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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Antiscii; Antiscorbutica; Antisemitismus; Antisepsis; Antiseptisch

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Antiscii - Antiseptisch

finden sich vier erloschene Krater. Er wurde im März 1880 von Whymper erstiegen. Noch 1767 ergoß er einen Lavastrom und 1803 rauchte er beim Ausbruch des Cotopaxi. An seinem Abhange in 4090 m Höhe das berühmte Tambo de A., eine der höchsten bewohnten Ortschaften der Erde.

Antiscii (grch.), s. Ascii.

Antiscorbutica, s. Antiskorbutika.

Antisemitismus, Bekämpfung der Eigentümlichkeiten des Judentums, namentlich Bezeichnung für die in neuester Zeit besonders in Deutschland, Rußland und Österreich-Ungarn, in schwächerm Maße auch in Frankreich hervortretende Bewegung, die sich die Zurückdrängung des jüd. Einflusses auf wirtschaftlichem, gesellschaftlichem und geistigem Gebiete zum Ziele setzt. In Deutschland tauchte die antisemit. Bewegung zu Ende der siebziger Jahre auf, befördert durch die Eindrücke der sog. Gründerzeit und durch den konservativen Umschwung in der innern Politik seit 1879. Litterarisch wurde die Bewegung vorbereitet namentlich durch die Schriften von Wilhelm Marr, "Der Sieg des Judentums über das Germanentum" (Bern 1873); Otto Glagau, "Der Börsen- und Gründungsschwindel in Berlin" (Lpz. 1876) und (als 2. Teil) "Der Börsen- und Gründungsschwindel in Deutschland" (ebd. 1877), und Eugen Dühring, "Die Judenfrage als Rassen-, Sitten- und Kulturfrage" (2. Aufl., Karlsr. 1881). Von großer Wirkung war dann seit 1878 das Auftreten des Hofpredigers Stöcker in Berlin in den Versammlungen der Christlich-socialen Partei (s. d.). (Vgl. Stöcker, Das moderne Judentum in Deutschland, Berl. 1880.) Die Erregung wuchs 1880 und führte zu einem heftigen Broschürenkampf, an dem sich auch Gelehrte wie Treitschke ("Ein Wort über unser Judentum", Berl. 1880) und Mommsen ("Auch ein Wort über unser Judentum", ebd. 1881) beteiligten. 1880 wurde eine Antisemitenliga gegründet. Dann schied sich die Bewegung in eine sich mehr den Konservativen und Christlich-socialen nähernde Richtung unter Liebermann von Sonnenberg und Bernh. Förster, die im März 1881 den Deutschen Volksverein gründeten, und in eine radikalere, den Rassengegensatz schärfer betonende, die von Ernst Henrici und dem Socialen Reichsverein vertreten wurde. Auf einem Kongreß zu Cassel wurde 1886 eine Deutsche Antisemitische Vereinigung gegründet und gleichzeitig in Hessen, begünstigt durch die bäuerlichen Verhältnisse daselbst, eine eifrige lokale Agitation betrieben, an deren Spitze der Reichstagsabgeordnete Boeckel stand. Auf einem Kongreß der verschiedenen antisemit. Richtungen zu Bochum 1889 schloß sich die Mehrheit als Deutsch-sociale antisemitische Partei unter Liebermann von Sonnenberg zusammen, während die Minderheit unter Boeckel und Zimmermann eine Antisemitische Volkspartei gründete, die im Lauf der folgenden Jahre noch mehrmals den Namen wechselte. Bei den Reichstagswahlen 1890 erlangten die Antisemiten fünf Mandate in Hessen. Als bei den Wahlen von 1893 ihre Zahl auf 16 gestiegen war, schloß sich der größere Teil unter Vorsitz Boeckels zur Deutschen Reformpartei zusammen, während die Deutschsocialen eine Sondergruppe bildeten. Im Okt. 1894 vereinigten sich in Eisenach die beiden Hauptrichtungen zur Deutsch-socialen Reformpartei unter Liebermann von Sonnenberg und Zimmermann. Der Abgeordnete Ahlwardt, dessen Agitationsweise (seit 1890) unerquickliches Aufsehen erregte, wurde aus der Reichstagsfraktion ausgeschlossen. Mit Boeckel, der austrat, gründete er eine neue antisemit. Volkspartei, die Juni 1895 ihren ersten Parteitag in Berlin abhielt. - Vgl. Lehnhardt, Die antisemit. Bewegung in Deutschland (Zürich 1884); Liebermann von Sonnenberg, Beiträge zur Geschichte der antisemit. Bewegung (Berl. 1885); Fritsch, Antisemiten-Katechismus (25. Aufl., Lpz. 1893). - In Österreich förderte den A. anfangs besonders der deutschnationale G. von Schönerer. Da dieser aber auch gegen die Liberalen als "Judenfreunde" eiferte, so schlossen sich bald auch die Klerikalen der Bewegung an und nahm diese einen vorherrschend antiliberalen Charakter an. Der Führer dieser Richtung ist der Wiener Advokat Lueger. Besonders in Wien breitete sich der A. stark aus. Bei den Reichsratswahlen vom März 1891 wurden in Niederösterreich 13 Antisemiten (unter 37 Abgeordneten) gewählt; im Wiener Gemeinderat erlangten sie 1895 eine so starke Mehrheit, daß sie die Wahl Luegers zum Bürgermeister durchsetzen konnten. - In Frankreich wurde der A. erweckt durch Drumonts Buch "La France juive" (Par. 1886). - In Rußland trat zu den socialen Ursachen des A. noch religiöser Fanatismus hinzu. Den Anstoß zur Bewegung gaben die tumultuarischen Judenverfolgungen 1881 in Südrußland und in Polen. Am 3. Sept. 1881 wurde eine Kommission zur Untersuchung der Judenfrage eingesetzt, die 15. März 1882 einige die Rechte der Juden beschränkende Punkte aufstellte. Nach und nach wurden die Maßregeln gegen die Juden verschärft, so daß seit 1891 eine starke Auswanderung derselben erfolgte. - Vgl. von Brüggen, Rußland und die Juden (Lpz. 1882), und im allgemeinen noch Lombroso, Der A. und die Juden im Lichte der modernen Wissenschaft (deutsch von Kurella, ebd. 1894).

