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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Arabische Sprache und Litteratur

Geschichte" (hg. von Wüstenfeld, Gött. 1850). Um diese Zeit begann man bereits die in alter Zeit beliebte Hadithform der Darstellung zu verlassen; doch wurde diese in dem großen Geschichtswerke des Al-Tabarî (gest. 921), der die Geschichte bis zum Jahre 302 der Hidschra (= 914 n. Chr.) fortführt, in gewissenhafter Weise zur Geltung gebracht. Universalhistorisch mit Rücksicht auf nichtarab. Völker ist das Werk des Hamsa al-Ißfahâni (3. Viertel des 10. Jahrh.) gehalten ("Annalium libri X", arabisch und lateinisch von Gottwaldt, Lpz. 1844-48); von außerordentlicher Wichtigkeit für die Kulturgeschichte des Islam ist das Werk des Maß'udi (s. d.). Eine wichtige Quelle für die Abbâsidengeschichte sind die "Erfahrungen der Völker" (hg. von de Goeje, "Fragmenta historicorum arabicorum", 2 Bde., Leid. 1809-72) von Ibn Miskaweihi (gest. 1030), dessen Darstellung bis 982 reicht. Die Geschichte des Chalifats bis zur Einnahme Bagdads durch Hulagu Chan schrieb in abbâsidenfeindlichem Sinne 1302 Ibn al-Tiktaka u. d. T. Al-Fachri (hg. von Ahlwardt, Gotha 1860). Unter den hervorragendsten histor. Schriftstellern dieser spätern Zeit sind zu nennen: Ibn al-Athir (s. d.), Abulfeda (s. d.), Al-Nuweiri (gest. 1331), Abul Mahâsin (gest. 1469; dessen "Annales" hg. von Juynboll und Matthes, 2 Bde., Leid. 1855-61). In knapper und dabei anziehender Weise beschreibt die Geschichte der Chalifen Dschelâl al-din Al-Sujutî (gest. 1505), dessen Târich al-Chulafâ (Kalkutta 1857, Kairo 1305 der Hidschra) eine wichtige Quelle für die Kenntnis der spätern abbâsidischen Scheinchalifen in Ägypten ist, deren Geschichte er bis zu seiner eigenen Lebenszeit behandelt. An wirklicher histor. Konzeption überragt alle diese Chronisten und Annalisten der größte arab. Geschichtschreiber Ibn Chaldun (s. d.), der seine Geschichtsdarstellung auf philos. Betrachtung der Gesellschaft aufgebaut hat. - Auch christliche Gelehrte haben Anteil an der histor. Litteratur der Araber; in dieser Reihe ragen hervor: Eutychius, mit arab. Namen Said ibn al-Batrik (gest. 939), melchitischer Patriarch von Alexandria ("Annales", hg. von Pococke, 2 Bde., Oxf. 1658-59), Georgius Elmakin (Ibn al-Amid, gest. 1273), der in Ägypten in militär. Diensten stand ("Historia Saracenica", arabisch und lateinisch von Thom. Erpenius, Leid. 1625; auch in engl. und franz. Übersetzungen bekannt) und Abulfaradsch Gregorius Barhebräus (gest. 1286), Bischof, später Primas der Jakobiten in Syrien ("Historia dynastiarum", arabisch und lateinisch von Pococke, Oxf. 1663; deutsch von Lorenz Bauer, 2 Bde., Lpz. 1783-85). - Überaus reichhaltig ist die arab. Litteratur an Specialgeschichtswerken über einzelne Provinzen, Länder und Gebiete des Islam; andalus. und nordafrik. Gelehrte beschäftigten sich fleißig mit der Darstellung der mohammed. Geschichte im Westen; der Marokkaner Ibn Adharî schrieb Ende des 13. Jahrh. ein solches Specialwerk, das Dozy u. d. T. "Historie de l'Afrique et de l'Espagne" (2 Bde., Leid. 1848-51) herausgegeben hat, Ibn al-Chatîb (gest. 1374) die Geschichte der Chalifen im Orient, Spanien und Afrika; aus ältern Quellen schöpfte Al-Makkari (gest. 1631) sein großes Werk, das namentlich für Litteraturgeschichte eine ergiebige Fundgrube ist ("Analectes sur l'histoire et la littérature des Arabes d'Espagne", hg. von Dozy, Dugat, Krehl, Wright, 2 