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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Aquafortist; Aquamarin; Aquarellfarbendruck; Aquarellmalerei

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Aquafortist – Aquarellmalerei

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Aquädukt'

Croton-Aquädukt bei Neuyork (1837–42), der A. der Wasserleitung zu Paris, darunter der Pont aqueduc de la croix du grand maitre (2000 m lang, mit 177 Bogen bis zu 80 m Spannweite), der A. der Yonne (1500m Länge, bis 40m Spannweite) erbaut. Ferner die A. der Wiener Wasserleitung bei Baden (bis 15,2 m Spannung und 23 m Höhe mit 43 Öffnungen), Liesing (665 m lang, 17 m hoch, 44 Öffnungen) und Speising (1870–73). Auch die zur Zeit am weitesten frei gespannten Steinbögen (69,5 m Spannweite) der Cabin-John-Brücke bei Washington tragen eine Wasserleitung. Die Ausdehnung des Netzes der Schiffahrtskanäle in Frankreich, Großbritannien und Deutschland hat gleichfalls zu größern Bauwerken dieser Art Veranlassung geboten, z. B. die A. des Bridgewaterkanals über den Irwell, des Sarrekanals u. s. w. Eine besondere Art von A. hat der moderne Eisenbahnbau geschaffen, zu dem Zwecke, um z. B. einen Gebirgsbach über den Bahndamm hinwegzuleiten u. s. w. So mehrfach in den Alpen, z. B. an der Brennerbahn (Fig. 3).

Aquädukt einer Alpenbahn
Figur 3: Aquädukt einer Alpenbahn

Hölzerne A. (meist Gerinne genannt, s. d.) finden sich nur bei Anlagen von geringerer Ausdehnung oder für geringere Dauer. Sie bestehen aus einem hölzernen Leitungskanal, welcher auf Holz- oder Steinpfeilern ruht.

Eiserne A. werden häufig angelegt, wenn die Höhe, in der ein Kanal über eine Schlucht, einen Fluß, über eine Eisenbahn u. s. w. geführt werden soll, nur eine geringe ist, so daß sich Steinbogen nicht zur Ausführung eignen. Man bedient sich dazu eiserner Kasten, die den Kanal umfassen und entweder auf Steinpfeilern ruhen oder an Ketten, wie bei Kettenbrücken, aufgehangen werden. Gußeiserne A. finden sich schon früh in England; doch hat man in neuerer Zeit auch hier das Schmiedeeisen an Stelle des Gußeisens treten lassen; so findet man einen eisernen A. bei Saaralben in Deutsch-Lothringen.

Aquafortist (lat.), s. Eau forte.

Aquamarin, beliebter, aber nicht kostbarer blaßgrüner Schmuckstein, eine Abart des Berylls. Auch die grünen und blauen Abarten des Topases kommen als echter oder orientalischer A. in den Handel.

Aquarellfarbendruck, s. Farbendruck.

Aquarellmalerei (ital. acquarello), die Malerei mit Wasserfarben. Man arbeitet entweder die Zeichnung mit Sepia, Chinesischer Tusche u. s. w. vor und überlegt sie dann mit lasierenden, durchsichtigen Farben oder man schattiert ohne jene Untertuschung mit ↔ gebrochenen Farben auf transparente. Meistens bedient man sich der Saftfarben, ihres durchsichtigen Charakters wegen; doch sind auch die von Natur mehr deckenden Erdfarben in Gebrauch. Das gewöhnliche Bindemittel ist das arab. Gummi; ferner werden verwendet Honig, Ochsengalle u. a. Bilder in sehr kleinem Maßstabe auf Pergament, geleimtem Papier oder Elfenbein gehören der Miniaturmalerei an. Der letztere Kunstzweig ist sehr alt, doch ist das Aufkommen eines eigenen malerischen Stils in diesem Fache erst eine Erscheinung der Neuzeit, wenn auch mit Wasserfarben schon in der Schule Giottos gemalt wurde. – Vgl. Jännicke, Handbuch der A. (5. Aufl., Stuttg. 1893); M. Schmidt, Technik der A. (6. Aufl., Lpz. 1890); Barret, Anleitung zur A. (aus dem Englischen, 6. Aufl., Stuttg. 1889); Bouffier, Anleitung zur A. (Wiesb. 1891); L. H. Fischer, Die Technik der A. (5. Aufl., Wien 1892).

Der Ursprung der A., die in England zuerst ihre Ausbildung erhielt, geht auf Francis Barlow (geb. um 1626) zurück. Michel Angelo Rooker (geb. 1743), Thomas Hearne (gest. 1834) und W. Payne führten die Kunst fort; John Robert Cozens (gest. 1794), der als Begründer der A. betrachtet werden kann, legte mit Braun und Grau an und gab den lichten Stellen einen Hauch von roter oder blauer Farbe. Girtin (gest. 1802) betonte die Unterlage kräftiger und war in der Farbenverteilung sehr geschickt. Ihnen folgte John Sell Cotman (gest. 1842) mit Darstellungen italischer und nordischer Natur. Den Landschaftsmalern schlossen sich die Figurenmaler Josua Cristall (gest. 1847) und Henry Liverseege (gest. 1832) an mit einer bei diesem Darstellungskreise sich von selbst mehr vordrängenden Färbung. Der originelle Turner gab die Untertuschung auf und legte gleich in Farben an; er benutzte die den Aquarellfarben eigentümliche Leuchtkraft zu meisterlichen Lichtwirkungen. Diese Art beginnt von 1800 an. Die erste «Gesellschaft von Malern in Wasserfarben» (Society of Painters in water colors) wurde 1805 gegründet; ihr ist später eine sog. Neue Gesellschaft (New Society, seit 1863 Institute of Painters in water colors) gefolgt. In den ersten 20 Jahren bildete sich eine Schule, welche man die des reines Stils nennen kann, insofern die Mittel dieser Darstellungsart in ihrer ganzen Kraft entwickelt erscheinen und dabei ihr Charakter festgehalten wird. Die Chemie unterstützte die Bestrebungen durch Auffindung und Herstellung dauerhafterer Farben. Von diesen Künstlern sind zu nennen: Samuel Fielding (gest. 1855) und Peter de Wint (gest. 1849), Landschaftsmaler im großen Stil, und Anthony Bandyke Copley Prout (gest. 1852), der Architekturen fast aller Hauptstädte Europas schildert, aber alles in derselben klaren und hellen Beleuchtung giebt. David Cox (gest. 1859) dagegen malte die Schönheit der heimatlichen Natur in breitem, wirkungsvollem Vortrag. Treffliche Figurendarstellungen, namentlich aus dem Orient, lieferte John Frederic Lewis (gest. 1876). Andere Figurenbilder (Einzelgestalten von Betenden, Singenden, Lesenden, Waisenkindern u. s. w., oft bis zur Lebensgröße) malte William Henry Hunt (gest. 1864), der auch vorzügliche Blumen- und Fruchtstücke sowie Stilleben lieferte. Einem neuern Kreise, der mehr oder weniger an das Gebiet der Ölmalerei streift, gehört George Cattermole (gest. 1868) an, der bei breitem, lebendigem, pastellartigem Vortrage historische oder Shakespeares Dramen entnommene Stoffe liebt;

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 773.