Antisepsis, Antiseptik, die antiseptische Wundbehandlung, s. Antiseptisch.

Antiseptisch (grch., "fäulniswidrig") heißen in der Medizin diejenigen Mittel, welche die an offenen Wundflächen, z. B. nach größern Operationen oder schweren Quetschungen, zuweilen eintretenden Zersetzungsprozesse verhindern oder die im Blute bereits eingetretenen Veränderungen wieder aufheben sollen. Solange man die Ursache der Fäulnis noch nicht kannte, begnügte man sich damit, durch Kälte, durch Metallsalze, Kreosot u. s. w. die Zersetzung, wie man meinte, zu verhindern. Mit der Annahme Gay-Lussacs, daß der Zutritt des Sauerstoffs die Fäulnis bewirke, glaubte man in der Abhaltung desselben eine wichtige antiseptische Mahregel zu erblicken. Pasteur wies aber nach, daß nicht der Sauerstoff, sondern lediglich die in der atmosphärischen Luft suspendierten kleinsten Mikroorganismen (s. Bakterien) die eigentlichen Fäulniserreger sind. Diese durch vielfache Experimente gestützte Ansicht ist zuerst durch Lister (s. d.) mit großem Erfolge in der Chirurgie praktisch verwertet worden. Nach Lister wird mittels eines besondern Zerstäubungsapparats während der ganzen Operation ein Carbolsäurenebel erzeugt, der die Fäulniserreger vor ihrer Niederlassung auf die Wunde bereits unschädlich macht. Erst nach dem Anlegen des mit Carbolsäure getränkten Verbandes, welcher nun seinerseits den Zutritt jener Keime verhindert, wird die Zerstäubung unterbrochen. Neuerdings ist dieser ursprüngliche Listersche