Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Aristophanes; Aristoteles

876

Aristophanes (von Byzanz) - Aristoteles

W. Ribbeck (mit deutscher Übersetzung, Berl. 1867) und von Belsen (Lpz. 1869); die "Ekklesiazusen" von Belsen (ebd. 1883). Übersetzungen einzelner Stücke von Wieland im "Attischen Museum", von Welcker (2 Bde., Gieß. 1810); der "Wolken" von Wolf (Berl. 1812); der "Vögel" von Rückert (in "Aus Friedr. Rückerts Nachlaß", Lpz. 1867): der "Sämtlichen Werke" von J. H. Voß (3 Bde., Braunschw. 1821), Droysen (3 Bde., Berl. 1835-38; 3. Aufl., 2 Bde., Lpz. 1880), Hieron. Müller (3 Bde., Lpz. 1843-46; neue Ausg. 1861), Seeger (3 Bde., Frankf. 1842-48). Schnitzer (Stuttg. 1842-54), Minckwitz und Wessely (4 Bde., ebd. 1845-73; neueste Ausg. in der "Langenscheidtschen Bibliothek"), Donner (3 Bde., Frankf. 1861-62), Mähly (Stuttg. 1885). Eine Sammlung der wichtigen alten Scholien besorgte Dübner (Par. 1842). - Vgl. Rötscher, A. und sein Zeitalter (Berl. 1827); F. Ranke, "De Aristophanis vita" (Lpz. 1845); Müller-Strübing, A. und die histor. Kritik (ebd. 1873).

Aristophanes von Byzanz, griech. Grammatiker und Kritiker unter den Ptolemäern, geb. um 260. gest. gegen 180 v. Chr., Schüler des Zenodot, Lehrer des Aristarch, wurde im 62. Jahre Vorsteher der Alexandrinischen Bibliothek. Ihm wird die Erfindung der Accent- und der Interpunktionszeichen zugeschrieben. Ein Hauptverdienst erwarb A. sich um die Kritik und Erklärung der Homerischen Gedichte; auch von den Lyrikern und wahrscheinlich von den Tragikern veranstaltete er Ausgaben. Seine Schriften sind bis auf Bruchstücke verloren gegangen; diese gesammelt von Rauck in den "Aristophanis Byzantini Fragmenta" (Halle 1848).

