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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Arguieren - Argyll

lich vom König selbst zu zehnjähriger Zuchthausstrafe verurteilt. Durch die Revolution von 1820 in Freiheit gesetzt, erhielt A. das Portefeuille des Innern, gab es aber schon 1821 wieder ab. In den Cortes zu Sevilla stimmte er 1. Juni 1823 für Suspension der königl. Gewalt und flüchtete nach dem Sturze der Konstitution nach England, bis ihm die Amnestie 1832 nach Spanien zurückzukehren erlaubte. Er war wiederholt Präsident und Vicepräsident der Procuradorenkammer und zeigte sich stets als entschiedener Liberaler, ohne jedoch den Exaltados anzugehören. Bei der Wahl eines Regenten (Mai 1841) hatte er, nächst Espartero, die meisten Stimmen, bald darauf wurde er zum Vormund der Königin Isabella ernannt. Er legte dieses Amt 1843 nieder und starb am 23. März 1844 zu Madrid.

Arguieren (lat.), beschuldigen, überführen, beweisen.

Argulus, s. Karpfenlaus.

Argument (lat. Argumentum), Beweisgrund oder schlechtweg Beweis (s. d.); Argumentation, Beweisführung; argumentieren, folgern, durch Schlüsse einen Beweis führen.

Argun. 1) Der Ergone oder Erguné der Tungusen, ein Quellstrom des Amur (s. d.) in Ostasien, entsteht unter dem Namen Kerulen (Kherulen) oder Kerlon (Kherlon) im NO. von Urga oder Kuren, auf der Südseite des Kenteigebirges in der Mongolei, fließt ostwärts längs des Nordrandes der Wüste Gobi und ergießt sich nach einem Laufe von 920 km als ein wasserarmer Plateaustrom in den fischreichen See Dalai-nor (s. d.). Aus diesem fließt der Strom als A. heraus und bildet, auf seinem anfänglich gegen NNO., zuletzt gegen O. gerichteten Laufe, 52 km unterhalb des Ausflusses, von dem russ. Grenzposten Abagaitujewsk an, 800 km weit die russ.-chines. Grenze bis zu seiner Vereinigung mit der Schilka. Die Gesamtlänge des A. beträgt 1773 km. Hauptnebenflüsse sind von rechts der Chalcha, Chailar, von links der Uruljungu, Urow, Gasimur. Das Uferland des A. enthält Steinkohlenlager. - 2) Rechter Nebenfluß der Sunsba im russ.-kaukas. Terekgebiet, 147 km lang, bildet in seinem Mittellauf die Argunsche Schlucht, in der die Residenz Schamyls lag, und die 28. Jan. 1858 von dem russ. General Jewdokimow eingenommen wurde.

Argunscher Bezirk, Bezirk im Süden des Terekgebietes im russ. Kaukasien, benannt nach dem Flusse Argun (s. d. unter 2), hat 2816,5 qkm mit 36 288 E., meist Tschetschenzen, Acker- und Weinbau. Sitz der Verwaltung ist im Flecken Schatoj oder Schatojewstaja-Sloboda, mit Post und Telegraph.

Argunsche Schlucht, s. Argun.

Arguri oder Agburi, ehemals blühendes Dorf in Russisch-Armenien, am nördl. Fuße des Ararat, 650 m über der Ebene des Aras, an einem der St. Jakobsschlucht demselben entströmenden Bache, der Sage nach von Noah gegründet, der hier den Weinstock gepflanzt haben soll, wurde nebst dem 3 km oberhalb, beinahe 1950 m ü. d. M. und gegen 750 m über der Ebene gelegenen armenischen Kloster St. Jakob 2. Juli 1840 durch den von einem Erdbeben verursachten Bergsturz des Ararat vernichtet.

Argus, Riese, s. Argos.

Argusaugen, scharf beobachtende. alles bemerkende Augen, der griech. Sage von Argos (s. d.) entlehnt.

Argusfasan, s. Pfauen.

Argutien (lat.), Spitzfindigkeiten; argutiös, spitzfindig, gesucht.

