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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Arboreszent - Arbutus

(hg. von Martini 1846), schienen die dunkeln Zeiten der mittelalterlichen Geschichte Sardiniens aufklären zu sollen, wurden aber von Dove und Jaffé als Fälschung erwiesen. - Vgl. Mannelli, Le constituzioni di Eleonora giudicessa d'A. (Rom 1805); Neigebaur, Die Insel Sardinien (2. Aufl., Lpz. 1856); Dove, De Sardinia insula (Berl. 1866).

Arboreszent (lat.), baumartig wachsend; Arboreszénz, baumartiger Wuchs.

Arboretum (vom lat. arbor, Baum), im allgemeinen eine Zusammenstellung von Gehölzen, bestimmt, dem Fachmann sowohl als auch dem Laien die Kenntnis derselben hinsichtlich ihrer Wachstumsverhältnisse und ihres ästhetischen Wertes zu erleichtern. Solche Zusammenstellungen giebt es teils in Verbindung mit Baumschulen, wie in der königl. Landesbaumschule zu Alt-Geltow-Potsdam und in Rixdorf-Berlin (Ökonomierat Späth), teils in besondern zu diesem Zwecke hergestellten Anlagen. In letzterm Falle läßt sich eine parkartige Anordnung sämtlicher Gehölze nach Familien oder nur Gattungen (Auegarten zu Cassel), sowie auch nach pflanzengeogr. Gesichtspunkten ermöglichen. Derartige, dem Publikum charakteristische Vegetationsbilder der verschiedensten Länder vorführende Anlagen sind der Park in Harbke-Neuhaldensleben, einer Besitzung der von Beltheimschen Familie, das von dem Fürsten Pückler angelegte A. zu Muskau und der Humboldtshain zu Berlin (eine Schöpfung Gustav Meyers).

Arborikultur (lat.), Baumzucht.

Arborisation (lat.), natürliche Laub- und Baumzeichnung auf Steinen.

Arbor vitae (des Kleinhirns), s. Gehirn.

Arbrissel, Robert von, s. Fontevrault (Orden von).

Arbroath (spr. ahrbrohth), früher Aberbrothock, alte Hafenstadt in der schott. Grafschaft Forfar, an der Mündung des Brothock in die Nordsee, 26 km im NO. von Dundee, hat einen kleinen, aber sichern und durch eine Batterie gedeckten Hafen, (1891) 22 960, als Parlaments- und Polizeibezirk 22 806 E., Segeltuch-, Leder- und Maschinenfabrikation, Flachs- und Jutespinnerei, Schiffbau und lebhaften Handel. Der Signalturm steht in Verbindung mit dem 18 km entfernten Bell-Rock-Leuchtturme. Vor der Stadt auf einer Anhöhe die geringen Überreste einer 1178 von König Wilhelm dem Löwen, der hier begraben ward, gegründeten Abtei, die eine der prächtigsten und reichsten Schottlands war. A. ist eins der Montrose Burghs (s. d.).

Arbues, Peter, span. Inquisitor, geb. 1442 zu Epila in Aragonien, studierte zu Huesca in Aragonien, seit 1469 zu Bologna Theologie, lehrte hier seit 1471 Moralphilosophie und ward 1474 Kanonikus von Saragossa. Er trat 1476 in den Orden der Augustiner und empfing 1477 die Priesterweihe. Am 4. Mai 1484 wurde A. durch den Großinquisitor Torquemada zum Inquisitor von Aragonien bestimmt. Infolge seines grausamen Verfahrens bildete sich eine Verschwörung gegen ihn; an ihrer Spitze standen zwei Männer, deren Verwandte er verurteilt hatte. Er wurde in der Nacht vom 14. zum 15. Sept. 1485 tödlich verwundet, als er an den Stufen des Altars kniend sein Gebet sprach, und starb 17. Sept. In Spanien wurde A. gleich als Märtyrer verehrt, von Papst Alexander VII. 1664 selig, von Pius IX. 1867 heilig gesprochen. W. von Kaulbach hat 1871 in einem Bilde A. dargestellt, wie er Ketzer zum Tode verurteilt. - Vgl. Zirngiebl, Peter A. und die span. Inquisition (3. Aufl., Münch. 1872); Lea, The martyrdom of San Pedro A. (Neuyork 1889).

