigen geogr. Lage und der Rührigkeit der Firma Heberle der Hauptplatz für Auktionen geworden. Die Zahl der Stücke ersten Ranges ist im A. geringer geworden, da dieselben immer mehr in feste Hände übergehen; für Stücke niedern Ranges, die man früher kaum beachtete, werden jetzt hohe Preise bezahlt, da die Nachfrage infolge der Errichtung zahlreicher Museen, namentlich auch in Amerika, und der Zunahme der Sammelliebhaberei bedeutend gestiegen ist. Es ist seit einigen Jahren auch eine Rückwärtsbewegung des A. von Westen nach Osten, von England und Frankreich nach Deutschland, eingetreten. Die Zahl und die Qualität der Fälschungen hat so zugenommen, daß auch der Kenner die größte Vorsicht beobachten muß und doch vor Täuschung nicht sicher ist. - Vgl. Eudel, Le Truquage (Par. 1884; deutsch von Bucher u. d. T. Die Fälscherkünste, Lpz. 1885). Den Verkehr zwischen Sammlern, Händlern und Museen vermitteln in Deutschland die "Antiquitäten-Zeitschrift" von Forrer (Straßb. 1889 fg.) und "Der Sammler", Herausgeber Hans Brendicke (Stuttg. 1880-85; Berl. 1885 fg.), welche auch regelmäßig Preisverzeichnisse der größern Auktionen bringen.

Antirenters (spr. ännti-) wurden diejenigen Ansiedler im Staate Neuyork genannt, welche die in den Hudsonstromländern noch vorhandenen Überreste des von der Niederländisch-Westindischen Compagnie eingeführten Lehnswesens bekämpften, seit 1838 sich in Vereinen (Anti-rent-associations) organisierten und viele Gewaltthaten gegen die Rentner verübten. Später bildeten sie sich zu einer polit. Partei aus, deren Thätigkeit es gelang, die meisten von dem Lehnsverhältnisse noch übrigen Härten wesentlich zu mildern. Seit 1847 verschwand die Agitation mehr und mehr, wenn auch die Landlords sich nur mit Widerwillen der Entscheidung der Gerichtshöfe fügten. Nur im Juli 1869 führte das rücksichtslose Auftreten der erstern im County Rensselaer aufs neue zu Feindseligkeiten zwischen ihnen und den Pächtern. - Vgl. E. P. Cheyney, The Anti-Rent Agitation in the State of New York (Philad. 1887).

Antirrhinum L., Löwenmaul, Pflanzengattung aus der Familie der Scrophulariaceen (s. d.) mit gegen 25 Arten in der nördlichen gemäßigten Zone; Kräuter, bisweilen am Grunde holzig, meist zweijährig, charakterisiert durch die maskierte, aber nicht gespornte Blumenkrone der meist ansehnlichen und schöngefärbten, bald einzeln in den Blattachseln stehenden, bald zu Ähren oder Trauben vereinigten Blüten. Am bekanntesten ist das große oder Gartenlöwenmaul, auch Löwenschnäuzchen und Dorant genannt, A. majus L., eine südeurop. Pflanze, überall als Ziergewächs in Gärten und oft verwildert. Viele Varietäten und Spielarten sind von ihr gezüchtet, nach Größe, Form und Färbung der Blumenkrone unterschieden und verschieden benannt (z. B. A. purpureum, caryophyloides, fulgens, bicolor, Youngianum, Arlequin u. s. w.). Auch A. latifolium in Südfrankreich und A. sempervirens der Pyrenäen werden zur Zierde kultiviert. Alle diese Arten kommen in unsern Gärten ohne besondere Pflege im freien Lande fort, höchstens die beiden letzten brauchen eine Winterbedeckung. Man vermehrt sie durch Samen oder, wenn man die Varietät erhalten will, durch Stecklinge. Wild wächst bei uns bloß eine ebenfalls zweijährige Art, das A. Orontium L., mit kleinen, rosenroten, achselständigen Blüten, ein Unkraut unter dem Getreide.

Antisana, ein vulkanischer Gipfel von 5756 m Höhe auf der östl. Cordillerenkette in der südamerik. Republik Ecuador, 75 km südöstlich von Quito, unter 0° 30' südl. Br. An seinen Abhängen be-^[folgende Seite]