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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Arenberg-Meppen; Arendal; Arende; Arends; Arendsee; Arendts; Arène

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Arenberg-Meppen - Arène

1824, erbliches Mitglied des preuß. Herrenhauses, starb 28. März 1875 auf seinem Schlosse Héverlé bei Löwen in Belgien. Ihm folgte als Repräsentant der herzogl. Familie sein ältester Sohn Engelbert Prosper Ernst, geb. 10. Aug. 1872.

August Maria Raimund von A., Bruder des Herzogs Engelbert Ludwig, geb. 30. Aug. 1753 zu Brüssel, widmete sich früh dem Militärstande. Noch ziemlich jung, erhielt er von seinem Großvater mütterlicherseits, dem Grafen Ludwig von der Mark, dem Inhaber eines nach ihm benannten deutschen Infanterieregiments in franz. Diensten, dieses Regiment zu seinem Eigentume, unter der Bedingung, daß es auch in Zukunft den Namen behalten und der Inhaber den Namen eines Grafen von der Mark führen solle. Der Prinz ist daher auch unter dem Namen des Grafen von Lamarck bekannt. Mit dem Regimente ging A. 1780 während des engl.-amerik. Feldzugs nach Ostindien, von wo er nach fast zwei Jahren schwer verwundet zurückkehrte. Bei Ausbruch der Revolution in Brabant 1789 schloß er sich den Aufrührern an, zog sich jedoch bald von ihnen zurück und huldigte Leopold II. Im Beginn der franz. Revolution trat er in ein enges Freundschaftsverhältnis zu Mirabeau. Nach dessen Tode verließ er Frankreich und fand 1796 als österr. Unterhändler mit den franz. Behörden Verwendung. Später lebte er, mit litterar. Arbeiten beschäftigt, in Brüssel, wo er 26. Sept. 1833 starb. Sein Briefwechsel mit Mirabeau "Correspondance entre le comte de Mirabeau et le comte de Lamarck" (2 Bde., Brüss. 1851), hg. von Bacourt, ist eine wichtige Quelle für jene Zeit. Namen und Titel vererbte er auf seinen Sohn Engelbert Ernst, geb. 25. Mai 1777, gest. 20. Nov. 1857, dessen einzige Tochter, Prinzessin Eleonore, geb. 19. Febr. 1815, den Herzog Engelbert von A. heiratete und Mutter des jetzigen Herzogs ist.

Arenberg-Meppen, ehemals deutsches Herzogtum, umfaßt die Kreise Meppen, Hümmling und Aschendorf des preuß. Reg.-Bez. Osnabrück und hat 2196,62 qkm und (1890) 56 954 E. Das Gebiet gehört zu den Besitzungen des Herzogs von Arenberg und wurde 9. Mai 1829 von König Georg IV. von Hannover zum Herzogtum erhoben. Früher zerfiel es in das Stadtgebiet Papenburg und die 4 Amtsbezirke Meppen, Haselünne, Hümmling und Aschendorf mit 3 Städten und 121 Landgemeinden.

Arendal, Stadt im Amt Nedenäs an der Südostküste Norwegens und der Mündung der Nidelv, hat (1890) 4669 E., Post und Telegraph, ist Sitz des Amtmanns sowie eines deutschen Konsuls und teils auf Inseln und Felsenspitzen, teils auf Pfählen unmittelbar über dem Meer (deshalb auch "Klein-Venedig" genannt) höchst unregelmäßig erbaut; manche Straßen sind nichts anderes als Brücken zwischen den Häuserreihen. Infolge verheerender Feuersbrünste ist jedoch ein großer Teil der Stadt vollständig umgebaut. Der durch die vorliegende, bewaldete Insel Tromö geschützte Hafen ist vortrefflich und begünstigt den im Verhältnis zur Größe und Einwohnerzahl der Stadt bedeutenden Handel, der (1889) 285 eigene Fahrzeuge mit einer Tragfähigkeit von 138 739 t und einer Besatzung von 3485 Mann beschäftigte. Ausgeführt werden Holzwaren und das in der Nähe gewonnene Eisen.

Arende, s. Arrende.