Arbuse, soviel wie Wassermelone, s. Melone.

Arbuthnot (spr. áhrböthnott), John, engl. Arzt und Satiriker, geb. um 1666 zu A. bei Montrose, studierte in Aberdeen Medizin und begab sich nach London, wo er durch seine Fachschriften und seinen sarkastischen Witz Aufsehen erregte. Als eifriger Jakobit trat er mit Bolingbroke, Swift, Pope, Congreve und Prior in Verbindung, wurde 1704 Mitglied der Royal Society und 1709 Leibarzt der Königin Anna. Die in Popes Werken gedruckten "Memoirs of Martinus Scriblerus", eine Verspottung des Stubenwissens, sind hauptsächlich von A. geschrieben; Sterne benutzte sie in "Tristram Shandy". Das Hauptwerk A.s ist "History of John Bull" (Lond. 1712, oft ergänzt und abgedruckt), eine geistreiche Satire gegen den Herzog von Marlborough und die whiggistische Kriegspartei. Nach dem Tode Annas, 1714, verlor A. sein Amt und verfiel dadurch in zeitweise Schwermut, schrieb jedoch weitere, besonders mediz. Abhandlungen, auch "Tables of ancient coins, weights and measures" (Lond. 1727, 1754 u. ö.). Er starb 27. Febr. 1735. Die nachgelassenen satir. "Miscellaneous works of the late Dr. A." (2 Bde., Glasg. 1750 fg.) erklärte sein Sohn für unecht; sie enthalten aber sicher vieles von A. - Vgl. Aitken, Life and works of John A. (Lond. 1892).

Arbutin, eine organische Verbindung von der Zusammensetzung C12H16O7 ^[C<sub>12</sub>H<sub>16</sub>O<sub>7</sub>], die neben Methylarbutin, C13H18O7 ^[C<sub>13</sub>H<sub>18</sub>O<sub>7</sub>], aus dem wässerigen Auszug der Blätter von Bärentraube (Arctostaphylus officinalis Wimm. et Grab.,Arbutus uva ursi L.) durch Fällen mit Bleiessig und Zersetzen der Bleiverbindung mit Schwefelwasserstoff gewonnen wird. Es krystallisiert in weißen Nadeln mit 2 Molekülen Krystallwasser, schmilzt bei 167°, löst sich in kaltem Wasser schwer und schmeckt bitter. Seiner chem. Konstitution nach gehört das A. zu den Glykosiden und zerfällt beim Kochen mit verdünnten Säuren in Hydrochinon und Traubenzucker. Es ist ein wertvolles Heilmittel bei Blasenkatarrhen.

Arbutus L., Erdbeerbaum, Pflanzengattung aus der Familie der Ericaceen (s. d.) mit etwa 10 Arten meist in Nordamerika, aber auch in Europa; Sträucher und Bäume mit lederartigen, immergrünen, gezähnten Blättern und weißen oder rosenroten, in endständige Trauben oder Rispen gestellten Blüten, mit fünfteiligem Kelch, kugeliger oder krugförmiger Blumenkrone und fünffächerigem Fruchtknoten. Aus letzterm entwickelt sich eine kugelige, fleischig-saftige, äußerlich warzige oder gekörnelte Frucht, inwendig mit fünf vielsamigen Fächern. Die verbreitetste und bemerkenswerteste Art ist A. unedo L., der gemeine Erdbeerbaum (s. Tafel: Bicornen, Fig. 1), ein stattlicher Strauch oder kleiner Baum von 3 bis 5 m Höhe, mit rotrindigen Zweigen, großen, länglichen, lanzettförmigen, glänzendgrünen Blättern, hängenden Blütentrauben und 2-2,5 cm dicken, kugeligen, scharlachroten, erdbeerartigen Früchten von angenehmem säuerlich-süßem Geschmack. Dieser schöne Strauch findet sich wild in Südeuropa (schon in Südtirol und der südl. Schweiz, doch auch in Irland), besonders in Spanien (namentlich in der Sierra Morena), wo seine Früchte oft zahlreich auf den Markt gebracht werden. In Menge genossen wirken dieselben berauschend und verursachen Kopfschmerzen. Sie enthalten ziemlich viel Zucker und können zur Brannt-^[folgende Seite]