Bde., Leid. 1855-61; bereits früher übersetzt von Pascual de Gayangos "History of the mohammedan dynasties in Spain", 2 Bde., Lond. 1840-43); die Geschichte der mohammed. Dynastien in Nordafrika bearbeiteten Ibn Abî-Zar im 13. Jahrh. ("Annales regnum Mauritaniae)", arabisch und lateinisch von Tornberg, 2 Bde., Ups. 1843-46; deutsch von Dombay, 2 Bde., Agram 1794-97) und Mohammed ibn Abî l-Kairuwâni ("Historie de l'Afrique", übersetzt von Pellissier und Rémusat, Par. 1845); die Almohadengeschichte beschrieb im 13. Jahrh. Abd al-Wâhid al-Marrâkoschî (hg. von Dozy, 2. Ausg., Leid. 1881), die der Almohaden und Hafßiden schilderte im 15. Jahrh. Abdallâh al-Zarkaschî (hg. Tunis 1289 der Hidschra). Die arab. Quellen für die Geschichte der Abbâdiden hat Dozy ("Scriptorum arabum loci de Abbadidis", 3 Bde., Leid. 1846-63) gesammelt. Die geschichtlichen Darstellungen der modammed. Herrschaft in Sicilien sind in Amaris "Biblioteca arabo-sicula" (Lpz. 1855-87) vereinigt. Das heilige Gebiet von Mekka und seine Geschichte war vom 9. Jahrh. an bis in die neueste Zeit Gegenstand monogr. Behandlung, die wichtigsten Werke dieser Art bis ins 16. Jahrh. sind in den "Chroniken der Stadt Mekka" (hg. von Wüstenfeld, 4 Bde., Lpz. 1858-61) gesammelt. Sehr wertvolle Monographien besitzen wir über die Geschichte und Topographie Ägyptens; hervorragend auf diesem Gebiete ist Abd al-Latif (s. d.), ein einzigartiges Werk ist das Chitat (2 Bde., Bulak 1270 der Hidschra) von Al-Makrîzî (gest. 1441), aus dem Quatremères "Histoire des Sultans Mamlouks de l'Égypte" (2 Bde., Par. 1837-45) geflossen ist, und dem in neuester Zeit der ägypt. Staatsmann Ali Pascha Mubarek ein die neueste Geschichte berücksichtigendes Werk in arab. Sprache (20 Tle., Kairo 1306 der Hidschra) an die Seite gesetzt hat; ein Quellenwerk für die polit. und Kulturgeschichte Ägyptens ist Al-Sujutîs Husn al-muhâdhara (2 Bde., Kairo 1299 der Hidschra). Für die Geschichte der Kreuzzüge sind wichtige Quellenschriften das Werk des Imâd ed-din al-Ißfahânî (gest. 1030) u. d. T. "Conquéte de la Syrie et de la Palestine", hg. von Landberg (Leid. 1888), und Abu Schâmas Geschichte der Regierungen von Nureddin und Saladin (2 Bde., Kairo 1287-88 der Hidschra), woraus in deutscher Sprache Goergens Auszüge veröffentlicht hat. Der oben erwähnte Imâd ed-dîn schrieb auch eine Geschichte der Seldschuken (Bearbeitung von Albundâri, hg. von Houtsma, Leid. 1889). - Über viele der bedeutenden Städte des Islam giebt es Monographien, die sich hauptsächlich auch mit Gelehrtengeschichte beschäftigen. Die Geschichte von Bagdad schrieb Abu Bekr al-Chatib (gest. 1070), über Aleppo Ibn Schihna (gest. 1485), ein riesiges Werk über Damaskus schrieb Ibn Asâkir (gest. 1175). - Sehr zahlreich sind alphabetisch geordnete biographische Werke; die brauchbarsten sind: Ibn Hadschars (gest. 1448) bändereiches Werk über die Biographien der Zeitgenossen Mohammeds (Kalkutta seit 1856), Al-Nawawis (gest. 1277) "Biographical Dictionary of illustrous men chiefly at the beginning of Islamism" (hg. von Wüstenfeld, Gött. 1842-47), das biogr. Lexikon von Ibn Challikân (s. d.), das in Al-Kutubî (gest. 1362) einen Fortsetzer gefunden hat (2 Bde., Bulak 1283 u. 1299 der Hidschra). Fast jeden Zweig der Wissenschaften begleitet eine Litteratur von biogr. Werken über seine hervorragendsten Vertreter; ein für die Geschichte der Wissenschaften viel benutztes Werk ist die Geschichte der Ärzte in Biographien von Ibn Abî Ußeibia (s. d.).