Aristoteles, griech. Philosoph, Schöpfer des abgeschlossensten, umfassendsten Systems der griech. Wissenschaft und Stifter der Peripatetischen Schule, geb. 384 v. Chr. in der macedon. Stadt Stagira. Sein Vater Nikomachus, Leibarzt des Königs Amyntas von Macedonien, bestimmte den Sohn für dieselbe Laufbahn. Nach dem frühen Tode des Vaters ging A. zuerst nach Atarneus in Kleinasien und dann in seinem 18. Lebensjahre nach Athen, wo er 20 Jahre lebte. Hier entwickelte sich unter den Vorträgen Platos früh seine philos. Selbständigkeit, die er auch dem Meister gegenüber behauptete. Wenn jedoch die spätern Schriftsteller von einem offenen Bruche zwischen beiden berichten und die Undankbarkeit des Schülers gegen den Lehrer zu tadeln pflegen, so spricht der stets achtungsvolle Ton, in welchem die Polemik des A. gegen die Platonische Ideenlehre gehalten ist, durchaus dagegen. Nach Platos Tode (347 v. Chr.) begab er sich mit Xenokrates zu dem Herrscher von Atarneus, Hermias. Nachdem dieser drei Jahre später durch Verrat in die Hände des Artaxerxes geraten war, heiratete A. dessen Nichte Pythias und ließ sich mit ihr in Mitylene nieder. Von hier rief ihn 343 v. Chr. der König Philipp von Macedonien an seinen Hof, um die Erziehung seines Sohnes Alexander durch ihn leiten zu lassen. Da Alexander bereits seit 340 eifrigst thätig in kriegerischen und Verwaltungsangelegenheiten war, kann die eigentliche Lehre nicht allzulange gedauert haben. Doch lebte A. in Macedonien bis zum Beginn des asiat. Feldzugs. Alexander achtete ihn hoch und hat späterhin seine großartigen Forschungen, deren manche aus den Mitteln eines Privatmannes kaum zu bestreiten waren, mit Geldmitteln freigebig unterstützt. Erst später scheint sich das Verhältnis zwischen beiden durch das Verfahren des Königs gegen Kallisthenes, den Neffen des Philosophen, getrübt zu haben; schon vorher jedoch war A. 334 wieder nach Athen übergesiedelt und gründete dort seine Schule, die von dem Umstände, daß es seine Gewohnheit war, einen Teil der Vorträge im Auf- und Abgehen (grch. peripatein) zu halten, oder wohl richtiger von den schattigen Laubgängen (grch. peripatoi), die den Ort seines Lehrens, das Lyceum, umgaben, den Namen der peripatetischen erhielt. Er stand der Schule 12 Jahre vor. Die Erhebung Athens nach Alexanders Tode wurde dem Freunde des macedon. Königshauses gefährlich. Eine Anklage, von Demophilus eingereicht, wegen Verletzung der bestehenden Religion, war nur ein Vorwand, um ihm etwas anzuhaben. A. fand es geraten, die Stadt zu verlassen, er begab sich nach Chalcis auf Euböa, ohne Zweifel mit der Absicht zurückzukehren, sobald der Sturm sich gelegt hätte. Die Leitung der Schule übergab er interimistisch dem Theophrastus (s. d.). Die Rückkehr war ihm nicht mehr beschieden, er starb 322 an einer Unterleibskrankheit. Sein Testament, das als eine Art Stiftungsurkunde in der Peripatetischen Schule aufbewahrt wurde, bestimmte den Theophrast zum Erben der Bibliothek und Vorstand des Schülerkreises. A.' Charakter tritt aus seinen Schriften ernst und edel hervor; von Verleumdungen freilich ist er, wie alle alten Philosophen, nicht verschont geblieben. Durch seine umfassende Gelehrsamkeit, seine ausgedehnten naturwissenschaftlichen Kenntnisse und seine strenge Systematik hat er zwei Jahrtausende hindurch die Wissenschaft beherrscht (s. Aristotelische Philosophie).

Die zahlreichen Schriften des A. umfassen beinahe das ganze Gebiet des damals zugänglichen Wissens, das er in philos. Beziehung tiefer begründet, systematisch geordnet und nach der empirischen Seite hin bedeutend vermehrt hat. Manche dieser Schriften hatte er bei seinen Lebzeiten nicht mehr bekannt gemacht; eine große Anzahl anderer ist ihm später untergeschoben worden. Aber auch die ihm sicher angehörigen befinden sich nicht überall in zweifellosem Zustande. Von den verloren gegangenen Werken des A. ist der Verlust aller nach Art der Platonischen Schriften, mehr an das große Publikum gerichteten Werke (meist Dialoge), zu beklagen. Die noch erhaltenen Schriften des A. zeigen in ihrer stilistischen Durchführung kein gleichartiges Gepräge, selbst innerhalb der einzelnen Schriften machen einige Partien den Eindruck einer vollständig für die Publikation bestimmten Ausarbeitung, während andere Teile nur skizziert sind; noch andere endlich lassen die Vermutung entstehen, daß sie Aufzeichnungen des Lehrers zum Behufe seines Vortrages gewesen oder aus den Nachschriften seiner Zuhörer entstanden oder doch überarbeitet sind.

Seine gesamten Schriften lassen sich nach der Gliederung des Aristotelischen Systems in vier Klassen ordnen, von denen die erste die logisch-propädeutischen, die zweite die metaphysischen und naturwissenschaftlichen, die dritte die ethischen Werke, die vierte nur die Poetik und Rhetorik enthält. Die Bücher der ersten Klasse sind von den Schülern des A. unter dem Namen des "Organon" zusammengefaßt; es umfaßt die Schriften von den Kategorien, "De interpretatione", die beiden "Analytiken", die "Topika" und das Buch "Über die Trugschlüsse der Sophisten". Die Echtheit der ersten beiden ist angezweifelt; das ganze "Organon" hat Waitz (2 Bde.,