Arends, Leopold Alexander Friedr., Begründer eines weitverbreiteten Stenographiesystems, geb. 1. Dez. 1817 zu Rakishi bei Wilna in Rußland, studierte in Dorpat Naturwissenschaften, Sprachwissenschaft und Philosophie und siedelte 1844 nach Berlin über, wo er ebenfalls sprachwissenschaftlichen Studien oblag und 22. Dez. 1882 starb. Nach mehr als zehnjährigen Arbeiten und Versuchen auf dem Gebiete der Stenographie veröffentlichte A. seinen "Leitfaden einer rationellen Kurzschrift" (Berl. 1860; 21. Aufl. 1893). (S. Stenographie.) Sein System fand vielfach Anklang, auch im Auslande, insbesondere in Schweden (E. Bergsten, "Leopold A. F. Arends' stenografi eller kortskrift") und Ungarn (Dohnányi, "A. Lipót gyorsirás"), und wurde ferner auf die franz., span. und engl. Sprache (Grosse, "Manuel de la sténographie rationelle", Berl. 1873; Möller-Ingram, "Manual de la stenographia racional", Buenos-Aires 1870; Medorn, "People's Shorthand by L. A.") übertragen. A. schrieb ferner: "über den Sprachgebrauch der Vorzeit und die Herstellbarkeit der althebr. Vokalmusik" (Berl. 1867) und ließ 1844 das Drama "Libussas Wahl" sowie 1848 die Tragödie "Demosthenes oder Hellas' Untergang" erscheinen. - Vgl. Grosse, Leopold A. F. A. Eine biogr. Skizze (Berl. 1878).

Arendsee, Stadt im Kreis Osterburg des preuß. Reg.-Bez. Magdeburg, am 53 m tiefen und 5,42 qkm großen Arendsee (815 durch Erdbeben entstanden), Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Stendal), Zoll- und Steueramtes zweiter Klasse und einer Superintendentur, hat (1890) 2169 evang. E., Post, Telegraph, königl. Domäne mit Remontedepot (seit 1868), Kloster-und Johanniskirche (1882 wiederaufgebaut), landwirtschaftliche Winterschule, Bürger- und Volksschulen, Hospital für arme Bürger, städtische Sparkasse; Lederfabrik, Ziegelei, Brennerei, 3 Brauereien und Kaltwasserheilanstalt (Aktiengesellschaft mit 63 000 M. Kapital, 1873 gegründet). - Das 1184 von Otto I. von Brandenburg gegründete Benediktinerkloster wurde 1540 in ein adliges Fräuleinstift verwandelt. Als solches bestand es bis 1812; dann fielen seine Einkünfte der Domäne zu.

Arendts, Karl, Geograph, geb. 5. Juli 1815 zu Ingolstadt, war 1847-74 Professor der Erdkunde an der königl. Militärbildungsanstalt zu München, regte 1869 die Gründung der Münchener Geographischen Gesellschaft an, in der er den Vorsitz führte, und starb 11. Okt. 1881 zu Possenhofen. A. redigierte seit 1878 die "Deutsche Rundschau für Geographie und Statistik" (Wien) und veröffentlichte "Leitfaden für den ersten wissenschaftlichen Unterricht in der Geographie" (20. Aufl., bearbeitet von G. Biedermann, Regensb. 1884), "Geographie von Bayern" (8. Aufl., bearbeitet von G. Biedermann, ebd. 1888), "Grundzüge der mathem. und physik. Geographie" (ebd. 1876), "Naturhistor. Schulatlas" (5. Aufl., bearbeitet von Traumüller, Lpz. 1885); auch schrieb er mehrere naturhistor. Lehrbücher; außerdem bearbeitete er die 6. Auflage von Balbis (s. d.) "Allgemeiner Erdbeschreibung".

Arène (spr. arähn), Paul Aug., franz. Schriftsteller, geb. 26. Juni 1843 zu Sisteron, studierte zu Aix, wurde Lyceallehrer zu Marseille und Paris, lebt seit 1865 daselbst schriftstellernd und entfaltete glänzende Begabung für Schilderung von Land und Leuten seiner provençalischen Heimat, deren litterarisches Recht er als "Félibre" (s. d.) und Herausgeber der jährlichen "Armana prouvençau" (Avignon) vertrat, in den Novellensammlungen "La Gueuse parfumée" (1876; neue Ausg. 1884)