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Aquafortist – Aquarellmalerei
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Aquädukt'
Croton-Aquädukt bei Neuyork (1837–42), der A. der Wasserleitung zu Paris, darunter der
Pont aqueduc de la croix du grand maitre (2000 m lang, mit 177 Bogen bis zu
80 m Spannweite), der A. der Yonne (1500m Länge, bis 40m Spannweite) erbaut. Ferner die A. der Wiener
Wasserleitung bei Baden (bis 15,2 m Spannung und 23 m Höhe mit 43 Öffnungen),
Liesing (665 m lang, 17 m hoch, 44 Öffnungen) und Speising (1870–73). Auch die zur Zeit am weitesten frei
gespannten Steinbögen (69,5 m Spannweite) der Cabin-John-Brücke bei Washington
tragen eine Wasserleitung. Die Ausdehnung des Netzes der Schiffahrtskanäle in Frankreich, Großbritannien und
Deutschland hat gleichfalls zu größern Bauwerken dieser Art Veranlassung geboten, z. B. die A. des
Bridgewaterkanals über den Irwell, des Sarrekanals u. s. w. Eine besondere Art von A. hat der moderne
Eisenbahnbau geschaffen, zu dem Zwecke, um z. B. einen Gebirgsbach über den Bahndamm hinwegzuleiten u. s. w. So
mehrfach in den Alpen, z. B. an der Brennerbahn (Fig. 3).
Figur 3: Aquädukt einer Alpenbahn
Hölzerne A. (meist
Gerinne genannt, s. d.) finden sich nur bei Anlagen von
geringerer Ausdehnung oder für geringere Dauer. Sie bestehen aus einem hölzernen Leitungskanal, welcher auf
Holz- oder Steinpfeilern ruht.
Eiserne A. werden häufig angelegt, wenn die Höhe, in der ein Kanal über
eine Schlucht, einen Fluß, über eine Eisenbahn u. s. w. geführt werden soll, nur eine geringe ist, so daß sich
Steinbogen nicht zur Ausführung eignen. Man bedient sich dazu eiserner Kasten, die den Kanal umfassen und
entweder auf Steinpfeilern ruhen oder an Ketten, wie bei Kettenbrücken, aufgehangen werden. Gußeiserne A.
finden sich schon früh in England; doch hat man in neuerer Zeit auch hier das Schmiedeeisen an Stelle des
Gußeisens treten lassen; so findet man einen eisernen A. bei Saaralben in Deutsch-Lothringen.
Aquamarin, beliebter, aber nicht kostbarer blaßgrüner Schmuckstein, eine Abart des
Berylls. Auch die grünen und blauen Abarten des Topases kommen als echter oder orientalischer A. in den Handel.
Aquarellmalerei (ital. acquarello), die Malerei
mit Wasserfarben. Man arbeitet entweder die Zeichnung mit Sepia, Chinesischer Tusche u. s. w. vor und überlegt
sie dann mit lasierenden, durchsichtigen Farben oder man schattiert ohne jene Untertuschung mit
↔ gebrochenen Farben auf transparente. Meistens bedient man sich der Saftfarben, ihres
durchsichtigen Charakters wegen; doch sind auch die von Natur mehr deckenden Erdfarben in Gebrauch. Das
gewöhnliche Bindemittel ist das arab. Gummi; ferner werden verwendet Honig, Ochsengalle u. a. Bilder in sehr
kleinem Maßstabe auf Pergament, geleimtem Papier oder Elfenbein gehören der Miniaturmalerei an. Der letztere
Kunstzweig ist sehr alt, doch ist das Aufkommen eines eigenen malerischen Stils in diesem Fache erst eine
Erscheinung der Neuzeit, wenn auch mit Wasserfarben schon in der Schule Giottos gemalt wurde. – Vgl. Jännicke,
Handbuch der A. (5. Aufl., Stuttg. 1893); M. Schmidt, Technik der A. (6. Aufl., Lpz. 1890); Barret, Anleitung
zur A. (aus dem Englischen, 6. Aufl., Stuttg. 1889); Bouffier, Anleitung zur A. (Wiesb. 1891); L. H. Fischer,
Die Technik der A. (5. Aufl., Wien 1892).
Der Ursprung der A., die in England zuerst ihre Ausbildung erhielt, geht
auf Francis Barlow (geb. um 1626) zurück. Michel Angelo Rooker (geb. 1743), Thomas Hearne (gest. 1834) und
W. Payne führten die Kunst fort; John Robert Cozens (gest. 1794), der als Begründer der A. betrachtet werden
kann, legte mit Braun und Grau an und gab den lichten Stellen einen Hauch von roter oder blauer Farbe. Girtin
(gest. 1802) betonte die Unterlage kräftiger und war in der Farbenverteilung sehr geschickt. Ihnen folgte
John Sell Cotman (gest. 1842) mit Darstellungen italischer und nordischer Natur. Den Landschaftsmalern
schlossen sich die Figurenmaler Josua Cristall (gest. 1847) und Henry Liverseege (gest. 1832) an mit einer bei
diesem Darstellungskreise sich von selbst mehr vordrängenden Färbung. Der originelle Turner gab die
Untertuschung auf und legte gleich in Farben an; er benutzte die den Aquarellfarben eigentümliche Leuchtkraft
zu meisterlichen Lichtwirkungen. Diese Art beginnt von 1800 an. Die erste «Gesellschaft von Malern in
Wasserfarben» (Society of Painters in water colors) wurde 1805 gegründet;
ihr ist später eine sog. Neue Gesellschaft (New Society, seit 1863
Institute of Painters in water colors) gefolgt. In den ersten 20 Jahren
bildete sich eine Schule, welche man die des reines Stils nennen kann, insofern die Mittel dieser
Darstellungsart in ihrer ganzen Kraft entwickelt erscheinen und dabei ihr Charakter festgehalten wird. Die
Chemie unterstützte die Bestrebungen durch Auffindung und Herstellung dauerhafterer Farben. Von diesen
Künstlern sind zu nennen: Samuel Fielding (gest. 1855) und Peter de Wint (gest. 1849), Landschaftsmaler im
großen Stil, und Anthony Bandyke Copley Prout (gest. 1852), der Architekturen fast aller Hauptstädte Europas
schildert, aber alles in derselben klaren und hellen Beleuchtung giebt. David Cox (gest. 1859) dagegen malte
die Schönheit der heimatlichen Natur in breitem, wirkungsvollem Vortrag. Treffliche Figurendarstellungen,
namentlich aus dem Orient, lieferte John Frederic Lewis (gest. 1876). Andere Figurenbilder (Einzelgestalten von
Betenden, Singenden, Lesenden, Waisenkindern u. s. w., oft bis zur Lebensgröße) malte William Henry Hunt
(gest. 1864), der auch vorzügliche Blumen- und Fruchtstücke sowie Stilleben lieferte. Einem neuern Kreise, der
mehr oder weniger an das Gebiet der Ölmalerei streift, gehört George Cattermole (gest. 1868) an, der bei
breitem, lebendigem, pastellartigem Vortrage historische oder Shakespeares Dramen entnommene Stoffe liebt;
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 773.