Argyll oder Argyle (spr. ahrgeil), Grafschaft in Westschottland, grenzt im W. und S. an das Meer, umfaßt die Landschaften Northern-Argyll, Lorne, A., Cowal, Knapdale und Cantire, und die Inseln Mull, Tiree, Coll, Lismore, Islay, Jura, Colonsay, Rum, Iona, Stassa und andere kleinere, und hat ein Areal von 8430 qkm, wovon gegen 1595 auf die Inseln entfallen. Northern-Argyll und Lorne umfassen die Landschaften von Lochiel, Ardgour, Sunart, Ardnamurchan, Morvern und Appin. A. ist ein malerisches Gebirgsland mit steilen Küsten und tief eingeschnittenen Fjorden (Lochs). Kein Teil der Grafschaft ist mehr als 18 km von der See entfernt. Ardnamurchan Point ist der westlichste Punkt des Festlandes Schottlands. Die Gebirge sind mit Heide bewachsen. Wälder mit zahlreichem Wild kommen an den Bergabhängen und am Ufer der Lochs vor, Ackerland in den Thälern und an den Seearmen. Die höchsten Punkte des zu den südl. Grampians gerechneten Gebirges sind Bidean-nam-Bian (1129m), Ben-Laoigh (1112 m), Ben-Cruachan (1119 m) und Ben-More (1164 m) auf Mull. Glimmerschiefer, von Trappfelsen und Granit durchbrochen, herrscht vor. Der Bergbau liefert Blei, Silber, wenig Eisen und Steinkohlen. Man bricht Kalkstein, Marmor, Granit und namentlich viel Schiefer (auf dem Festlande zu Ballachulish 3 Mill., auf den Inseln 5 Mill. Platten jährlich), sowie auch Strontianit und Strontianerde. Die Landwirtschaft beschränkt sich meistens auf Schafzucht. Nur 3 3/10 Proz. der Bodenfläche sind angebaut. Der Boden befindet sich in den Händen weniger Eigentümer, Hauptgrundbesitzer ist der Herzog von A. Die Bauern (Crofters) leben überaus armselig und abhängig. Gebaut wird Hafer und eine Art Gerste (bear oder big), Flachs für den Hausbedarf des einzelnen Wirts, vorherrschend Kartoffeln, das Hauptnahrungsmittel. Meist ist das benutzte Land Wiese, aber es wird wenig Heu gemacht. Die Schafe sind in der Regel von der Lintonrasse, schwarzköpfig. Rindvieh wird aus dem westl. Hochlande ausgeführt auf den Südmarkt. Industrie ist unbedeutend. Wichtiger ist die Hering- (besonders in Loch Fyne), Klippfisch- und Kabeljaufischerei. In neuerer Zeit hat sich die Betriebsamkeit etwas gehoben, besonders infolge der Ausdehnung der Dampfschiffahrt, welche allmählich die entferntesten Punkte unter sich und vorzüglich mit Glasgow in Verbindung brachte. Die Bevölkerungszahl ist auffallend in Abnahme; sie betrug 1831: 100 993, 1850: 89 298, 1881: 76 468, 1891: 75 945 (37 210 männl., 38 735 weibl.) E. Unter den wenigen Städten der Grafschaft sind zu nennen: Inverarv, die Hauptstadt, Campbeltown und Oban. Die Grafschaft sendet ein Mitglied, und die Burghs Inverary, Oban und Campbeltown zusammen mit den Ayrshirer Ortschaften Ayr und Irvine ebenfalls ein Mitglied ins Unterhaus. Die Sprache der Bevölkerung ist vorherrschend gälisch.

Argyll oder Argyle (spr. ahrgeil), Herzogstitel in der schott. Familie Campbell, die von Gillespie de Campobello, einem Anglo-Normannen und spätern mächtigen Clanhäuptling, abstammt. Sir Duncan Campbell wurde 1445 zum Lord Campbell, dessen Sohn Colin Campbell 1457 durch König Jakob II. zum Grafen von A. erhoben, war Lordkanzler und starb 1493. Die Nachfolger spielten sämtlich eine Rolle in den Kämpfen ihrer Zeit, besonders Archibald Campbell, Marquis und achter Graf von A., geb. 1598. Er trat 1638 der Opposition gegen die versuchte Einführung der Bischofskirche in Schott-^[folgende Seite]