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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Arteriitis - Arthrophlogosis

mehr den erforderlichen Widerstand entgegensetzen können. Nicht selten bilden sich dabei auf der Innenfläche der Arterien kleinere oder größere Substanzverluste, welche als atheromatöse Geschwüre bezeichnet werden. Atheromatöse Arterien zerreißen sehr leicht und führen zu Blutungen, insbesondere Gehirnblutungen oder Schlagflüssen, zur Bildung von Aneurysmen (s. d.), zu Altersbrand (s. Brand) sowie zu Thrombose und Embolie (s. d.). Deshalb müssen sich alte Leute vor übermäßigen Aufregungen des Gefäßsystems, besonders vor unmäßigen Mahlzeiten und Trinkgelagen, übertriebenen Muskelbewegungen, sowie heftigem Husten und starkem Pressen beim Stuhlgang hüten, da hierdurch der Blutdruck plötzlich gesteigert und damit den kranken Gefäßwänden mehr zugemutet wird, als sie ertragen können.

Arteriitis (grch.), s. Arterienentzündung.

Arteriosklerose (grch.), die chronische Entzündung und Verkalkung der Arterien (s. Arterienentzündung.)

Arteriotomie (grch.), s. Aderlaß.

Artern, Stadt im Kreis Sangerhausen des preuß. Reg.-Bez. Merseburg, in der Goldenen Aue und am Zusammenfluß der Helme mit der schiffbaren Unstrut, an der Linie Sangerhausen-Erfurt und der Nebenlinie Naumburg-A. (Unstrutbahn, 55,5 km) der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Nordhausen), Zollamtes, Steuer- und Salzsteueramtes erster Klasse, hat (1890) 4790 E., darunter 53 Katholiken und 10 Israeliten, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, königl. Saline (seit 15. Jahrh.) mit Badehaus, höhere Privat-Knaben-und-Mädchenschule, Schuhmacherfachschule, Krankenhaus, Wasserleitung, Darlehnsverein; Ackerbau, Viehzucht, Zucker-, Papier-, Malz- und chem. Fabriken, Dampfziegelei, Aktienbierbrauerei. In der Nähe bei Edersleben und Borrleben Braunkohlen- und Steinsalzlager (309 m tief). A. ist Geburtsort von Goethes Vater. - Schon 760 urkundlich erwähnt, kam A. 1310 an die Grafen von Hohenstein, später an die Herren von Heldrungen, 1452 durch Kauf an die Grafen von Mansfeld, 1780 an Kursachsen, 1815 an Preußen. Vom Schlosse ist nur die verfallene got.-roman. Kirche übrig.

Artesische Brunnen, s. Bohrbrunnen.

Artes liberales (lat.), s. Freie Künste.

Artevelde, Jak. van, flandr. Volksführer, geb. 1285 als Sohn des reichen und in vornehmen Familienverbindungen stehenden Tuchhändlers Joh. van A. in Gent. Graf Ludwig I. von Flandern war mit Hilfe des Königs Philipp VI. von Frankreich nach der Schlacht bei Cassel, 23. Aug. 1328, in seine Grafschaft zurückgeführt. Der Graf war mithin der Bundesgenosse des Königs, während die Sympathien der Bevölkerung, großenteils wegen der Handelsinteressen (die flandr. Webereien konnten der engl. Wolle nicht entbehren), sich zu England neigten. Als nun 1337 der hundertjährige Krieg zwischen Frankreich und England ausbrach, stellte der Graf sich an die Seite des erstern. Zu dieser Zeit trat A. als Stadthauptmann an die Spitze der Genter Bürgerschaft und faßte einen großartigen Plan, wonach nicht nur die flandr. Städte, ihre gegenseitigen Fehden vergessend, sich vereinigen sollten, sondern sogar ein Städtebund aller niederländ. Städte (nach der Art der Hansa) gegründet werden sollte. Wirklich gelang es ihm, mit Brügge und Ypern ein Bündnis abzuschließen: auch brabantische Städte erklärten sich zu dem Beitritt geneigt; in Holland und Hennegau wurde unterhandelt. Die verbündeten Städte sollten als eine unabhängige Macht zwischen den kämpfenden Fürsten sich neutral halten. Dies aber erwies sich als unmöglich. A. schloß sich den Engländern an. Der Graf wurde zwar nicht förmlich der Regierung entsetzt, aber der wirkliche Beherrscher Flanderns war A. Zuletzt aber brach die alte Zwietracht wieder aus. Die energische Regierung A.s galt bald als Tyrannei. Mit Recht oder Unrecht hielt man ihn im Verdacht, den Prinzen von Wales an die Stelle Ludwigs als Grafen einsetzen zu wollen. Er wurde 24. Juli 1345 von einem wütenden Volkshaufen in seinem Hause ermordet. 1863 wurde ihm in Gent ein Erzstandbild errichtet. - Sein Sohn Philipp van A., geb. 1340, ward 1381 bei einem Aufstande der Genter gegen den Grafen von Flandern, Ludwig II. von Male, zu welchem Brügge hielt, als "Ruwaert" mit der Oberleitung betraut. Nachdem er die noch lebenden Anstifter der Ermordung seines Vaters hatte hinrichten lassen, schlug er 3. Mai 1382 bei Beverhout den Grafen, nahm dann Brügge ein, und wurde hierauf von ganz Flandern, mit Ausnahme von Oudenaarde, als Regent anerkannt. Der vertriebene Graf Ludwig fand jedoch Hilfe bei Karl VI. von Frankreich, der eine ansehnliche Streitmacht unter Oliver de Clisson nach den Niederlanden sandte. In der Schlacht bei Roosenbeeke 27. Nov. 1382 erlitten die Flamänder eine vollständige Niederlage und A. selbst fand den Tod. Die Geschichte der beiden A. ist mehrfach poetisch bearbeitet worden. - Vgl. Hutton, James und Philip Van A. (Lond. 1882); Ashley, James und Philip Van A. (ebd. 1883); Namèche, Les van A. et leur époque (Löwen 1887).

Arth oder Art, Flecken im schweiz. Kanton und Bezirk Schwyz, 13 km nordwestlich von Schwyz, in 425 m Höhe, am Zuger See zwischen Rigi und Roßberg, in fruchtbarer Thalebene an den Linien Luzern-Chiasso der Gotthard-, Rapperswil-A.-Goldau der Schweiz. Südostbahn und an der A.-Rigibahn (s. Rigibahnen), hat (1888) 2528 E., darunter 49 Evangelische, Post, Telegraph, 1677 erbaute Kirche, in der silbernes Trinkgeschirr und Schale aus der Schlacht bei Grandson aufbewahrt werden, Kapuzinerkloster, Sekundärschule; Seidenspinnerei, Viehzucht, Obst- und Ackerbau, ist mit Küßnacht, Zug und Schwyz durch Poststraßen verbunden und hat als Kopfstation der A.-Rigibahn und als Dampfschiffstation lebhaften Fremdenverkehr.

Arthois (spr. artŏá), Jacques d', Landschafter der vläm. Schule, der Hauptmeister von Brüssel, geb. daselbst 1613, gest. nach 1683. Mit ungemeiner Farbenkraft und in großartigen Kompositionen schilderte er die Waldungen seiner Heimat. Die meisten seiner Werke findet man in Brüssel. Sein Bruder Nicolas und sein Sohn Jan Baptist arbeiteten in seinem Stil.

Arthr... und Arthro... (vom grch. arthron, Gelenk, Glied), Gelenk..., Glied ...

Arthralgie (grch.), Gelenkschmerz, Gliederreißen.

Arthritis (grch.), Gelenkentzündung, Gicht; arthritisch, gichtisch.

Arthro..., s. Arthr...

Arthrocace (grch.), Gelenkverschwärung, Gliedschwamm (s. d.).

Arthrodie (grch.), ein freies oder Kugelgelenk (s. Gelenk).

Arthrogastra. (grch.), s. Gliederspinnen.

Arthrogrypose (grch.), Gelenkverkrümmung.

Arthrophlogosis, Arthrophlogose (grch.), Gelenkentzündung.